Herz aus Stahl (2014) | Filmkritik

Herz aus Stahl

Der Zweite Weltkrieg ist im April 1945 fast vorbei, doch gerade die letzten Kilometer ins Herz des Deutschen Reiches sind besonders hart umkämpft. Während die deutschen Geschosse die Panzerung der alliierten Fahrzeuge leicht durchschlägt, prallt das US-Feuer an den deutschen Panzern meist wirkungslos ab.

An vorderster Front führt der kriegserfahrene Sergeant Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) seinen Sherman-Panzer „Fury“ mit einer fünfköpfigen Besatzung an. Trotz der technischen Unterlegenheit kämpfen er und seine Crew bestehend aus dem Schützen Boyd „Bible“ Swan (Shia LaBeouf), dem Ladeschützen Grady „Coon-Ass“ Travis (Jon Bernthal) und dem Fahrer Trini „Gordo“ Garcia (Michael Peña) nun schon seit dem Afrikafeldzug gemeinsam gegen die Achsenmächte.

© Sony Pictures

Kurz vor der Kapitulation Nazideutschlands bekommt er einen letzten Auftrag. Mit seinem Panzer soll er weit hinter die feindlichen Linien vorstoßen und sich auf eine schier unmögliche Mission begeben, um das Nazi-Regime endgültig in die Knie zu zwingen. Nur den Bugschützen des Panzers hat es beim letzten Einsatz erwischt, weshalb der Besatzung als Ersatz der unerfahrene Norman Ellison (Logan Lerman) zugeteilt wird. Erst vor wenigen Wochen als Schreibkraft zur Armee gestoßen, hat dieser noch nie einen Panzer von innen gesehen und kann sich auch nicht dazu überwinden Nazis zu töten… 

Das Kriegsdrama Herz aus Stahl (OT: Fury) ist die fünfte Regiearbeit von David Ayer, der hierfür auch das Drehbuch schrieb. Mit seinen ersten Filmen Harsh Times – Leben am Limit (2005) und Street Kings (2008) blieb der Ruhm noch aus, sein Polizei-Drama End of Watch (2012) hingegen wurde so ein Erfolg, dass er ohne Umstände das 80 Millionen Dollar Budget von Herz aus Stahl ausgehändigt bekam. Im Frühjahr 2014 brachte er zudem den actionreichen Drogenthriller Sabotage mit Arnold Schwarzenegger in die Kinos.

© Sony Pictures

In Herz aus Stahl geht es mit geballter Action weiter, jedoch hat sich Ayer nun dem Zweiten Weltkrieg aus der Perspektive amerikanischer Truppen gewidmet und die Kriegsschrecken in all ihrer Grausamkeit anschaulich verfilmt. Die mäßig gute Übersetzung Herz aus Stahl, die zuerst an eine Kriegsschmonzette denken lässt, ist in vieler Hinsicht interpretierbar. Der Originaltitel Fury verrät bereits, dass der Panzer das Zentrum der Handlung ist und das einzige Zuhause der Soldaten bildet, in dem sie in ihrem Element kämpfen. Für andere wird er allerdings zur tödlichen Falle…

Neben Panzer-Action wird nicht ausgelassen, wie schmutzig der Krieg ist und es darin keine wirklichen Helden gibt. Die Fury-Crew ist eine verschworene Gemeinschaft, in der jeder für den anderen sterben würde. Die Soldaten, die Krieg und Tod seit Jahren tagtäglich erleben, sind mit der Zeit abgestumpft und haben Spaß daran entwickelt, ihre Gegner niederzuschießen und abzumetzeln. Als Wardaddy seinen neuen Bugschützen Norman mit Gewalt zwingt, einen unbewaffneten SS-Offizier zu erschießen, werden auch die letzten Erwartungen an eine Heldensaga zunichte gemacht. In intensiven, fast unerträglich Szenen wie dieser zeigt Ayer, was der Krieg mit seinen Beteiligten anstellt. Abgebrühtheit und Zynismus bilden die Haupteigenschaften der Charaktere.

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Als Norman zu der Truppe stößt, muss er den Panzer säubern und darin das zerfetzte Gesicht seines Vorgängers aufwischen. In einer weiteren Szene fährt eine Panzerkolonne durch Matsch, der bei näherer Betrachtung aus zerdrückten Körpern besteht. In anderen bestehen die übrigen deutschen Soldaten nur noch aus Kindern. Es sind beiläufige Szenen wie diese, die verdeutlichen, wie brutal der Krieg und wie gewöhnlich derartige Schreckensbilder damals waren.

Ebenso radikal sind die Schlachtszenen, die nicht selten Splatterelemente aufweisen. Durch den Verzicht auf im Kriegsfilm typische Handkamerabewegungen und schnelle Schnitte wirken die Sequenzen nur noch eindringlicher. Die Kampfszenen sind mitreißend und erschütternd. Die Lasermunition, die aus den Maschinengewehren gefeuert werden, erinnern zwar an Star Wars, sind aber aus realen Archivaufnahmen von damaligen Gefechten übernommen. In diesen ist zu sehen, dass die Deutschen grüne und die Amerikaner rote Leuchtspurmunition verwendeten und Ayer ist einer der ersten Regisseure, der diesen Fakt als bewusstes Stilmittel verwendet.

© Sony Pictures

Ob im Panzer oder auf diesem, der Film löst klaustrophobe Ängste aus. Selbst außerhalb des engen Panzers lauert keine Freiheit, da der Krieg allgegenwärtig ist. Verschnaufpausen für intensive Charakterstudien des Panzertrupps gibt es kaum. Denn wie im Krieg gibt es kaum Pausen zum Durchatmen. Hintergründe der Protagonisten werden nur oberflächlich angekratzt und die Prototypen für einen Heldenfilm sind die üblichen: Der harte Anführer, seine rechte Hand, der Bösewicht der Gruppe, der Neue Unerfahrene, usw.

Eine kurze Pause ist den Soldaten gegönnt, als sie sich in einer kapitulierten Stadt niederlassen und sich von zwei deutschen Frauen bewirten lassen. Dass Ayer die Szene, in welcher Wardaddy eine deutsche Frau zum Sex mit Norman nötigt, als eine kurze Liebesszene umdeutet ist hier mehr als geschmacklos. Denn im Krieg waren auch Vergewaltigungen durch die uns dargestellten heldenhaften Soldaten grausame Realität.

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Als nazimordender amerikanischer Soldat glänzte Brad Pitt (frischgebackener Oscar-Preisträger als Produzent von 12 Years A Slave) schon 2009 in Inglourious Basterds. Der von Quentin Tarantino geschaffene Charakter Lt. Aldo Raine galt ebenfalls als Anführer seiner Widerstandgruppe und ist dem jetzigen Wardaddy in seiner rauen Art und Kompromisslosigkeit sehr ähnlich. Engagement seine Rolle authentisch zu verkörpern, bewies vor allem Co-Star Shia LaBeouf, indem er sich bei seinen Kollegen sehr unbeliebt machte. Um sich in die Lebensumstände eines Panzersoldaten im Zweiten Weltkrieg einzufinden, wusch er sich wochenlang nicht, zog sich selbst einen Zahn und verließ den Panzer nur, wenn er von den Sicherheitsleuten dazu gezwungen wurde. Seine Crew fand das gar nicht professionell und verwies ihn für den Rest der Dreharbeiten in ein getrenntes Bed-&-Breakfast-Hotel. 

Dennoch war alles Gesehene schon einmal da. Zahlreiche Filme setzen sich mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs auseinander. Ob man diesen Film braucht sei wie viele sich ähnelnde Genres bestreitbar. Aber vielleicht ist es gerade vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Lage passend, sich noch einmal die Schrecken vor Augen zu führen, die ein Krieg anrichtet und zeigt, wozu Menschen fähig sind.

Herz aus Stahl ist überzeugend gespielt, erschreckend bebildert und bietet spannende Kampfszenen. Die Charaktere erfüllen jedoch jedes Hollywoodkriegsfilmklischee und außer durch grenzwertig blutige Details hebt sich dieser Film nicht von anderen Genrevertretern ab.

Regie: David Ayer
Drehbuch: David Ayer
Musik: Steven Price
Darsteller: Brad Pitt, Shia LaBeouf, Logan Lerman, Jon Bernthal, Michael Peña, Xavier Samuel, Jason Isaacs, Brad William Henke

Handlung:

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Bildrechte: Sony Pictures

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