Southpaw (2015) | Filmkritik

Southpaw

Boxchampion Billy „The Great“ Hope (Jake Gyllenhaal) lebt den Traum eines jeden Mannes. Seine Zukunft soll sich jedoch nur allzu bald in einen Alptraum verwandeln!

Gerade noch genießt er mit seiner Jugendliebe Maureen (Rachel McAdams) und seiner Tochter Leila (Oona Laurence) den Luxus in vollen Zügen, da entscheidet er sich auf den Wunsch seiner Frau für eine gesundheitliche Pause. Nach dem vierten Weltmeistertitel scheint das ja alles kein Problem zu sein, doch dann entpuppt sich eine so harmlos anmutende Charity-Veranstaltung schließlich als ein Kabinett des Grauens.

Miguel „Magic“ Escobar (Miguel Gomez) macht nach dem Dinner keinen Hehl aus seinem Neid für den Konkurrenten Billy und provoziert ihn so lange, bis die Fäuste fliegen. Plötzlich durchschneidet ein Schuss die Nacht und nimmt Maureen mit sich in die Dunkelheit. Sie stirbt nur Momente später in Billys Armen.

Sein Familienunglück soll damit allerdings erst den Anfang genommen haben. Kaum ist Maureen kalt drängt Billys Manager Jordan Mains (50 Cent) auf den nächsten großen Kampf seines Champs. Billy, traumatisiert vom Tod seiner Frau, verliert diesen vernichtend und läutet somit seinen finanziellen Ruin ein. Alkohol, Drogen und Depression lassen nicht lange auf sich warten. Genauso wie ein Prozess beim Jugendamt, der Billy das Sorgerecht für Leila entzieht und ihn in den Trümmern seiner Trauer mutterseelenallein zurücklässt.

Erst mit einem geregelten Einkommen kann er den Betreuern wieder unter die Augen treten, also sucht er im Studio des raubeinigen Boxtrainers Tick Willis (Forest Whitaker) nach Arbeit. Dort ist Billys Ruhm der vergangenen Tage von einem auf den nächsten Moment nichts mehr wert und Toiletten putzen gehört genauso zum täglichen Geschäft, wie das Training von Straßenkids. Es dauert zwar eine Weile, bis Billy lernt seinen falschen Stolz herunterzuschlucken, doch schließlich findet er in Tick Willis seinen neuen Meister und sie planen gemeinsam ihr Comeback.

Und so kommt es zu einem letzten Kampf: Billy „The Great“ Hope vs. Miguel „Magic“ Escobar. Natürlich steht Billy dabei im Ring nicht nur dem temperamentvoll kämpfenden Südländer gegenüber, sondern auch den Dämonen seiner Vergangenheit. Am Scheideweg seines Lebens will er beweisen, dass gerade für einen Billy Hope die Hoffnung niemals stirbt.

Während Drehbuchautor Kurt Sutter mit Southpaw sein Filmdebut hinlegt und sonst nur für die Serie Sons of Anarchy bekannt sein dürfte, ist Regisseur Antoine Fuqua freilich kein unbeschriebenes Blatt. Seine Filmographie mit Actionstreifen wie The Equalizer (2014), Olympus Has Fallen (2013) oder Shooter (2007) liest sich für Genrefans wie ein gutes Buch. Allen voran wird sicherlich Fuquas Meisterwerk Training Day (2001) unvergessen bleiben. Er machte damit schließlich nicht nur Denzel Washington zum Oscar-Gewinner, sondern bewies gleichzeitig, dass er sich bestens auf handgemachte Action versteht.

Ist Southpaw nun also Fuquas neuer Training Day? Meine Antwort lautet: Ja und Nein!

Ja, weil es Fuqua abermals gelungen ist die Bühne einem exzellenten Schauspieler zu überlassen. Und damit meine ich hier nicht Forest Whitaker, der als Tick Willis eine beeindruckende Leistung abliefert, sondern natürlich Jake Gyllenhaal. Ich oute mich hier jetzt mal als Fanboy. Dieser Mann ist einfach eine Erscheinung. Er besitzt eine körperliche Präsenz wie kaum ein zweiter, transportiert aber längst nicht nur den harten Boxchampion auf authentische Art und Weise. In den emotionalen Momenten des Films ist er bis zum Schluss genauso überzeugend. Jene eine Szene, als Billy die Schreie seines gebrochenen Herzens im Kissen erstickt, hat mich wirklich vom Hocker gehauen.

Als Zuschauer darf man also wirklich glücklich darüber sein, dass aus dem ursprünglichen Casting für Southpaw nichts geworden ist. Zunächst war nämlich Marshall Mathers – ja, genau der Marshall Mathers, EMINEM – für die Rolle des Billy Hope vorgesehen. Southpaw sollte so ein story-unabhängiges Sequel zu 8 Mile (2002) darstellen und Eminems Schauspielkarriere festigen.

Mich möge jetzt bitte niemand falsch verstehen. Der „Rap God“ Eminem machte in 8 Mile wirklich einen fantastischen Job, aber gegen Gyllenhaal würde er einen Kampf der Theaterkünste sicher verlieren. Schließlich hat Eminem selbst eingesehen, dass sein Talent in der Musik liegt und das kommt uns bei Southpaw nun wiederum zugute.

Denn bei dessen Soundtrack mischt „The Real Slim Shady“ selbstverständlich mit. Nur mit seinem entschlossenen Track „Phenomenal“ entwickelt sich die Montage, in der Billy für seinen finalen Kampf trainiert, zu einer Perle des Films. Doch kommen wir wieder zurück zur ursprünglichen Frage: Ist Southpaw nun Fuquas neuer Training Day?

Betrachte ich den ganzen Streifen – muss ich zugeben – nein! Er ist kein neues Meisterwerk geworden. Er ist allerdings all das, was der Trailer versprochen hat: Geile Musik, geile Action, ein geiler Hauptdarsteller und ansonsten ein Boxer-Biopic, das dem Klischee entspricht. Auf der dramatischen Ebene kann Southpaw natürlich nicht mit Oscar-Gewinnern wie Million Dollar Baby (2004), The Fighter (2010) oder gar Scorceses Raging Bull (1980) in den Ring steigen, doch geht es um die tatsächliche Boxaction, würde ich mich vor Billy Hopes linker Pranke in Acht nehmen. In diesen Szenen entsteht ansteckende Spannung, die einen minutenlang vergessen lässt, dass man nicht selbst im Publikum der Boxhalle sitzt und beim Mitfiebern auf den Fingernägeln kaut.

Fuquas Neuster ist ein Streifen, der in seinem Genre ganz sicher keine mutigen Pfade einschlägt, aber er entspricht seinen Erwartungen auf ansehnliche Art und Weise. Southpaw ist ein Werk geworden, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ach ja, und die Oscar-Nominierung für Gyllenhaal ist bestellt!

Cast & Crew

Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Kurt Sutter
Musik: James Horner
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Forest Whitaker, Rachel McAdams

Bewertung

Ähnliche Beiträge

Megalopolis (2024) | Filmkritik

Borderlands (2024) | Filmkritik

Rosemaries Baby (1968) | Filmkritik