Gravity (2013) | Filmkritik

Gravity

Die Welt von oben bietet einen majestätischen Anblick. Selbst nach 130 Stunden auf Weltraumspaziergang ist der mehr als erfahrene Astronaut Matt Kowalsky (George Clooney) von dem Schauspiel noch fasziniert. Diese Mission soll sein letzter Einsatz im All sein, da der wohlverdiente Ruhestand auf ihn wartet. Für die Wissenschaftlerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) ist es hingegen der erste Flug im Space Shuttle und ebenso ihre Premiere draußen in den Weiten des Weltalls. Gemeinsam mit Kowalsky soll sie Reparaturen am Weltraumteleskop Hubble durchführen.

Eigentlich eine Routine-Mission, doch bei Arbeiten außerhalb des Shuttles wird mutmaßlich ein veralteter Satellit abgeschossen, dessen Trümmerteile den gesamten Raumgleiter zerstören. Nur durch ein dünnes Kabel verbunden, werden Ryan und Matt in die Weite des Weltalls hinausgeschleudert. Der Kontakt zur Erde ist abgebrochen und damit auch jede Chance auf Rettung. Die letzte Hoffnung besteht einzig darin, die ISS mit ihren Rettungskapseln zu erreichen. Doch in der Schwerelosigkeit wird dies zu einem schier unmöglichen Unterfangen.

Gravity war der Eröffnungsfilm der 70. Internationalen Filmfestspiele von Venedig, die vom 28. August bis 9. September 2013 stattfanden. Schon 2001 war Cuaróns Film Y tu mama también auf den Filmfestspielen vertreten und gewann den Goldenen Osella für das beste Drehbuch. Ebenfalls gewann sein Film Children of Men im Jahre 2006 den Preis für die beste Kameraführung. Gemeinsam mit seinem Sohn Jonás Cuarón schrieb Alfonso Cuarón nun das Drehbuch zu Gravity.

Der Regisseur inszeniert nun einen dramatischen Ausflug zweier Astronauten ins All. Als bei dem Außeneinsatz das Space-Shuttle durch einen Metallschauer zerlegt wird, sind Dr. Stone und Matt Kowalsky völlig auf sich allein gestellt. Die Verbindung zur Erde ist abgebrochen und der Sauerstoffgehalt sinkt dramatisch. Der Plot klingt erst einmal nach einer perfekten Möglichkeit, gewagte Special Effekts mit einer geballten Ladung Drama zu kombinieren.

Dem Zuschauer bieten sich zuallererst fulminante Bilder von unserem blauen Planeten. Obwohl man diese Sicht schon aus zahlreichen Action-Weltall-Filmen kennt, erfährt man hier durch Kontraste, Sonnenstrahlen und einem leuchtenden Meeresblau ein beeindruckendes Kinoerlebnis. Gefilmt wurde hauptsächlich in Londons Shepperton Studios. Die Macher entschieden sich, Gravity in 3D zu drehen, wobei die Effekte durchweg gelungen sind, seien es die durchs All geschleuderten Protagonisten, die auf einen zufliegende Satellitenteile oder der beeindruckende Erdball.

Es dauert nur wenige Minuten, bis der eigentlich harmlose Ausflug ins All in einen aussichtslosen Kampf um Leben und Tod übergeht. Über die Protagonisten an sich erfährt man nur wenig. Wunderbar kann man jedoch mitverfolgen und dank der schauspielerischen Leistung Sandra Bullocks auch mitfühlen, wie aus Angst Panik wird, gefolgt von Resignation und dem Aufkeimen eines unbändigen Überlebenswillens. Da Gravity auch von der Isolation der beiden Hauptfiguren handelt, musste Sandra Bullock, wie sie in einem Interview berichtete, Drehpausen allein in einer hell ausgeleuchteten Kiste verbringen.

Hintergründe zu George Clooneys Charakter bleiben zwar im Verborgenen, jedoch sorgt er mit seiner charmanten Art sogar im Weltraumdrama für einige Lacher. Schon in Solaris, Steven Soderberghs Neuinterpretation des Klassikers von Andrei Tarkovsky, durfte er sich in der Arbeit mit den Weiten des Weltalls üben. Mit den nur zwei Personen kommt der Film wunderbar aus, selbst als der Zweier-Überlebenskampf in einen Einzelkampf übergeht. Dialoge und Monologe sind zwischen den Actionszenen bestes durchdacht und die Spannung bleibt durchweg erhalten.

Den einzigen Kontakt zur Erde haben die Figuren über Funk. Auf Zwischenszenen, die auf das andere Ende der Leitung auf die Erde filmen, wird jedoch verzichtet. So ist der Zuschauer von Beginn an im Weltraum, wo es keine Anziehungskraft gibt. Daher bewegt sich auch die Kamera mal kopfüber, seitlich oder ganz im Kreis, so dass man sich selbst beim Filmschauen schnell schwere- und orientierungslos und wie die Protagonisten völlig ohne Kontrolle fühlt.

Auf einige Klischees wird natürlich nicht verzichtet. Zum Beispiel, dass Dr. Stone noch nie ein Weltraumflugzeug geflogen hat und dies mit zufälligem Knopfdrücken belegt. Auch fragt man sich an geraumer Stelle, ob es realistisch ist, dass auf einmal alles im Weltraum explodiert und ob ein Rettungsversuch in dieser Art von Statten gehen würde.

Trotz minimaler Logiklücken ist Gravity ohne Zweifel ein herzrasender Thriller, der das Filmpublikum in das tiefe, weite All und damit in seinen Bann zieht. Beklemmung, Isolation und panische Angst geben den Zuschauer zwischen den Schockmomenten ein mulmiges Gefühl. Für solche Verschnaufpausen oder gar Langweile ist Dank der schnellen Handlung und der knapp hintereinander folgenden Actionszenen wenig Zeit. Cuarón liefert mit diesem Film eine erstklassige und atemraubende Weltraumodyssee, die durch grandiose Hauptdarsteller, beeindruckende Bilder und gelungene Special Effects begeistert.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Ähnliche Beiträge

Clooney. Pitt. Erster Trailer zu „Wolfs“

Prequel zu „Ocean’s Eleven“ mit Margot Robbie und Ryan Gosling

Erster Trailer zu „Ticket ins Paradies“ mit Julia Roberts