Pompeii (2014) | Filmkritik

Pompeii

Was passiert, wenn man den Schöpfer der Resident Evil-Filme auf einem historischen Schauplatz eine der größten Naturkatastrophen der Menschheit entfesseln lässt? Richtig, man bekommt einen bildgewaltigen Streifen voller Hochglanzoptik präsentiert, in dem der Look wichtiger ist, als Dialog oder Charakterentwicklung.

Paul W. S. Anderson (Die drei Musketiere) macht keinen Hehl daraus und spickt den Katastrophen-Gladiator mit gewaltigen Effekten, die besonders in 3D den Kinosaal ebenso erschüttern, wie das Rumpeln des Vesuv zu seiner Zeit.

In die Hauptrolle des wortkargen Arenahelden tritt Kit Harington (Game of Thrones), der mit traurigem Welpenblick und gestähltem Waschbrettvorbau für schmachtende Damen in den Kinosälen sorgt. Doch kann er es auch mit einem ganzen Vulkan aufnehmen oder wird ihn der pyroklastische Strom schließlich in ein Brikett verwandeln?

Milo (Kit Harington) hat von Kindheit an nur Schrecken und Kummer erlebt. Sein Stamm der Kelten wurde unbarmherzig von Senator Corvus (Kiefer Sutherland) ausgelöscht, um die Handelsstraßen für römische Kaufleute wieder frei zu machen. Nur mit knapper Not überlebt der Kleine, indem er sich tot stellt und unter Leichen versteckt.

Doch schlussendlich hat auch dies nicht viel genützt denn schon bald fällt der Bengel in die Hände von Sklavenhändlern. Die Jahre vergehen und so reift Milo zu einem stattlichen Kämpfer in der Arena heran, der schon bald zu gut wird, um in der Provinz verheizt zu werden. Und so sendet man ihn mit seinen Kameraden nach Pompeii, wo es gilt, imposante Gladiatorenspiele für den gastierenden Senator abzuhalten.

Auf der Straße nach Pompeii kommt es zum Aufeinandertreffen mit Kaufmannstochter Cassia (Emily Browning), deren Pferd nach einem Beinbruch von Milo erlöst wird. Denn der gut gebaute Kämpfer hat ein Herz für Vierbeiner und ist ein wahrer Pferdeflüsterer!

Doch die Zeichen bei der zarten Kaufmannstochter stehen nicht gut, als Senator Corvus ein Auge auf das junge Ding geworfen hat. Als es mit süßen Worten und Versprechungen nicht gelingt, tritt die wahre Natur des römischen Politikers zum Vorschein. Und dieser sieht es nicht gern, wenn seine Angebetete dem Kämpfer in der Arena schöne Augen macht.

So sehr man auch versucht Milo in der Arena zu beseitigen, es will dank seiner Kampfkünste einfach nicht gelingen. Nur einer könnte dem holden Jüngling zum Verhängnis werden: Der Sklave Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje)! Der hat nämlich nur noch einen Kampf vor sich, dann muss er laut römischem Recht die Freiheit erlangen. Doch ob sich ausgerechnet der finstere Senator an solche Regeln hält?

Man merkt dem ehrgeizigen Filmprojekt an mit Ridley Scotts Gladiator konkurrieren zu wollen. Doch so sehr man auch versucht gute Ideen aus dem berühmten Filmvorbild zu übernehmen, Pompeii bleibt eben doch nur ein kleiner Film mit hoch gesteckten Ambitionen. Sei es der Werdegang von Milo, der anfangs kurze Kämpfe in kleinen Arenen zeigt, ehe er auf großer Bühne in einem Massaker verheizt werden soll, oder gar der dunkelhäutige Gefährte, der sich als echter Kumpel in der Schlacht entpuppt, wie einst Djimon Hounsou. Viel zu oft entnimmt Anderson dem oscarprämierten Machwerk von 2000 Ideen und setzt sie erneut um, ohne auch nur zu versuchen, sie originell zu verändern.

Da fällt es auch auf, dass Kiefer Sutherland (24) einen Commudus-Zwilling spielt, nur ohne derartig viele Intrigen zu spinnen, oder ähnlich durchgedreht daherzukommen. Auch die Filmmusik von Clinton Shorter (District 9) versucht mit Chören oder wummernden Hörnern den gigantischen Sound eines Hans Zimmer zu kopieren, trifft aber nur in der Eruption des Vulkans die richtigen Töne.

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Doch neben den offensichtlichen Plagiatsversuchen des Regisseurs ist die größte Kritik im Protagonisten des Sandalenabenteuers zu suchen. Und leider ist jetzt nicht die Rede vom Vesuv, der bis auf die letzten Filmminuten kaum eine Bedeutung hat. Kit Harington (Silent Hill: Revelation) mag in Game of Thrones als immer traurig dreinschauender Schönling durchaus passend sein, aber in Pompeii täte ihm auch mal ein anderer Gesichtsausdruck gut.

Bis auf seine Liebe zu Pferden hat Milo nämlich weder Tiefe noch echte Glaubwürdigkeit zu bieten. So bleibt Harington eben nur ein Posterboy, der mit stahlharten Bauchmuskeln unter einer Sprinkleranlage bombastisch gut aussieht, aber gerade bei den Dialogen wenig bis gar nichts zur Handlung beizutragen hat. Da nützen auch die coolen Kampfchoreographien wenig, wenn man sich nicht wirklich mit dem keltischen Waisenkind identifizieren möchte.

Gerade wer die Bilder der echten ascheüberzogenen Körper kennt, weiß welche Faszination von den unberechenbaren Naturgewalten ausgeht, die unter unserer vergleichsweise dünnen Erdkruste schlummern. Und anstatt die Chance zu nutzen, eine Gesellschaft zu zeigen, wie sie vor und während ihres Untergangs lebte, lässt man lieber eine oberflächlich konstruierte Romanze die ganze Filmzeit aufbrauchen, ehe man sich dem längst überfälligen Vulkanausbruch widmet, der die Einheimischen nicht annähernd so überrascht, wie es uns diverse Artikel im National Geographic weismachen wollen.

Zwar sehen die Effekte zum Ende hin überaus beeindruckend aus, doch kann das Untergangsszenario nicht wirklich den Schrecken einer ganzen Stadt widerspiegeln, welche kurz vor seiner endgültigen Vernichtung steht. Und so bleibt eben ein Film zurück, der zu viel Gladiator für einen Katastrophenfilm und zu wenig Gladiator für einen Gladiator ist. Aber wer Paul W.S. Andersons Filmografie genauer studiert, weiß, dass es schlimmer hätte kommen können.

Regie: Paul W. S. Anderson
Drehbuch: Janet Scott Batchler, Lee Batchler, Michael Robert Johnson
Musik: Clinton Shorter
Darsteller: Kit Harington, Emily Browning, Carrie-Anne Moss, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Jessica Lucas, Jared Harris, Kiefer Sutherland

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