Vor wenigen Wochen kündigte das Studio Paramount an, die bereits vier Filme umspannende Transformers-Reihe um mindestens drei weitere Fortsetzungen zu verlängern. Kein Wunder, hat diese filmische Goldgrube dem Studio doch weltweit bereits fast 4 Milliarden US-Dollar in die Kassen gespült. Grund genug noch einmal zurück zu gehen und zu schauen wie alles angefangen hat.
Steven Spielberg entwickelte Mitte des letzten Jahrzehnts zusammen mit der Spielzeugfirma Hasbro, welche die Actionfiguren seit den 80er-Jahren populär vertreibt, die Idee, aus den Plastikkämpfern einen Live-Action-Film zu entwickeln. Die Regie übernahm der Hollywood-Veteran hierbei allerdings nicht selbst, sondern überließ sie dem berühmt-berüchtigten Action-Dirigenten Michael Bay (Armageddon, Bad Boys, The Rock). Dass unter diesen Vorzeichen zwar kein anspruchsvoller Film mit Mehrwert entsteht war zu befürchten und erwarten, und dennoch ist Transformers einer der unterhaltsamsten Blockbuster seiner Generation.
Doch worum geht es überhaupt in einem Film über sich in Autos verwandelnde Roboter aus dem Weltraum?
Der Teenager Sam Witwicky (Shia LaBeouf) bekommt von seinem Vater einen schrottreifen Camaro geschenkt, der aber nach und nach ein Eigenleben zu entwickeln scheint. Mit dem Auto versucht er nicht nur die High-School-Schönheit Mikaela (Megan Fox) zu beeindrucken, sondern gerät mitten in einen Krieg zwischen zwei Roboter-Rassen. Die Autobots (die Guten) und die Decepticons (ganz böse) tragen ihren Kampf um den sogenannten All Spark, einen ominösen Würfel aus dem Weltall, auf der Erde aus. In diesem Krieg müssen Sam, Mikaela, die Autobots, ein Haufen Regierungsbeamte (u.a. Jon Voight und John Turturro) und das amerikanische Militär nicht nur verhindern, dass der Spark in die falschen Hände gerät, sondern gleich noch das Schicksal unseres Planeten bestimmen.
Hört sich der Plot erst einmal so einfältig wie blödsinnig an, muss man dem Drehbuch irgendwie doch attestieren eine in sich gewissermaßen stimmige Logik zu haben und seinen Zweck zu erfüllen. Warum die Transformers ihren Kampf ausgerechnet auf der Erde austragen, wird nicht weiter logisch hinterfragt. Der All Spark dient schlichtweg als moderner McGuffin für alles was die Handlung einigermaßen vorantreibt. Warum gerade der Würfel so wertvoll ist, wird nicht weiter thematisiert. Schließlich reicht er, um der Geschichte einen Rahmen für den Kampf Gut gegen Böse und die gigantischen Schauwerte zu liefern.
Das Zentrum des Films bildet ohnehin die Geschichte um den zappeligen Teenager Sam Witwicky, was sich im Nachhinein als kluger Schachzug erweist. Die zeitweise regelrecht klassische Teenie-Komödie beruhigt den Film vor lauter Bombast und Vollgasaction gerade in der ersten Stunde deutlich und hat wider Erwarten eine Menge guter Gags und Unterhaltung zu bieten. Die nichts desto trotz klischee-überladene Teenstory bietet dem Zuschauer aber gerade noch genug Luft, um von der Massenzerstörung im letzten Filmdrittel nicht vollends überladen zu werden. Ein Schwachpunkt an dieser Storyführung ist allerdings, dass es bis zum ersten echten Auftauchen der Transformers eine geschlagene Stunde dauert.
Für einen Film, der sich Transformers nennt, immerhin diskutabel. Der Bösewicht Megatron (im Orginal gesprochen von Hugo Weaving) darf sogar erst nach knapp 2/3 der Spieldauer ernsthaft in Erscheinung treten. Man hat es eben mit einem Blockbuster á la Michael Bay zu tun, der im Drehbuch-Grundkurs an der Filmschule wohl das ein oder andere mal gefehlt hat.
Auch bietet Transformers wieder sämtliche Stereotype für die er geliebt oder gehasst, auf jeden Fall aber berüchtigt ist. Es gibt von knalligen Farben, heroischen Militärs über kreisenden Helikoptern, Sonnenuntergängen bis zu jeder Menge Pathos und Slow Motion alles, was einen Michael Bay–Film als solchen erkennbar macht. Man könnte wahrscheinlich wahllos 5 Minuten des Films zeigen und jeder, der den Mann kennt, weiß, dass es sich um einen Bay-Streifen handelt. Eine weitere Sache, die typisch für ihn und mittlerweile jeden großen Blockbuster ist, ist das Product Placement. Das ist zwar heute Gang und Gäbe, sollte bei einem Film, der auf einem Spielzeugprodukt beruht und in dessen Zentrum Autos stehen, nicht unerwähnt bleiben. Transformers strapaziert die Grenzen der Unterschwelligkeit hier schon beachtlich und auch Bays Herkunft als ehemaliger Werbefilmer wird allzu offensichtlich.
Was kann man dem 130-minütigen Roboter-Spektakel also bei aller Kritik noch positives abgewinnen? Genau das. Er ist Spektakel.
Transformers ist von Anfang an pures Blockbusterkino und ein Effektgewitter für Actionfans. Denn wenn es um Action und Hochglanz-Ästhetik geht ist Michael Bay als Bombast-Maestro nämlich wieder voll und ganz in seinem Element. Was er gerade im halbstündigen Finale auf die Leinwand zaubert ist brachial und bildgewaltig. Die wirkliche Wirkung dieses Bombastes lässt sich wohl am besten auf möglichst großer Leinwand und mit lautem Sound erleben. Dass der Film bisweilen an der Grenze der Reizüberflutung wandelt, trübt hierbei den Unterhaltungsfaktor nicht.
Einziger Wermutstropfen ist vielleicht, dass bei den zahllosen Blechgewittern von sich duellierenden Robotern die Übersichtlichkeit bisweilen verloren geht, wer es da gerade eigentlich mit wem aufnimmt. Dennoch, und das muss man dem Film 8 Jahre später wirklich anrechnen, ist Transformers technisch nahezu perfekt. Auch heute noch sehen die titelgebenden Roboter wahnsinnig gut aus. Und obwohl sie alle natürlich reine CGI-Kreationen sind, hat man nie im Film das Gefühl man würde hier einen Film aus dem Computer oder gar ein Computerspiel sehen. Schade, dass sich Steven Spielberg für seinen ein Jahr später erschienenen vierten Indiana Jones nicht daran erinnert hat.
Was der Film insgesamt bietet ist vornehmlich für Augen und Ohren, das aber umso gewaltiger. Wer also darüber hinweg sehen kann, dass der Plot kein Goethe-Roman ist, Megan Fox nur gut aussehen soll, ordentlich Werbung gemacht wird und prinzipiell jede Einstellung des Films auf Hochglanz getrimmt und stilisiert wird, der wird hier seinen Spaß haben. Natürlich ist das hier ein wenig ein Männerfilm bzw. ein Film für das Kind im Manne, aber vorwerfen kann man ihm das nicht wirklich, denn Transformers aus dem Jahr 2007 will nie mehr als das sein was er ist. Und das ist ein bombastischer Sommerblockbuster in Reinkultur und ein wahnsinnig unterhaltsames, knalliges Popcornkino.
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Shia LaBeouf, Tyrese Gibson, Josh Duhamel, Anthony Anderson, Megan Fox, Rachael Taylor, John Turturro, Jon Voight