Breaking Thru (2015) | Filmkritik

Breaking Thru – der Durchbruch! Casey (Sophia Aguiar) und ihre Freunde wünschen sich nichts sehnlicher, als mit einem Tanzvideo groß rauszukommen. Sie arbeiten unermüdlich an Aufnahmen, die sie auf YouTube veröffentlichen, doch die Klickzahlen bleiben zu ihrer großen Enttäuschung weit unter den Erwartungen. Als Talent-Scout Quinn (Jay Ellis) auf sie aufmerksam wird und die Mittel für ein professionelles Video zur Verfügung stellt, kann Casey ihr Glück kaum fassen. Die Freunde sind zunächst begeistert, da sie nun endlich ein gutes Video aufnehmen können. Doch bald zeigt sich, dass Quinn eigentlich nur an Casey und ihren Choreographien interessiert ist. Während Casey den Weg zum Ruhm weiter voranschreitet, müssen die anderen immer mehr in den Hintergrund treten.

Zum Internet-Star gemausert, fangen für Casey die eigentlichen Probleme erst an, denn sie muss das Gleichgewicht zwischen ihrer Online-Persönlichkeit und ihrer wahren Identität erst noch finden. Der aufstrebenden Tänzerin wird nur langsam bewusst, dass sie bald sehr viel mehr verlieren als gewinnen könnte.

Das Debakel um die YouTube Prominenz von heute, irgendwo zwischen Zuneigung und Distanz, ist gerade in aller Munde und somit trifft der Tanzfilm Breaking Thru (Originaltitel: Breaking Through) rein thematisch schon einmal den Nerv der Zeit. Wie viele junge Menschen träumen auch die fünf Protagonisten von einem Durchbruch in den Sozialen Medien. Wie so oft werden die Schattenseiten erst hinterher bekannt: Tänzerin Casey schafft es durch viel Glück zur Youtube-Sensation, muss aber überlegen, wie viel sie dabei von sich selbst und ihrer eigenen Kreativität bereit ist, aufzugeben.

Dass die Klickzahlen auf Youtube zu Beginn des Films ausbleiben, scheint für die fünfköpfige Dancecrew unverständlich, dem Zuschauer wird der Grund allerdings schnell offensichtlich: Die Moves sind eintönig, asynchron und irgendwo hat man alles schon einmal gesehen. Selbst als Talent-Scout Quinn die Videos finanziert und aufwertet, wirken diese zwar optisch ansprechend, doch die Choreographie schafft es nicht mitzureißen.

Dass das, was nicht ist, noch werden kann, zeigt sich jedoch im Verlauf des Films. Das Erzähltempo legt ebenso zu wie das Niveau der Danceperformances. Höhepunkte bieten ein Tanzduett von Casey und Beinahe-Lover JJ (Jordan Rodrigues), welches zum ersten Mal Emotionen beim Tanzen vermittelt, sowie eine Performance vor einer animierten Leinwand, die mitreißt und optisch überzeugt. Vor allem die Musik von Lindsay Sterling bleibt hier im Gedächtnis und verleiht der tänzerischen Darbietung Intensität.

Breaking Thru wird von John Swetnam inszeniert, der als Drehbuchautor bereits am Musikfilm Step Up: All In mitwirkte. An bekannte und erfolgreiche Tanzfilme wie Honey oder Save the Last Dance muss sich dieser Beitrag jedoch hinten anstellen. Musikalisch gesehen folgt der Film vielen Genres, so sind Hip Hop-Elemente ebenso von der Partie wie Pop, R&B und Eigthies. R&B-Musiker und –Songwriter John Legend, der für Breaking Thru als Producer mitwirkt und in diesem Jahr den Oscar für den Besten Filmsong einheimste, beweist somit gutes Gespür in der Auswahl von Titel. Die Konzentration der Tanzgruppe auf ein bestimmtes Genre hätte der Story jedoch mehr Glaubwürdigkeit verliehen.

YouTube beziffert seine Nutzerzahl auf mehr als eine Milliarde weltweit. Jede Minute wird Videomaterial in einer Länge von rund 300 Stunden hochgeladen. Selbst wenn sich viele junge Menschen durch einen eigenen Kanal zum YouTube Hit mausern, ist der Job kein Zuckerschlecken: Hohe Erwartungen, ein straffer Zeitplan, Konkurrenz und Hasskommentare setzen den YouTubern zu und erwarten viel Durchhaltevermögen.

Auf solche Hürden wurde im Film allerdings verzichtet. Im Verlaufe der Geschichte zeigt sich, dass das eigentliche Problem nicht der YouTube-Wahn, sondern eher Caseys schlechte Laune und ihr fallendes Interesse an ihren Mitmenschen. Hier hätte das Potential, die Generation YouTube kritisch zu beäugen, viel mehr ausgeschöpft werden können. Wie sehr Casey darunter leidet, wie sie kurz vorm Nervenzusammenbruch steht, wie sie im YouTube Himmel steigt und fällt, auf all das wartet man vergeblich. In dem Freundin Tara (Marissa Heart) Opfer von Cybermobbing wird, wird damit eine wichtige Kehrseite der Videoplattformen thematisiert, jedoch nicht weiter aufgegriffen oder gelöst.

Ungelöste oder gar nicht erst angesprochene Konflikte und oberflächliche Dialoge tragen dazu bei, dass keiner der Figuren die notwendige Tiefe vermittelt wird, so dass man mit diesen sympathisiert und mitfiebert. Hinzu kommt noch eine unharmonische und in der Story aufgesetzt wirkende Liebesgeschichte.

Am Ende liefert John Swetnam einen leider nur mittelmäßigen Tanzfilm mit ein paar guten Moves und einem stimmigen Soundtrack, dessen überwiegend fade Erzählweise und oberflächliche Charaktere den richtigen Beat nicht aufs Publikum übertragen können.

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