Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 1 (2011) | Filmkritik

Nachdem Bella und Edward in ihrer Beziehung alle erdenklichen Höhen und Tiefen durchlebt haben und Bella die Highschool erfolgreich abgeschlossen hat, laden sie schließlich zu ihrer gemeinsamen Hochzeit ein. Für Bella nicht nur ein romantischer Meilenstein, denn die Hochzeit war Edwards Bedingung für ihre Umwandlung in einen Vampir.

So bedeutet das Fest nicht nur die Zelebrierung und Schließung ihrer Ehe, sondern auch das Lebewohl von ihren Eltern und Freunden.

Doch bevor sich Bella in ein blutrünstiges Monster verwandeln lässt, möchte sie die Flitterwochen noch als Mensch genießen können. Es geht zunächst nach Rio de Janeiro. Von dort aus fahren sie weiter mit dem Boot zur Privatinsel der Cullens. Auf dem malerischen Eiland verbringen die frisch Verheirateten eine intensive Hochzeitsnacht und wundervolle Wochen.

Bis Bella sich der Zeit bewusst wird und etwas geschehen ist, was keiner der beiden erwartet hätte: sie ist schwanger. Das Leben und der Tod, plötzlich Hand in Hand, enger verwoben als vorstellbar, entscheiden nun über das Schicksal der frisch getrauten Isabella Maria Swan.

Durch die Aufteilung des letzten Bandes der Twilight Saga folgt auch diese Filmserie dem aktuellen Trend der Buchverfilmungen. Als Regisseur darf sich dieses Mal Bill Condon beweisen, als Drehbuchautor fungierte wieder Melissa Rosenberg und Stephenie Meyer sicherte sich einen Platz als Produzentin des Films.

Dass die Story von Breaking Dawn – Teil 1 eine andere Dynamik aufweisen würde als die Vorgänger, ist schon alleine der Splittung der Buchvorlage zu entnehmen. So behandelt dieser Teil vor allem die Vermählung der beiden Turteltauben, die Flitterwochen und die folgende Schwangerschaft der frisch getrauten Isabella Maria Swan.

Die Handlungsstruktur der Bücher betrachtend, stellt sich die Frage, inwieweit dieser Schritt sinnvoll war, denn schließlich gehört der Spannungsaufbau nicht gerade zu Meyers Stärken. Und wie die Autorin mit ihren vorhergehenden Werken bereits bewies, weist stets lediglich das letzte Drittel der Romane so etwas wie eine anspruchsvolle Handlung vor.

Rein dramaturgisch ist bei diesem Teil die Kritik am Hauptwerk, also dem Buch, auch nicht zu vermeiden, denn anstatt den kaum nachvollziehbaren Umgang mit den Komplikationen der Schwangerschaft anzugleichen und Fehler bei der Adaption auszubügeln, wurden sie auf die Spiellänge von fast 2 Stunden ausgedehnt. Der Umgang mit den Komplikationen ist daher mehr als lethargisch. Was in Buchform schon schwer begreifbar war, wird filmisch noch schwerer zu verstehen, gerade weil die krassen, körperlichen Veränderungen im Grunde zu Tode diskutiert werden.

Es sind die „wichtigen“ Events der Buches, die hier sehr breit erzählt und in voller Ausführlichkeit zelebriert werden. Dramaturgisch leider ein Fehlgriff, denn das Konfliktpotenzial gewisser Situationen wird zwar wiederholt aufgezeigt und von den Charakteren auch beklagt, diskutiert und betrauert, aber jedem Charakter scheint es fern, auch nur ansatzweise lösungsorientiert zu handeln. Besonders traurig ist die Tatsache, dass Betrachter der unzähligen Trailer zu Breaking Dawn – Teil 1 den Film im Grunde nicht mehr zu betrachten brauchen, denn dramaturgisch erzählen die Trailer fast vollständig die wichtigsten Aspekte des ersten Teils und verzichten zudem auf die extreme Langatmigkeit der Verfilmung.

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Die Bilder, die dank der Special Effects drastisch auf die Leinwand gezeichnet werden, stehen einer Pro-Ana Kampagne in nichts nach. Die aber scheinbar völlig unkritische Betrachtung dieser Wandlung, vor allem durch die Hauptfigur (die das alles sogar befürwortet) schaffen es vor allem, den mündigen Zuschauer stark an der psychischen Gesundheit aller beteiligter Akteure – sowohl vor, als auch hinter der Kamera – zweifeln zu lassen.

Die Schwächen und „Stärken“ der Saga werden gerade in Breaking Dawn – Teil 1 mehr als deutlich. Gerade im Bezug auf die fehlende Selbstkritik sowie die mangelnde Selbstreflexion wird zum Beispiel das bisher so gründlich verteufelte Thema Sex in der sonst so prüden Geschichte plötzlich enorm wichtig. Dass die Schwangerschaft eigentlich ungewollt war, sich aber beide Teilnehmer dieser Aktion nicht den geringsten Gedanken um Verhütung gemacht haben, wird geflissentlich ignoriert.

Als wäre das nicht schon genug, gesellt sich dazu der Aspekt der physischen Gewalt durch den Ehemann, der sich nicht unter Kontrolle hat, und die Isolation der Protagonistin von ihrer eigenen Familie für ein „höheres Wohl“. Vorgestellt wird das durch die rosarote Brille der Liebe, propagiert als gütige Aufopferung für die Beziehung und schlimmer noch, als völlig normal, legitim, sogar notwendig erachtet.

Dass gerade in der filmischen Umsetzung nicht kritischer damit umgegangen wird, stimmt nachdenklich. Man findet die ein oder andere Aussage in Interviews mit den Darstellern, wenn sie sich zur ein oder anderen Szene äußern, die eine gewisse Abneigung gegen diesen Stoff erahnen lassen. Dennoch, vielleicht auch vertraglich so bestimmt, findet man niemanden, der offen und ehrlich sagt, was für eine Freakshow mit diesem Film auf die Leinwand gebracht wurde.

Bei den Hardcorefans wird diese Debatte ohnehin auf taube Ohren stoßen, da dieser Teil durch die Hochzeit ohnehin der elementarste Film der Saga ist. Doch ohne die Begeisterung eines Fans bleibt dieser Film auf Hochglanz polierter Schrott. Es erscheint weder sinnvoll noch erstrebenswert diesem Streifen positive Aspekte abzuringen. Die Botschaft ist moralisch so abgrundtief falsch, dass sich eine Verschleierung oder Relativierung dessen durch Schönrederei der Bilder schlichtweg verbietet; eine kranke Vorstellung jedweder menschlicher Beziehungen.

Setzen, 6.

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