Elevator (2011) | Filmkritik

Elevator

Neun unterschiedliche Menschen wollen auf eine Cocktail-Party im Wall-Street-Bezirk von New York. Wie es sich für eine echte Feier in der Stadt gehört, findet sie im obersten Stockwerk eines Penthouses statt.

Selbstverständlich wählen alle Beteiligten das sicherste Beförderungsmittel der Welt: den Fahrstuhl. Doch auf dem Weg nach oben hat die 10jährige vorlaute Madeline nichts anderes im Sinn, als den erwachsenden Anwesenden einen Streich zu spielen. Prompt drückt sie den Notschalter des Aufzuges, woraufhin dieser stehen bleibt.

© Ascot Elite

Nur leider setzt sich das Gefährt auch nach Kontaktaufnahme mit dem Sicherheitsdienst nicht wieder in Bewegung. Anfangs sind alle noch relativ entspannt, doch schon bald entstehen Konflikte und Provokationen in dem engen Gefängnis.

Als eine der Anwesenden einen Herzanfall erleidet und eröffnet, dass sie eine Bombe bei sich hat, bekommen die eingesperrten Personen Todesangst. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und im Angesicht des Todes lassen die einzelnen Menschen nach und nach ihre Fassade fallen…

Der Norweger Stig Svendsen läutet mit dem Thriller Elevator sein amerikanisches Spielfilm-Debüt ein. Mit der Story, in der neun Menschen in einem stehengebliebenen Aufzug gefangen sind, widmet er sich nach dem thematisch ähnlichen Devil – Fahrstuhl zur Hölle aus 2010 einem weiteren Film der Kategorie „Fahrstuhl-Horror“.

Potential hat es auf jeden Fall, eine Geschichte in einem engen Raum ohne Entkommen spielen zu lassen. Unter Klaustrophobie – der panischen Angst vor geschlossenen Räumen – leidet ein Großteil der Menschen, die sich nach einem solchen Film wohl zweimal überlegen, ob sie dem Lift nicht doch lieber das Treppensteigen vorziehen.

© Ascot Elite

Die zusammengedrängten Charaktere sind zu Beginn erst einmal sehr klischee-behaftet und könnten unterschiedlicher nicht sein: Eine Schwangere, die natürlich dringend aufs Klo muss; ein verliebtes Pärchen, das ein gut gehütetes Geheimnis auseinanderzubringen droht; ein Klaustrophobiker, der die übrigen Fahrgäste nervös macht; ein Sunnyboy, ein stinkreicher Firmenboss mit versnobter Enkelin, eine zerstreute ältere Dame und ein Angestellter, der zu schlichten versucht.

Im Vergleich zu John Erick Dowdles Devil, der eine Parallelhandlung außerhalb des Fahrstuhls besitzt und auf Geisterhorror setzt, weiß Elevator mit ganz anderen Mitteln zu unterhalten. Ausgenommen von einer kurzen Anfangs- und Endsequenz spielt sich der gesamte Film innerhalb des Fahrstuhl-Abteils ab.

Die neun Protagonisten müssen einzig mit ihrem Schauspiel überzeugen und die Spannung aufrecht erhalten. Allein durch Mimiken, Dialoge und den wenigen Handlungsmöglichkeiten gestaltet sich dies über die gesamte Laufzeit natürlich schwierig. Doch neben dem Schauspiel ist es vor allem die Kameraführung, durch die der konsequente Spannungsaufbau verstärkt wird. Sie gewährt den Zuschauern stets einen nahen Blick auf das Geschehen. Dass die Sicht mal von oben, mal frontal und auch von unten auf die Menschen fällt, erzeugt eine durchaus verstörende und beklemmende Stimmung. Zudem ist die Kamera ständig in Bewegung und durch die schnellen Schnitte kommt kaum Langeweile auf.

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Die insgesamt 84 Minuten von Elevator werden an keiner Stelle unlogisch oder öde. Etwas ermüdend sind nur die von Beginn an recht primitiven Dialoge, die nur ab und an mit etwas schwarzem Humor und spitzen Bemerkungen belebt werden. Man fragt sich vor allem, ob es wirklich sein muss, dass die Protagonisten noch 10 Minuten verbleibende Zeit bis zur Explosion haben und erst einmal 8 davon besprechen müssen, wie sie denn am besten handeln.

Für Fans des gepflegten Horrors geht der Regisseur wahrscheinlich zu sparsam mit Blut um und setzt eher auf die Beklommenheit seiner Schauspieler. Zwar ist die Stimmung konfliktgeladen, jedoch verwandeln sich die Menschen nicht wie erhofft in blutrünstige Bestien. Anstatt sich gegenseitig zu beschuldigen, ziehen sie letztendlich alle an einem Strang, damit jeder heil aus dieser Misere rauskommt. Allein zwei blutige Schock-Szenen versuchen den Gänsehaut-Faktor kurzzeitig hochzutreiben. Was dem Film einen zusätzlichen Schauder-Faktor verleiht, ist die Tatsache, dass die Situation glaubwürdig ist und real geschehen könnte. Die Geschehnisse im Fahrstuhl passieren nicht aufgrund übernatürlicher oder dämonischer Kräfte, sie gehen allein auf menschliches Verhalten zurück.

Spannend – ja, unterhaltend – schon, schockierend – leider nein. Elevator versteht es durchaus mit einfachen stilistischen Mitteln eine erschreckend klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen. Das Spiel gegen die Zeit ist nervenaufreibend und eine Szenerie wie diese zudem glaubhaft. Schweißtreibende Schockeffekte verlieren sich jedoch durch ein schwaches Drehbuch in überflüssigen Dialogen und zu wenig Tiefe der Protagonisten.

Regie: Stig Svendsen
Drehbuch: Marc Rosenberg
Musik: Herman Christoffersen
Schauspieler: Christopher Backus, Anita Briem, John Getz, Shirley Knight, Rachel and Amanda Pace, Devin Ratray, Joey Slotnick, Tehmina Sunny, Waleed Zuaiter, Michael Mercurio

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