Man lernt nie aus (2015) | Filmkritik

Man lernt nie aus

Don Vito Corleone als Praktikant und Chauffeur von Catwoman Anne Hathaway? Nancy Meyers macht’s möglich!

In ihrem neuesten Streich Man lernt nie aus (Originaltitel: The Intern) spielt die mittlerweile ins Rentenalter eingetretene Kinolegende Robert de Niro (Der Pate 2, Taxi Driver) den 70-jährigen Witwer, der sich mangels Beschäftigung für ein Praktikum in Jules Ostins (Anne Hathaway, zuletzt Les Miserables oder The Dark Knight Rises) Modeunternehmen für ein Praktikum bewirbt.

Die aus zwei unterschiedlichen Generationen und Geschäftswelten stammenden Mitarbeiter wissen zunächst wenig miteinander anzufangen. Doch nach und nach erwächst aus der ungleichen Zusammenarbeit immer mehr eine Freundschaft. Der Gentleman der alten Schule kommt mit seiner warmherzigen und charmanten Art nicht nur bei den Kollegen immer besser an, sondern weiß auch dank seiner Erfahrung der dauergestressten Businessfrau Jules zu helfen und so verschwimmt die Grenze, wer hier bei wem das Praktikum absolviert, immer mehr.

Von einem Film über einen 70-jährigen, der als Praktikant in einem Internet Start-Up in einem New Yorker Hipster-Stadtteil anfängt, da erwartet man eigentlich einige vorhersehbare Schenkelklopfer á la „alter Mann weiß nicht wie man einen Laptop oder einen Touchscreen bedient“. Dass Man lernt nie aus glücklicherweise ein weitaus charmanterer, lustigerer und, das kann man so klar sagen, besserer Film ist, liegt zum einen an der herzlichen Inszenierung, seinem gut dosierten Humor aber vor allem an der tollen Chemie seiner beiden Hauptdarsteller.

Robert de Niro galt in den 70er und 80er Jahren als einer der besten amerikanischen Schauspieler, hat in diesem jahrtausend allerdings bis auf wenige Ausnahmen nur wenige beeindruckende Rollen und Filme zu seiner langen Vita hinzugefügt. Hier zeigt er allerdings nach Silver Linings erneut in einer dramatischen Rolle mal wieder was noch immer in ihm steckt. Den gleichermaßen lebensfrohen wie sympathischen Rentner nimmt man ihm von der ersten Minute an ab, wenn er auf eigene Faust ein Youtube-Video zur Bewerbung dreht. Sein Charakter des unter der Langeweile des Witwer-Daseins leidender Ben Whittaker funktioniert als emotionaler Anker der ersten halben Stunde des Films fantastisch und ist zum Wohle des Films eben nicht jener Klischeebeladene Senior, welcher mt der mordenen Technik schlicht überfordert ist und sich daher für allerhand albernen Slapstick anbietet.

Vielmehr schafft es Nancy Meyers hier bereits vom Prolog an, Ben als ernstzunehmende Figur zu etablieren mit der der Zuschauer sofort sympathisiert. Natürlich gibt es im Laufe des Films immer wieder Momente in denen mit dem Gegensatz zwischen älterer und jüngerer Generation gespielt wird, das passiert jedoch in wohl dosierten Abständen und stets so unvoreingenommen und aus der Situation heraus, dass sich schnell eine angenehm fröhliche und leichtlebige Atmosphäre einstellt. Besonders hervorzuheben ist hierbei auch das Zusammenspiel von Ben und seinen Kollegen, die zwar alle auf ihre Weise kauzig aber ebenso wenig reine Karikaturen sind. Wichtigster Punkt ist aber wie bereits gesagt, die tolle Chemie die Hathaway und de Niro hier auf die Leinwand zaubern können. Die durchaus als Workaholic durchgehende, aber liebenswürdige Jules ist für Hathaway natürlich eine Rolle wie sie ihr auf den Leib geschneidert ist. Sie schafft es, die Figur jederzeit glaubwürdig und sympathisch wirken zu lassen.

Das Vorurteil, hier handele es sich um einen reinen Frauenfilm lässt sich außerdem insofern entkräften, als dass Man lernt nie aus sich zwar an Frauen als Hauptzielgruppe wendet, der Film jedoch die Klischeekiste gekonnt umschifft und immer wieder einiges zum Lachen und Schmunzeln bietet. Die Clique um Ben und seine jungen Kollegen sorgen mit ihren Kapriolen immer wieder für Lacher, wenn sie beispielsweise als Oceans 11 ins Haus von Jules’ Mutter einbrechen um ihren Laptop zu hacken oder sich Ben mit der kleinen Tochter seiner Chefin blendend versteht. Erfreulicherweise hält sich der Film über die ersten 90 Minuten auch fern von jeglicher romantisch verklärten Liebesgeschichte, sondern konzentriert sich auf seine authentisch geerdeten Charaktere und ihre Probleme, die sich natürlich auch immer wieder um die Gefühle drehen.

Dass der Film jedoch nicht nach diesen sehr beschwingten gut eindreiviertel Stunden zuende ist, führt zu seinem größten Schwachpunkt: So beschwingt und wohltuend der Film bis dahin ist, so bemüht wirkt der Versuch in der letzten halben Stunde unbedingt noch große Dramatik einzubauen. Das funktioniert stellenweise sehr gut und macht insofern Sinn, als dass der Film natürlich auch einen Spannungsbogen braucht. Leider wirkt die Beziehungsdramatik samt dem dann sehr kitschigen Happy End aber doch zu unglaubwürdig und überhastet. Es bleibt am Ende der fade Beigeschmack, dass die beruflichen Höhe- und Tiefpunkte der Hauptfigur weit interessanter sind als das was Nancy Meyers hier über das Liebesleben ihrer Protagonistin zu erzählen weiß.

Nichts desto trotz bleibt Man lernt nie aus eine sehr angenehm – heitere Komödie mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern und genügend Verve und Witz um uns Zuschauer mit einem guten Gefühl zu hinterlassen.

Regie: Nancy Meyers
Drehbuch: Nancy Meyers
Musik: Theodore Shapiro
Darsteller: Robert De Niro, Anne Hathaway, Rene Russo, Anders Holm, Andrew Rannells, Adam DeVine, Celia Weston, Nat Wolff, Linda Lavin, Zack Pearlman, Jason Orley, Christina Scherer

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