Für immer Adaline (2015) | Filmkritik

Für immer Adaline

San Francisco 1935 – die junge Witwe Adaline Bowman (Blake Lively) ist 29 Jahre alt, als ein Unfall bewirkt, dass sie von nun an aufhört zu altern. Lange kann sie sich mit gesunder Ernährung und guten Genen herausreden, doch als man ihr in ihren 40ern ihr Alter nicht mehr glaubt und sogar das FBI auf Adaline aufmerksam wird, muss sie untertauchen. Spätestens alle 10 Jahre wechselt sie den Wohnort und legt sich eine völlig neue Identität zu.

Ewig jung bleiben mag für viele wie ein Traum klingen, doch für Adaline bedeutet es ein einsames und zurückgezogenes Leben: Fast alle Menschen, denen sie im Laufe der folgenden 80 Jahre nahe kommt, muss sie irgendwann schweren Herzens verlassen, um ihr Mysterium zu wahren. Nur ihre Tochter Flemming (Ellen Burstyn) weiß um das Geheimnis.

Adaline ist gerade dabei, sich auf ihren nächsten Umzug vorzubereiten, als sie in der Silvesternacht 2014 den charismatischen Philanthropen Ellis Jones (Michiel Huisman) kennenlernt. Die (ewig) junge Frau lässt nichts unversucht, um ihren Verehrer auf Distanz zu halten, doch Ellis weckt ihr lange unterdrücktes Verlangen nach Liebe. Soll sie seinetwegen mit ihrer Regel brechen und ihm von ihrem außergewöhnlichen Zustand erzählen?

Als auf einem Wochenendausflug zu Ellis‘ Eltern William (Harrison Ford) und Kathy (Kathy Baker) die Wahrheit ans Licht zu kommen droht, trifft Adaline eine Entscheidung mit großer Konsequenz…

Während alle Welt von ewiger Jugend träumt, beleuchtet Für immer Adaline (Originaltitel: The Age of Adaline) die Schattenseiten der Unsterblichkeit. Lee Toland Krieger (The Vicious Kind) liefert nicht wie in seinem Vorgängerfilm Celeste & Jesse – Beziehungsstatus: Es ist kompliziert! eine leichtfüßige Liebeskomödie, sondern erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau ganz ohne Ironie und mit einer gewissen Schwere.

Auf Gossip Girl-Star Blake Lively (Gossip Girl, Savages) scheint die Rolle der Adaline Bowman wie auf den Leib geschnitten. Die zugleich rätselhafte wie liebenswürdige junge Frau, die das Geheimnis ihrer Jugend bewahrt, aber dafür den bitteren Preis der Einsamkeit zahlt, besticht durch Anmut und Eleganz und steht früheren Filmdiven optisch in nichts nach. Wie Michiel Huisman (Game of Thrones), der etwas zu schnulzig geraten ist, kann man sich als Zuschauer nur in Adaline verlieben, die einen jeden durch ihre starke Leinwandpräsenz in ihren Bann zieht.

Die Drehbuchautoren segneten Adaline zwar mit Unsterblichkeit und Charme, den Rest der Story jedoch nicht mit dem nötigen Pepp. Im Grunde passiert sehr wenig und die Ereignisse plätschern übersichtlich vor sich hin. Es gibt kaum Überraschungen oder ernsthafte Hürden, bis auf die Thematik mit der Liebe. Aber sogar ein Beinahe-Streit mit dem Angebeteten wird innerhalb von wenigen Minuten wieder gelöst.

Auch die Unsterblichkeit an sich wird nur sehr oberflächlich angesprochen und ausschließlich als Qual dargestellt. Man hätte einige komödiantische Züge mit einbringen können, wie sich Adaline ihr wahres Alter zu Nutze macht. Doch der Film beschränkt sich darauf, eine wenig aufregende Liebesgeschichte zu erzählen, die auch gut ohne den Mystery-Ansatz funktioniert hätte.

In Adalines Leben gibt es nur eine einzige dauerhafte Beziehung: die zu ihrer Tochter Flemming (Ellen Burstyn). Als diese selbst unter Alterserscheinungen leidet, versteht man den Ernst der Lage, doch ebenso schnell wird das Thema wieder in den Hintergrund verdrängt. Somit bleibt eine Menge Potential der Geschichte ungenutzt. Auch, dass Adaline eines der ereignisreichsten Jahrhunderte der Geschichte durchlebt, kommt viel zu kurz. Die verschiedenen Zeitebenen des Lebens von Adaline werden meist nur zweckmäßig angerissen und zeigen sich auch nur anhand von Erinnerungen an männliche Bekanntschaften, welche sie nach einer Zeit wieder verlassen musste.

Doch irgendwie schafft es Blake Lively den Zuschauer dennoch nicht zu langweilen. Ihre faszinierende Aura verleiht der märchenhaften Handlung eine erstaunliche Intensität. Durch die begleitende Erzählung eines Sprechers fühlt man sich zeitweise wirklich wie in einem Märchen. Allerdings sind Bilder und Mimik der Protagonisten aussagekräftig genug und hätten keiner Erzählerstimme bedurft.

Für seine Geschichte wählt der Regisseur darüber hinaus zahlreiche märchenhafte Kulissen, von einem Autokino aus längst vergangenen Zeiten, über ein versunkenes Schiff in einer Höhle bis zuletzt zum magisch schönen Anwesen von Ellis Eltern. Für die Nebenrollen konnten Hollywoodgrößen Harrison Ford (Morning Glory, Indiana Jones) sowie Kathy Baker gewonnen werden, die den übrigen Cast hervorragend ergänzen.

Für immer Adaline ist schön anzusehen und versprüht jede Menge nostalgischen Charme. Was zunächst wie ein Segen erscheint, entpuppt sich für Adaline aber als Fluch. Der Film begibt sich ähnlich wie Der seltsame Fall des Benjamin Button (2008) auf die Suche nach der Bedeutung, jemanden zu lieben, wenn man nicht zusammen alt werden kann.

Während die einen dem Zauber des Films verfallen werden, werden andere das mäßige Tempo und die Tendenz zum Kitsch kritisieren. Regisseur Krieger rückt konsequent Stimmungen wie Einsamkeit, Leiden und Sehnsucht in den Vordergrund und spart etwas zu viel an Witz und Fröhlichkeit. So ist Für immer Adaline durchaus ergreifend, die Möglichkeiten der Thematik werden jedoch nicht ausreichend genutzt.

Was ein interessanter Film über das Thema Unsterblichkeit hätte werden können, wurde zu einer charmanten kleinen Romanze, die vorhersehbar ist, aber immerhin mit einer zeitlos würdevollen Titelheldin glänzt.

Cast & Crew

Regie: Lee Toland Krieger
Drehbuch: J. Mills Goodloe, Salvador Paskowitz
Musik: Rob Simonsen
Darsteller: Blake Lively, Michiel Huisman, Harrison Ford, Ellen Burstyn, Kathy Baker, Amanda Crew

Bewertung

Trailer

Informationen
Für immer Adaline | 9. Juli 2015 (Deutschland) 7.2

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