Transcendence (2014) | Filmkritik

Dr. Will Caster (Johnny Depp), dessen Forschungsfeld die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist, träumt davon Maschinen mit dem gebündelten Wissen aller Menschen auszustatten und sie Emotionen empfinden zu lassen. Gemeinsam mit seiner Frau Evelyn (Rebecca Hall) arbeitet er an diesem Lebenstraum.

Eines Tages nach einer Präsentation wird er jedoch von einem Mitglied der technikfeindlichen R.I.F.T.-Gruppe angeschossen. Da das Projektil eine radioaktive Substanz enthält, die seinen Körper sukzessive zerstört, steht Caster unter Lebensgefahr. Den einzigen Ausweg stellt für ihn der Upload seiner Persönlichkeit in einen Quantencomputer dar, den seine Frau und sein Kollege Max Waters (Paul Bettany) durchführen sollen.

Dieses Verfahren birgt aber ein enormes Risiko, da es bisher nur an Affen getestet werden konnte. Caster erliegt noch während der Prozedur seinem Leiden, das Experiment scheint jedoch von Erfolg gekrönt. Aus der Virtualität fordert der digitale Will Caster sofortigen Zugang zum Internet, um auf alle technischen Geräte zugreifen zu können.

Blind aus Liebe zu ihm, und weil immer noch R.I.F.T.-Terroristen hinter ihr her sind, gewährt Evelyn ihrem Mann jeden Wunsch. So gewinnt die digitale Intelligenz mit dem Gesicht von Will Caster eine zusehends steigende Macht, die zur Bedrohung für die gesamte Welt zu werden scheint.

Das zugrunde liegende Drehbuch von Transcendence gehörte zu der sogenannten „Black List“, einer Reihe von sehr beliebten, aber bis dato unverfilmten Drehbücher.

Wenn außerdem eingespielte und erfolgreiche Filmschaffende, wie in diesem Fall Johnny Depp, Morgan Freeman und Cillian Murphy (u.a. Scarecrow in den Nolan-Batmanadaptionen) als Darsteller, Batman-Regisseur Christopher Nolan als Produzent und sein Kameramann Wally Pfister in seinem Regiedebut zusammen ein ambitioniertes Projekt angehen, erwartet man zu Recht Großes.

Transcendence stellt allerdings ein Paradebeispiel dar, wie solche Erwartungen trotz vielversprechender Akteure und einem mutigen Thema bitter enttäuscht werden können.

Pfister versucht hier eine Gratwanderung zwischen der tiefsinnigen Problematik der Vernetzung und Identität im Internet einerseits und einem Standardactionfilm andererseits. Dabei scheitert er an beiden Enden. Die technikkritische Botschaft erreicht nicht ihr vorgegebenes Ziel, weil die Charaktere die dafür notwendige Glaubwürdigkeit nicht erreichen.

Schuld daran sind nicht die Schauspieler, sondern das Drehbuch. Man hätte hier etwa spannende Diskussionansätze über menschliches Verhalten im Internet, den Upload einer eigenen Persönlichkeit oder auch die ersehnte Unsterblichkeit im Netz unterbringen können. Stattdessen kratzt die Handlung hier nur an der Oberfläche – eine vertane Chance.

Zudem ist die Lösung für die sich ausbreitende Macht Will Casters, die der Plot anbietet, schlicht zu einfach durchzusetzen und hätte durchaus den ein oder anderen Twist oder Turn vertragen können. Um ein purer Actionfilm zu sein, wird zu viel an der Metaebene suggeriert.

Sicher, der Film enthält manche Szenen, die visuell beeindrucken, etwa atemberaubende Panoramaaufnahmen von Natur oder die aufsteigende Datenmaterie. Doch das allein kann über die vielen ungenutzten Chancen, die Handlung spannender zu gestalten, nicht hinwegtäuschen.

Transcendence ist kein schlechter Film, ein wenig mehr Bewegung in eine der beiden aufgezeigten Richtungen hätte ihm aber sicherlich gut getan. Wer nach dem eher enttäuschenden Lone Ranger einen besseren Film mit Johnny Depp in der Hauptrolle sucht, ist hier aber auf jeden Fall richtig.

Regie: Wally Pfister
Drehbuch: Jack Paglen
Musik: Mychael Danna
Darsteller: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Kate Mara, Cillian Murphy, Cole Hauser, Morgan Freeman

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