Frau Müller muss weg! Die Lehrerin einer Übergangsklasse muss verschwinden, um für die Kinder den Sprung auf das Gymnasium zu sichern. Das zumindest ist die Meinung einer Gruppe besorgter Eltern, deren Schützlinge nicht mehr die erwünschten Leistungen bringen. Der Grund dafür ist allen klar: Die Klassenleiterin Frau Müller ist mit ihren Schülern überfordert und schafft es nicht mehr den Lehrstoff erfolgreich zu vermitteln.

Das Elterngespräch verläuft schließlich ganz anders als es sich alle Parteien vorgestellt hatten. Frau Müller hört sich die Vorwürfe an, um danach in die Offensive zu gehen und zum Rundumschlag gegen die Eltern auszuholen. Danach verlässt sie Hals über Kopf das Zimmer und lässt die perplexen Eltern allein zurück. Konfrontiert mit Frau Müllers Kritik beginnen die Eltern ihre Positionen zu überdenken. Um das abgebrochene Gespräch doch noch erfolgreich zu beenden, machen sich die fünf in der Schule auf die Suche nach der Lehrerin. Dabei werden auch Konflikte untereinander wieder hervorgebracht.

Den Film kann man ohne Probleme als Ensemblefilm bezeichnen. Trotzdem war die Besetzung von Frau Müller besonders wichtig. Gabriela Maria Schmeide hat dabei die nötige Präsenz, eine Titelfigur zu spielen, die nur zu Beginn und am Ende des Films auftaucht und dazwischen nicht zu sehen ist. Sie muss nachwirken. Produzent Tom Spieß bringt es auf den Punkt: „Frau Müller muss standfest sein und eine Moral haben; als einzige Figur in der Geschichte.“ Und tatsächlich schafft es Gabriela Maria Schmeide ihrer Figur so viel Schwung zu geben, dass sie bis zum Ende des Films problemlos mitschwingt, ohne auf der Leinwand zu sehen zu sein.

Was ein wenig aufstößt ist der vereinzelt zu flache Slapstick. Das Drehbuch ist stark genug, um komische Situationen subtil herüberzubringen. Anke Engelke, die in voller Businessmontur versucht ihr Handy aus einem Pool zu fischen, um schließlich doch im Wasser zu landen, fühlt sich im Vergleich zu anderen Szenen sehr nach Holzhammermethode an. Die finale Prügelei der zwei Väter, die letztlich in einer Glasvitrine endet, war ebenfalls unnötig. Zum Humor des Films tragen seine Charaktere bei. Und das schaffen diese auch problemlos ohne große Knalleffekte.
Was nach dem Film bleibt sind jedoch nicht nur die Witze, sondern auch die Aussage die er vermitteln soll. Oft sind es die Eltern, die vollkommen verblendet von den Vorstellungen ihrer Kinder die Realität aus den Augen verlieren. Und genau mit dieser Erkenntnis verlässt man das Kino. Warum mit viel Kraft und Aufwand etwas erzwingen wollen, wenn der Ausgang des Ganzen am Ende ohnehin nicht in unserer Hand liegt?
Sönke Wortmann hat mit seiner Verfilmung von Frau Müller muss weg einen ganz bestimmten Nerv getroffen. Er spricht Probleme an, die es so zu genüge in den Klassenzimmern und Elternhäusern gibt. Trotzdem ist der Film kein moralischer Fingerzeig. Vielmehr bekommt der ein oder andere auf humorvolle Art und Weise einen Spiegel vorgehalten, auch wenn dieser hier und da ein wenig verzerrt ist.
Großartiges deutsches Kino mit einem starken Cast und einer humorvollen Analyse des Wahnsinns eines Elternabends.
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Lutz Hübner, Sarah Nemitz, Oliver Ziegenbalg
Musik: Martin Todsharow
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide, Justus von Dohnányi, Anke Engelke, Ken Duken, Mina Tander, Alwara Höfels, Rainer Galke, Jürgen Maurer



