Margos Spuren (2015) | Filmkritik

Margos Spuren

Zu Zeiten von peinlichen Fahrradhelmen, dem kleinen Einmaleins und Milchzahn-Abenteuern waren Quentin Jacobsen (Natt Wolff) und Margo Roth Spiegelman (Cara Delevingne) die dicksten Freunde. Doch wie die Zeit so spielt, entwickeln sich die beiden in unterschiedliche Richtungen. Ehe sie sich versehen, leben sie in zwei Welten. Sie teilen nur noch dieselbe Highschool.

Quentin will gerade akzeptieren, dass Freunde kommen und gehen wie Kellner in einem Restaurant, da steht Margo eines Nachts plötzlich in seinem Zimmer. Sie überredet ihn schließlich zu einem nächtlichen Rachefeldzug gegen ihren Ex-Freund, der den vergessenen Spaß der Sandkastenfreundschaft wieder aufleben lässt. Quentin bemerkt, dass eine leise Verliebtheit immer noch in ihm steckt. Aber am nächsten Morgen ist Margo fort. Einfach verschwunden. Spurlos!

Oder etwa doch nicht? Quentin schart seine besten Kumpels Radar (Justice Smith) und Ben (Austin Abrams) um sich, um Margos geheimnisvolle Hinweise zu entschlüsseln. Werden sie das Rätsel vor dem großen Abschlussball lösen? Und was hat Margos Gerede von einer ominösen Papierstadt wohl damit zu tun? Auf dieser letzten Reise als Schuldbankdrücker bestimmt ein Motto Quentins Schritte: „Man muss sich erst verlieren, bevor man sich finden kann.“

Mit Margos Spuren bringt Fox also gleich die nächste Portion John Green für alle Fans seiner Teenie-Romane in die weltweiten Kinosäle. Die Adaption der Geschichte Das Schicksal ist ein mieser Verräter avancierte ja bekanntlich zu einer der größten Überraschungen des Jahres 2014. In den USA gelang es Margos Spuren an diesen Erfolg anzuknüpfen. Die Produktionskosten von 12 Millionen US-Dollar hatte der Film bereits am Startwochenende wieder eingespielt. Hierzulande blieben die Reaktionen allerdings eher verhalten. Zu Unrecht ging der Streifen neben all den Sommer-Blockbustern unter. Dabei hat Regisseur Jake Schreier zweifelsohne ein solides Werk geschaffen.

Warum reicht es jedoch nicht für mehr? Weil Margos Spuren einige Mankos aufweist, die das Filmerlebnis zwar nur unwesentlich schmälern, aber trotzdem verhindern, dass Lobgesänge erklingen.

Zum einen verliert die Erzählung ihr Tempo auf halber Strecke. Wo am Anfang Margos und Quentins nächtlicher Rachefeldzug durch Orlando nur so Power und Witz versprüht und am Ende der coole Roadtrip das Ruder wieder rumreist, fehlt nach Margos Verschwinden der Pepp. Ihre Spuren sind vielleicht zu rar gesät, um das Feeling einer echten Schnitzeljagd aufkommen zu lassen. Natürlich bietet der Streifen dem Zuschauer stets gelungene Schauplätze und Dialoge, dennoch muss ich gestehen, dass ich das eine ums andere Mal dachte: „Wann geht’s jetzt denn endlich zur Sache?“

Zum anderen reibt der Film einem zum Schluss die „Moral von der Geschicht“ zu sehr unter die Nase. Alles mündet in einem Finale, das mit einer ordentlichen Portion Kitsch daherkommt und sich in Quentins Voice-Over zu sehr selbst erklärt. Andere Genre-Vertreter wie Vielleicht lieber morgen lösten das bereits charmanter. Diesen Kritikpunkt sollte man freilich nicht überbewerten, denn Kitsch gehört zum Coming-of-Age-Genre von Natur aus dazu und passt außerdem in die verklärte Teenie-Welt der heutigen Zeit. Es ist also lediglich eine Warnung, nicht per se ein Manko der Erzählung.

Auf der Haben-Seite gibt es zu meiner Freude weitaus mehr zu vermerken. Margos Spuren enthält die meisten Zutaten einer unterhaltsamen Highschool-Story. Da wäre der Ohrwurm-Soundtrack mit lauter einfallsreichen Vertretern der zeitgenössischen Pop-Musik. Oder die vortreffliche Chemie zwischen dem Dreigespann aus Quentin, Radar und dem „blutigen“ Ben. Die drei Jungs ergänzen einander perfekt und produzieren eine ansehnliche Reihe Gags. Gerade Ben als der perverse Loser mit großem Herz ist eine ulkige Figur, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Eine Buddy-Szene kann ich da kaum unerwähnt lassen. Mein Herz seufzte schließlich nicht umsonst voller Nostalgie, als die drei Kumpels den Pokemon-Theme-Song schmettern, um ihre Angst zu vertreiben. Nach solchen Momenten verlangt jeder Genre-Fan und sie finden sich immer wieder in Margos Spuren. Da erinnern Witze über Quentins äußerst attraktive Mutter an moderne Klassiker wie Superbad und die American Pie-Filme. Auch das Schwänzen, die Fahrt mit dem ersten eigenen Auto, die feuchtfröhliche Senior-Fete und die obligatorische Ekel-Szene passen ins Bild einer spaßigen Sommergeschichte.

Die Figur Margo schafft es nebenbei einen frischen Wind in das althergebrachte Schema zu bringen. Cara Delevingne taucht zwar kaum 20 Minuten auf der Leinwand auf, liefert uns aber dafür eine kraftvolle Darbietung und mausert sich zum unbestrittenen Star des Streifens. Nicht zu Unrecht war die gesamte Filmcrew bereits nach ihrem Vorsprechen beeindruckt.

Ich wurde während des Films das Gefühl nicht los, dass Margo nicht jenes Mysterium ist, das sie aus sich macht. An manchen Stellen wirkte sie auf mich sogar unsympathisch. Genau eine solche Erfahrung machen Teenager und auch Erwachsene in der echten Welt Tag für Tag. So manche Schwärmerei entpuppt sich eben als Blindheit und so mancher Zauber verebbt mit der Zeit. Am Ende bleibt uns nichts anderes übrig als zu akzeptieren, wer wir sind. Wenn diese Erkenntnis sich erst einmal einstellt und die eigenen Freunde immer noch an Bord sind, verlieren die Erwartungen der Erwachsenenwelt und das Schaulaufen in der Highschool plötzlich ihre Bedeutung.

Alles in allem ist aus Margos Spuren zwar kein Meisterwerk oder ein mutiger Neuling unter seinen Vertretern geworden, aber dennoch ein feiner Coming-of-Age-Film. Die Zielgruppe erklärt sich dabei von selbst. Aber auch etwas ältere Fans des Genres sollten auf ihre Kosten kommen. Jake Schreier fängt mit seinen liebenswerten Jungtalenten das „So-wie-jetzt-wird-es-nie-wieder-Gefühl“ der letzten Schuljahre auf unterhaltsame Art und Weise ein und erschafft damit ein seichtes Stück Kino. Der entspannte Sonntagnachmittag ist also gerettet!

Regie: Jake Schreier
Drehbuch: Scott Neustadter, Michael H. Weber
Musik: Ryan Lott
Darsteller: Nat Wolff, Cara Delevingne, Halston Sage, Austin Abrams, Justice Smith, Jaz Sinclair, Cara Buono

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Bildrechte: 20th Century Fox

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