Bei einem Schulausflug in die berühmte Monster AG sorgt der kleine Mike Glotzkowski für ziemlichen Wirbel. Unerlaubt schleicht er sich in den Sicherheitsbereich; dorthin, wo die Türen zu den Kinderzimmern aktiviert werden, damit die Schrecker die Energie in Form der Angstschreie der Kinder sammeln können. Er schafft es sogar, sich hinter einem dieser berühmten Schrecker durch die Tür in die gefährliche Menschenwelt zu schleichen.
Seit diesem Tag ist sich Mike einer Sache gewiss: Er will selbst ein großer Schrecker bei der Monster AG werden.
Aber Erschrecken will gelernt sein und so ist das große Ziel die „Monster Universität“, eine Koryphäe auf dem Gebiet der sogenannten „Schreckologie“. Leicht hat es der knubbelige Mike nicht, denn rein körperlich bietet er nicht unbedingt gruselige Voraussetzungen. Auch sein unermüdlicher Ehrgeiz stößt auf wenig Gegenliebe seiner Kommilitonen. Nur sein schüchterner Zimmergenosse Randy scheint ihm ein Freund zu sein.
Dem Star der Vorlesung allerdings, James Sullivan aus erfolgreicher Schreckerfamilie, ist der strebsame, grüne Knirps ein Dorn im Auge. Der große Zottel hatte sich die Karriere an der Universität etwas einfacher vorgestellt und der Erfolg, den sich Mike hart erarbeitet, will ihm einfach nicht zufliegen. Es beginnt ein harter Konkurrenzkampf, der die beiden das Studium kosten könnte.
Sehr cleverer Schachzug, Disney, sehr clever. Man gebe jungen Kindern eine Welt voller Monster, die den Schrecken jeder Nacht ein wenig verharmlosen soll und abgesehen davon einfach nur liebenswert gestaltet ist. Knapp 12 Jahre später, wenn diese Kinder alt genug sind, um auf die Universität oder das College zu gehen, gebe man ihnen einen Film mit den Helden ihrer Kindheit, die genau das gleiche tun – die Universität besuchen.
Regie bei dem Prequel zu Die Monster AG führte Dan Scanlon, ein eher unbekannter Name in dieser Funktion, besetzte er sonst andere Jobs, zum Beispiel den des Storyboard Artist bei Cars. Zusammen mit Daniel Gerson und Robert L. Baird verfasste er auch das Drehbuch zu Die Monster Uni (Originaltitel: Monsters University), wobei seine Kollegen auch schon beim Original als Schreiber mitwirkten.
Auf englischer Seite konnten, soweit es mir ersichtlich ist, wieder alle Schauspieler ins Boot geholt werden. So verleiht Billy Crystal dem Haupthelden Mike Glotzkowski seine Stimme und John Goodman stand erneut für den großen Sullivan ein. Das aufregendste an der deutschen Synchronisation ist wohl Manuel Neuer (ja, der Fußballer), der eine Sprechrolle ergattern konnte. Aber hätte ich das nicht im Abspann gelesen, wäre mir das wohl niemals aufgefallen.
Animationstechnisch sind die 12 Jahre deutlich spürbar. Besonders an der Umgebungsanimation, denn je besser sie wird (wie ich auch schon bei der Kritik zu den Hütern des Lichts anmerkte), desto mehr tritt sie in den Hintergrund und nimmt sich zurück. Die Fellanimationen sind wunderschön anzuschauen und Sullivan wirkt noch um einiges flauschiger als damals.
Neben der Fellanimation fällt aber auch auf, dass noch andere Probleme der Computeranimation immer besser gelöst werden. Die früher immer etwas zu weichen Bewegungen wirken menschlicher, realer. Vor allem aber ist es der Umgang mit Texturen und Lichtberechnung, der einen großen Unterschied macht. Haut wirkt mittlerweile blickdicht, man hat nicht mehr das Gefühl, Mike wäre eine grüne Papierlampe mit Teelicht, die von innen leuchtet.
Thematisch beschleicht mich das Gefühl, dass mit Die Monster Uni das gleiche versucht wurde, wie bei Toy Story 3. Man wuchs mit Andy auf, Andy geht jetzt aufs College. Da das kleine Mädchen aus Die Monster AG jetzt schlecht gezeigt werden kann ohne den Fokus von den beiden liebgewonnenen Monstern zu rücken, zeigt man ein Prequel. Aus der Sicht eben jener Zielgruppe, zu der ich mich wohl noch zählen kann, ist das zwar kein Meisterwerk, aber eine schöne Idee. Der Film hält da auch einige Kleinigkeiten ( -mehr wird nicht verraten- ) bereit über die man sich sehr freut.
Allerdings wird durch die Thematik des Colleges bzw. der Universität vieles aufgegriffen, was sich für einen entsprechenden Film für junge Erwachsene oder solche, die die Uni bereits abgeschlossen haben, sicherlich gut eignet. Fraglich ist aber, wie gut sich ein Kind mit diesen Themen wie z.B. „Bruderschaften“, vor allem nach amerikanischem Vorbild, und Uniriten identifizieren kann.
Ebenso thematisiert wird Mikes Lebenstraum und seine Anstrengungen. Natürlich auch etwas, womit sich Kinder auseinander setzen müssen. Da aber der Gegenwind meist in Form von Kritik an Mikes „ungruseligem“ Aussehen durch die Lautsprecher stürmt, muss man sich fragen, ob es in Zeiten magersüchtiger und schwer depressiver Kinder, die den vorgedruckten und gephotoshopten Idealen nacheifern aber nicht nachkommen können, wirklich die intelligenteste Idee ist, ebenfalls in diese Kerbe zu schlagen. Vor allem vom Disneykonzern, der sich allzu gerne die Verbreitung moralisch wichtiger Werte auf die Flagge schreibt, hätte ich das nicht erwartet.
Denn kennt man den Originalfilm nicht, hinterlässt Die Monster Uni in dieser Hinsicht einen wirklich äußerst faden Beigeschmack und überträgt auch eine recht fragwürdige Botschaft bezüglich Bildungspolitik. Um das zu hinterfragen bzw. richtig einzuordnen braucht es auch zum einen den Vorgänger und zum anderen etwas mehr Lebenserfahrung, als die angebotene FSK 6.
Es ist nicht so, als sei Die Monster Uni ein schlechter Film. Die Zielgruppe, die ich nach meiner Einschätzung für realistisch halte, ist aber sehr klein. Hat man junge Kinder, ist man mit Die Monster AG wesentlich besser bedient. Der Film ist nicht nur besser geeignet, er ist auch inhaltlich einfach schöner gemacht, wesentlich lustiger, kindgerechter und liebevoller gestaltet. Als erwachsener Mensch ist es dann eher eine Frage der Vorliebe, ob man Pixarfilme schaut oder nicht.
Die einzigen, die aber wirklich 100%ig von diesem Film angesprochen werden, sind schlicht und ergreifend nur die jungen Erwachsenen, die, wie schon gesagt, vor 12 Jahren Die Monster AG sahen und sich nun in der Lebenssituation von Mike und Sulley wiederfinden.
Regie: Dan Scanlon
Drehbuch: Daniel Gerson, Robert L. Baird, Dan Scanlon
Musik: Randy Newman
Stimmen: Billy Crystal, John Goodman, Steve Buscemi, Joel Murray, Sean Hayes, Dave Foley
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