Der NASA-Astronaut Mark Watney (Matt Damon) und seine Crew von der Mission Ares III sind gerade mit Bodenproben auf dem Mars beschäftigt als sie von einem heftigen Sandsturm überrascht werden. Die Crew versucht sich in Sicherheit zu bringen, aber Watney wird von einer losgerissenen Antenne getroffen, die sich durch seinen Anzug bohrt.
Seine Kollegen, unter der Leitung der Geologin Melissa Lewis (Jessica Chastain), halten ihn für tot und entscheiden sich schweren Herzens dazu die Mission abzubrechen und ihn zurückzulassen.
Gestrandet auf dem roten Planeten
Wenige Tage später stellt die NASA auf dem Mars einige Veränderungen auf den Satellitenbildern des Camps fest – Watney scheint am Leben zu sein. Während Mark Watney sich auf dem Mars um sein eigenes Überleben kümmern muss, erwägt die NASA eine Rettungsmission.
Natürlich treten dabei Unmengen an Problemen auf: Wie lange reichen die Vorräte? Wie lange hat Watney Sauerstoff? Wann wird die Rettungsmission eintreffen können und wer soll das alles finanzieren?
Diesen durchaus spannenden Fragen stellt sich der Film Der Marsianer – Rettet Mark Watney von Ridley Scott und wirkt dabei so, als hätte man eine Robinson Crusoe-Story in ein Science-Fiction-Setting à la Apollo 13 oder Interstellar verfrachtet. Gerade in Letzterem waren Damon und Chastain zuletzt gemeinsam zu sehen. Der Film basiert auf dem von Andy Weir 2011 veröffentlichten gleichnamigen Roman.
Der Film trifft den Nerv der Zeit
Der Marsianer erzählt die Geschichte des Überlebenskampfes und der Rettung Watneys äußerst glaubwürdig und fesselt über die gesamte Spielzeit von 130 Minuten. Hin und wieder fragt sich der Zuschauer allerdings, ob es zum Beispiel tatsächlich realistisch wäre, mit dem Druck des Raumanzuges, der durch ein Loch entweicht, fast wie Iron Man im All herumzufliegen.
Doch nicht nur diesen Verweis auf die Marvel-Comics und Verfilmungen leistet sich der Film, um neben aller Ernsthaftigkeit zu unterhalten, auch für Herr der Ringe-Fans gibt es den einen oder anderen Lacher – weil geniale Wissenschaftler hier zugleich auch Nerds sind. Die Nasa und andere Wissenschaftler haben den Film sogar für seine wissenschaftliche Korrektheit gelobt. Die Deutsche Film- und Medienbewertung – FBW verleiht dem Film sogar das Prädikat „besonders wertvoll“.
Der Mars, der Weltraum – der Film trifft mit seinem Setting und seinen Themen den Nerv der Zeit: Im Videospielsektor erleben die sogenannten Survivalspiele wie etwa The Forest oder Stranded Deep gerade eine Blütezeit. Außerdem ist der Mars durch die kürzlich entdeckten Wasservorkommen wieder in allen Medien präsent.
Die Figur Mark Watney verkörpert in diesem Film nicht nur einen Helden. Sein Überleben kann er sich nur erarbeiten, da er Botaniker ist. Wie wir in den Dialogen erfahren, eine von anderen Wissenschaftlern abschätzig betrachtete Disziplin. Aber gerade durch diese Qualifikation ist er in der Lage als erster Mensch auf dem Mars Kartoffeln anzupflanzen, die mit den eigenen Hinterlassenschaften gedüngt werden. Watney kann also als eine Art schillerndes Vorbild für zukünftige Astronauten und als Werbefigur für die NASA gelten und der Film als eine Art Werbeclip für die bemannte Raumfahrt.
Lohnt sich der Film in 3D?
Schauspielerisch ist besonders Matt Damon lobend zu erwähnen. Er verkörpert den allein auf dem Mars zurückgelassenen Botaniker nicht nur sehr glaubwürdig, sondern schafft es auch, einen Großteil des Films alleine zu tragen. In der Rolle des NASA-Chefs ist Jeff Daniels (Looper, Dumm und Dümmehr) zu sehen. An seiner Seite sind Chiwetel Ejiofor, der 2013 so eindrucksvoll die Hauptrolle in 12 Years A Slave spielte, und Sean Bean, zu dessen bisherigem Filmschaffen eigentlich keine Informationen nötig sind. Die schauspielerische Leistung pendelt sich auf einem guten Niveau ein, überragende Darstellungen darf man aber nicht erwarten.
Die visuellen Effekte sind den Machern (u.a. der Star Wars-Effektschmiede Industrial Light & Magic) gut gelungen, an keiner Stelle wirken sie übertrieben oder aufgesetzt. Man fühlt sich ästhetisch oft an Gravity erinnert. Die Gretchenfrage der 3D-Technik stellt sich auch in diesem Film: Lohnt sich der Aufpreis für den gebotenen Mehrwert? Im Fall von Der Marsianer lässt sich keine eindeutige Empfehlung geben.
Das 3D spielt seine Stärke besonders in den Landschaftsszenen des Mars und noch mehr in den beklemmend engen Räumen eines Raumschiffes aus – so viel wissen wir auch schon aus Gravity. Doch wirklich notwendig ist das nur in wenigen Szenen. Zudem vermisst man bei schnellen Schwenks die 48 Bilder pro Sekunde (High frame rate) eines Hobbit-Filmes. Wo dort das Bild immer gestochen scharf war, verschmieren hier die Konturen und das Gefühl der Räumlichkeit verschwindet für einen Moment.
Scott in Bestform
Der Soundtrack wurde von Harry Gregson-Williams (u.a. Shrek, Der König von Narnia) komponiert und mit einigen Interpretenstücken, u.a. von Abba und David Bowie, ergänzt. Der Score unterstreicht dabei gut die Stimmung der jeweiligen Szenen, in anderen nimmt er sich die Freiheit und beeindruckt mit ohrwurmverdächtigen Melodien. Der erweiterte Soundtrack fügt sich gut in den Film ein und hat seinen Platz an passenden Stellen, teils sehen wir sogar die Soundquelle.
Nach den eher enttäuschenden Ridley-Scott-Filmen der letzten Jahre, man denke an Prometheus und die Noah-Verfilmung Exodus: Götter und Könige, schafft Scott mit Der Marsianer wieder einen vielversprechenden Film. Wer auf gut inszenierte Science-Fiction steht sollte sich diesen Film auf jeden Fall angucken. Für die 3D-Version gilt die Empfehlung aber nur eingeschränkt.
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Drew Goddard
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Matt Damon, Jessica Chastain, Kristen Wiig, Jeff Daniels, Michael Peña, Kate Mara, Sean Bean, Sebastian Stan, Aksel Hennie, Chiwetel Ejiofor, Donald Glover
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