Star Trek Into Darkness (2013) | Filmkritik

Ein Vulkanier, der fast in einem Vulkan umkommt, klingt zunächst wie ein äußerst schlechter Witz. Nachdem sich dieses flache Wortspiel bei einer Routinemission aber nur um Haaresbreite verhindern ließ, und nebenbei die Entwicklung einer jungen Zivilisation massiv gestört wurde, werden für den jungen Captain Kirk Konsequenzen unausweichlich bleiben.

Doch die Degradierung Kirks ist nur von kurzer Dauer. Ein Terroranschlag auf die Sternenflotte kann in die eigenen Reihen zurückverfolgt werden. Als Täter identifiziert und zum Abschuss freigegeben ist John Harrison, der in das Gebiet der Klingonen flüchtet, deren Beziehung zu der Vereinten Föderation der Planeten ohnehin stark strapaziert ist.

Nun ist es an Kirk und seiner Besatzung, den Täter zu fassen. Unter seinem Befehl gerät die Mannschaft der Enterprise in ein düsteres Spiegelreich der Unwägbarkeiten.

Eine Gratwanderung zwischen Freund und Feind, Rache und Gerechtigkeit, totalem Krieg und dem grenzenlosen Potenzial eines zukünftigen Bündnisses bringt alle Beteiligten in höchste Lebensgefahr.

Lange fragt man sich bei Star Trek Into Darkness nicht, wie ein Film 185 Millionen Dollar kosten kann. Die Bilder, die J.J. Abrams über die Länge von etwas mehr als zwei Stunden auf die Leinwand pfeffert, sehen unleugbar teuer aus. Zusammen mit Alex Kurtzman (Cowboys & Aliens), Roberti Orci (The Amazing Spiderman), David Linderlof (Lost, Prometheus) und Bryan Burk (Star Trek, Super 8) produzierte er den SciFi-Brocken. Orci, Kurtzman und Lindelof zeichneten sich außerdem für das Drehbuch verantwortlich.

Die Filmmusik komponierte Michael Giacchino, der für die Kompositionen zum Pixarfilm Oben bereits mit zahlreichen Preisen überhäuft wurde, darunter einem Oscar, einem Golden Globe und einem BAFTA-Award. Der Score zu Star Trek Into Darkness ist beeindruckend und unterstreicht die majestätischen Bilder perfekt. Dynamisch, klassisch, niemals aufdringlich und mit einem düsteren Unterton schmiegt er sich organisch und intensivierend an den Eindruck des Gesehenen.

Das Design innerhalb des Films ist makellos. Es ist diese feine Balance zwischen altbekannten Funktionen, vertrauter Gestaltung und neuartiger Interpretation, die das Star Trek Universum einerseits in bester Tradition fortsetzt, ihm aber andererseits einen zeitgenössisch-futuristischen Look verleiht ohne dabei durch maßlose Übertreibung den Bogen zu überspannen.

Doch obwohl die oberflächlichen Sinneseindrücke einwandfrei sind, kommt man nicht umhin zu fragen, warum nicht mehr in das Drehbuch und den Final Cut investiert wurde. Ob es mangelnde Gedanken, mangelnde Zeit oder mangelndes Geld war, was bei diesem enormen Budget eher unwahrscheinlich scheint, das vermag ich nicht zu sagen. Festzustellende Mängel sind vor allem inhaltlicher Natur.

Zunächst sei da der höchst befremdliche Fluss der Erzählung zu bemängeln, der zusammen mit dem Fokus der Geschichte einstweilen ausschweifende, aber irrelevante Details betont, nur um an anderer Stelle an wichtigen Erklärungen zu sparen.

Da wären einige Lücken in der Logik zu nennen, die wohlbemerkt nicht aus dem Vergleich mit Realität oder früheren Filmen enstehen (wobei es auch davon einige gibt), sondern direkt innerhalb des Filmes für gewisse Unstimmigkeiten sorgen.

Es ist auch das angekündigte „düstere Spiegelreich der Unwägbarkeiten“, dessen Schilderung auf dem Papier vermutlich eindrucksvoller Klang, als die Umsetzung auf die Leinwand es bewerkstelligen konnte.

Zu guter Letzt sind es auch die Darsteller, die unter der „Fehlinvestition“ leiden. Während die erste Interpretation des Star Trek Franchise noch durch lockeren bis selbstironischen Humor punkten konnte, scheinen den Schreibern für diesen zweiten Streich die Ideen ausgegangen zu sein. Schmunzeln mag man ab und an, doch der Biss fehlt. Selbst die Originalserie der 60er zeigte stellenweise mehr Witz.

Den Fokus betreffend, gerade auch im Umgang mit den Charakteren, wirkt der Film überfordert. Die Nebenfiguren werden ihrem Namen zu gerecht, ihre Handlungen und ihre Geschichte innerhalb des Films sind gerade im Vergleich zum Vorgänger stark komprimiert worden. Vielleicht kein Wunder, schließlich mussten sie in Star Trek erst eingeführt werden, dennoch aber ein Verlust, da gerade die neurotische Ader der Crew enorm zur Auflockerung beigetragen hätte, wäre sie besser zur Geltung gekommen.

Neuzugang Benedikt Cumberbatch als John Harrison zeigt eine beachtliche schauspielerische Leistung. Er schafft es, seinem Bösewicht unglaubliche emotionale Tiefe zu verleihen. Bei den sonst eher flachen Motiven des Films ein Ausreißer, leider aber nicht genug bzw. nicht auf die richtige Art und Weise, um seiner Performance einen einschüchternden Bösewicht abzugewinnen. Unter anderen Voraussetzungen hätte dieses Konzept vielleicht funktionieren können, zusammen mit dem dezent missglückten Versuch einer „Freund oder Feind“-Dynamik aber ein schwieriger Ansatz.

Zusammenfassend lässt sich aber relativieren, dass dieser Film im Bezug auf die Story nicht besser oder schlechter als andere Vertreter seines Genres ist. Die Erwartungshaltung wird hier maßgeblich entscheidend für die Rezeption des Zuschauers und schließlich sein Urteil sein. Gerade weil die Hauptkritikpunkte auf Handlungsebene zu finden sind, wird man auf unterschiedlichen Konzens treffen.

Denn optisch und akustisch darf man Star Trek Into Darkness aktuell wohl zur Crème de la Crème der audiovisuellen Unterhaltung zählen. Neben der beeindruckenden musikalischen Untermalung imponiert der Film mit bestechenden Soundeffekten und einer Bildgewalt, die sich neben dem optischen Meisterwerk The Fall zu behaupten weiß und bisweilen sogar an das asiatische Epos Hero erinnert.

Cast & Crew

Regie: J. J. Abrams
Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof
Musik: Michael Giacchino
Schauspieler: John Cho, Benedict Cumberbatch, Alice Eve, Bruce Greenwood, Simon Pegg, Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Karl Urban, Peter Weller, Anton Yelchin

Bewertung

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3 Kommentare

Wulf | Medienjournal 8. Mai 2013 - 14:36
Sehr schöne Filmkritik, die beim Lesen trotz der bemängelten Handlungsschwächen Lust auf den Film macht. Und dass er abhängig von der Erwartungshaltung sehr unterschiedlich bewertet würde, kann man ja schon schön auf einschlägigen Seiten wie etwa Moviepilot beobachten. Höchste Zeit für mich zweifelsohne, zumindest einmal den Vorgänger nachzuholen, um endlich mitreden zu können. ;-)
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