Obwohl in München endlich Schönwetter eingekehrt ist, habe ich mir trotzdem drei Filme angeschaut.
Der Norwegische Spotlight A Thousand Times Good Night war der erste Film des Tages und ein wie ich finde sehr berührendes Drama. Rebecca (Juliette Binoche) ist Kriegsfotografin und sucht obsessiv die Gefahr. Als sie in Kabul die Zeremonie der Vorbereitung einer Selbstmordattentäterin dokumentiert, ist sie zu nah am Geschehen und wird schwer verletzt.
Zurück in ihrer Heimat Irland stellt ihr Mann sie vor die Wahl: Beruf oder Familie. Denn nicht nur er, sondern auch die gemeinsamen Töchter Steph und Lisa leiden unter der ständigen Angst die Mutter auf jeder Reise verlieren zu können.
Regisseur Erik Poppe war lange selbst als Kriegsfotograf tätig und spiegelt in den Bildern des Films seine eigenen Erfahrungen wider. Er thematisiert mitfühlend den Konflikt, den der Zwiespalt zwischen Berufung und Familie bedeuten kann.
I´m not him ist ein weiterer CineMaster Teilnehmer vom türkischen Regisseur Tayfun Pirselimoglu. Erzählt nach Alfred Hitchcock beginnt Tellerwäscher Nihat eine Affäre mit seiner zwiespältigen Kollegin. Sehr langsam übernimmt er die Identität ihres inhaftierten Ehemanns…
Durch seine Minimalistik ist der Film sehr verstörend. Die düstere Szenerie wirkt bedrückend, dennoch hat die Story einige überraschende Wendungen parat.
Der Junge und die Welt ist der zweite abendfüllende Zeichentrickfilm vom brasilianischen Regisseur Alé Abreu. Er lief gleichzeitig in der Kategorie International Independents und Kinderfilmfest. Obwohl ich mir einen unterhaltenden Film für Jung und Alt vorgestellt hab, hielt ich den Film schon nach ein paar Minuten nicht wirklich geeignet für Kinder.
Ein farbenfrohes Abenteuer erwartet den Zuschauer allemal: Ein kleiner Junge begibt sich auf die Suche nach seinem Vater und streift vorbei am Karneval, Obstplantagen, Fußball und den Häfen Brasiliens. Dabei geriet er hinein in eine Welt der Industrialisierung und Zerstörung. Die Gesellschaft Brasiliens wird hier sehr anschaulich und facettenreich skizziert. Durch die Message vom Fortschritt und Zerfall gleichermaßen sehe ich den Beitrag eher beim erwachsenden Publikum.
Somit habe ich auch einen Animationsfilm auf dem Filmfest genießen können und freue mich über das mehr als vielfältige Programm. Nun gehen sechs Tage Filmfest München langsam zu Ende. Morgen stehen vor der Abreise aber noch einmal zwei Beitrage auf dem Programm, über die ich mich sehr freue.