Spuren (2013) | Filmkritik

Australien, 1975: Die 24-jährige Robyn Davidson (Mia Wasikowska) zieht von der Großstadt Brisbane in den kleinen Ort Alice Springs inmitten der Wüste. Sie will gegen alle Widerstände von Freunden und Familienmitgliedern von dort bis zum Indischen Ozean an die Westküste wandern.

Zunächst fehlt ihr das nötige Geld für Ausrüstung und Verpflegung. Nach acht Monaten harter Arbeit bei dem griesgrämigen Kamelfarmer Kurt Posel (Rainer Beck) wird sie hereingelegt und um zwei Kamele betrogen.

Den Rückschlag steckt sie jedoch schnell weg und gewinnt durch ihre Zähigkeit und Ausdauer einen neuen Job bei dem afghanischen Züchter Sallay Mahomet (John Flaus). So kommt sie der Verwirklichung ihres Traums langsam Stück für Stück näher.

Nach zwei Jahren hat sie alles Nötige zusammen und begibt sich nur von ihrem Hund Diggity und vier Kamelen begleitet auf einen 2700 Kilometer langen Selbstfindungstrip. Auf der Reise durch eine ebenso majestätische wie feindliche Natur trotzt sie wilden Tieren und Wassermangel.

Nach einer Begegnung mit dem Fotografen Rick Smolan (Adam Driver) verpflichtet sie sich eher widerwillig, für das renommierte „National Geographic“-Magazin einen Reiseartikel zu schreiben und an ausgewählten Stationen der Expedition für Fotos zur Verfügung zu stehen.

Rick, der auf Teilen ihrer Reise sporadisch dazustößt, hat die Aufgabe, ihre Erlebnisse für die Ewigkeit festzuhalten. So begeben sich beide auf eine phantastische Entdeckungsreise und müssen dabei auch ihr Gefühlschaos meistern.

Die Abenteurer ihrer kühnen Wanderung quer durch die australische Wüste veröffentlichte Robyn Davidson im Anschluss an ihren Trip in ihrem Roman Spuren, der alsbald ein Welt-Bestseller wurde. Schon kurz darauf entstanden Ideen zu einer filmischen Umsetzung, die sich jedoch vorerst wieder zerschlugen.

Erst bei den Filmfestspielen von Venedig im Jahr 2013 erblickte der Film Spuren endlich das Licht der Kinowelt. Regisseur John Curran (Der bunte Schleier, Stone) nahm sich dem Thema an und präsentiert die außergewöhnlichen Reise einer jungen Frau vor atemberaubender Kulisse.

Kamerafrau Mandy Walker bewies schon in Australia ihr Talent, die australische Wüstenlandschaft in grandiosen Bildern einzufangen und zum zweiten Hauptdarsteller des Films zu machen.

Die eigentliche Protagonistin Robyn Davidson ist heute ein australischer Mythos und darüber hinaus weltweit eine Ikone für viele Frauen. Sie wagte auf eigene Faust ein Extrem-Abenteuer, das zur damaligen Zeit den Männern vorbehalten war. Dabei verließ sie sich ausschließlich auf sich selbst, ihre Intuition und stellte sich allein den Risiken und Gefahren, die die australische Wüste birgt.

So wie sich auch die Hauptfigur in kleinen Schritten über die Monate hinweg entwickelt, so gemächlich ist auch das Erzähltempo, das John Curran in seinem Film an den Tag legt. Er verzichtet auf überdramatisierende Actionszenen, auch wenn Kamele verschwinden, das Wasser knapp wird oder wilde Tiere die kleine Karawane bedrohen.

Für die Hauptrolle waren im Laufe der Jahre große Namen wie Julia Roberts oder Nicole Kidman im Gespräch. Doch die selbst in Australien geborene Mia Wasikowska (Alice im Wunderland, Stoker) steht anderen Hollywoodgrößen in nichts nach. Über weite Strecken trägt Sie die Handlung allein und glänzt dabei mit überdurchschnittlicher Leinwandpräsenz. Glaubhaft präsentiert sie eine willensstarke Persönlichkeit, die ständig an sich arbeitet.

Spuren ist also mehr eine Charakterstudie denn ein mitreißender Abenteuerfilm. Bedeutsam für die Selbstfindungsthematik ist hier der Kontrast, in denen wir Robyn allein sehen und wie sich ihr Verhalten im Laufe der Reise beim Kontakt zu Menschen ändert. Die On/Off-Beziehung mit dem Fotografen Rick Smolan belebt den Film auf verschiedene Weise. Sie sorgt ganz direkt für emotionale Spannung und schürt gleichzeitig die Konflikte Davidsons mit der Außenwelt im Allgemeinen.

Zwar zieht sich die Geschichte etwas in die Länge, doch die Begegnungen der jungen Frau mit Aborigines, Einsiedlern und anderen Abenteurern bieten die notwendige Abwechslung. Wer sich auf den Aufbruch ins Unbekannte von John Curran einlässt, sollte kein geballtes Actionkino erwarten, sondern eine durchdachte und wunderbar gespielte Charakterstudie, die mit Mia Wasikowska nicht besser hätte besetzt werden können. Allein die Optik des australischen Outbacks sowie die Kamele als weitere Protagonisten machen die Reise sehenswert.

Cast & Crew

Regie: John Curran
Drehbuch: Marion Nelson
Musik: Garth Stevenson
Darsteller: Mia Wasikowska, Adam Driver, Rainer Bock, Rolley Mintuma, John Flaus, Robert Coleby, Tim Rogers, Emma Booth

Bewertung

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