Am Sonntag bist Du tot (2014) | Filmkritik

Nur wenige Regisseure haben das britische Kino binnen kürzester Zeit so geprägt wie die McDonagh-Brüder. Nachdem Martin McDonagh mit der Kult-Groteske Brügge…sehen und sterben? und 7 Psychos große Erfolge feierte, begeisterte auch sein älterer Bruder John Michael McDonagh mit der irischen Krimikomödie The Guard – Ein Ire sieht schwarz Publikum und Kritiker. So unterschiedlich die beiden in ihren Inszenierungen auch sein mögen, sie verbindet stets die Leidenschaft zu absurden Situationen, verschrobenen Charakteren und rabenschwarzem Humor. Zudem haben beide schon mit Darsteller Brendan Gleeson zusammengearbeitet.

Auch in John Michael McDonaghs Filmdrama Am Sonntag bist Du tot (Originaltitel: Calvary) ist Gleeson wieder mit von der Partie: Er spielt den gutmütigen Dorfpriester James Lavelle, der in seiner eigenwilligen irischen Provinzgemeinde für Ordnung sorgt. Eines Tages droht ihm jemand im Beichtstuhl: Lavelle soll für die Missetaten eines Kollegen büßen und am darauffolgenden Sonntag sterben.

Obwohl der Priester die Stimme des für den Zuschauer Unbekannten erkennt, will er nicht zur Polizei gehen und das Beichtgeheimnis wahren. Vielmehr nutzt er die Woche, um sich mit seiner Tochter zu versöhnen, seinen Mitbewohnern in ihren teils absurd schrägen Lebenskrisen zu helfen und ganz nebenbei vielleicht noch seinen potentiellen Mörder umzustimmen.

John Michael McDonaghs zweites Regie-Werk ist deutlich düsterer und subtiler geworden. So thematisiert und kommentiert Calvary (Originaltitel), teilweise sarkastisch, teilweise melodramatisch, den Umgang mit Glaube und Religion und die Bedeutung von Moral. Letzteres wird in dem Gutmenschen Lavelle personifiziert, der seine Lebensaufgabe darin sieht, dem wohl unmenschlichsten und pessimistischsten Kaff Irlands als tugendhafte Instanz beizustehen.

Auch wenn man als aufmerksamer Zuschauer bereits im ersten Drittel des Films den Unbekannten enttarnen kann, so lässt das drohende Unheil stets eine unangenehme Atmosphäre entstehen und dient letztlich nur als Rahmenhandlung für Lavelles Auseinandersetzung mit der „bösen Natur des Menschen“.

Apropos Natur: Auch die malerischen Landschaftsaufnahmen des idyllischen Irlands tragen zu der dezent düsteren Atmosphäre bei. Und trotz weniger Längen im letzten Drittel, dem ein oder anderen Dialog zu viel, bricht diese Atmosphäre nie ab und bringt uns schließlich zum großen Finale.

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Schauspielerisch hat Am Sonntag bist Du tot einiges zu bieten, und das vor allem dank Einem: Brendan Gleeson spielt den Priester unfassbar gut und beweist aufs Neue, dass er einer der besten irischen Schauspieler ist.

Mit einer unglaublichen Wärme und Präsenz verleiht er Lavelle dessen gutherzigen Charakter, sodass man ihm stundenlang bei seinem Dorfalltag zuschauen möchte.

Außerdem brilliert Kelly Reilly als Lavelles Tochter Fiona, die ihren Vater nach langer Zeit besuchen kommt. In der Riege der teilweise verdächtigen Dorfbewohner können u.a. IT-Crowd-Star Chris O’Dowd, Aidan Gillen (Game of Thrones, The Wire), Bond-Schurke Isaach De Bankolé und Brendan Gleesons Sohn Domhnall (Star Wars – Episode 7) überzeugen.

Sie alle spielt Gleeson jedoch ohne Mühe an die Wand, den man wohl als absolutes Highlight dieses schwarzhumorigen Dramas sehen kann. Wie von Variety zurecht festgestellt, wäre eine diesjährige Oscar-Nominierung mehr als verdient gewesen (bspw. an Stelle von Bradley Cooper!).

Am Sonntag bist Du tot ist ein tiefgründiges Werk über den Menschen, das sich nur selten in seinen langen (aber starken) Dialogen verliert und von Gleesons großartigem Spiel lebt.

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