Eden (2012) | Filmkritik

Eden

Was die 17-jährige Hyung Jae (Jamie Chung) als einen netten Abend mit ihrer Freundin in einer Bar geplant hat, endet für sie in einem ausweglosen Alptraum.

Denn der hübsche Feuerwehrmann, der sie nach Hause bringen will, entpuppt sich als Mitglied eines Menschenhändler-Rings. Jae wird entführt und befindet sich kurze Zeit später mit einer Reihe weiterer minderjähriger Mädchen in einer Lagerhalle nähe Las Vegas.

Von nun an wird sie, von allen nur „Eden“ genannt, zur Prostitution gezwungen und muss für Pornofilmproduktionen zur Verfügung stehen. Wer zu fliehen versucht oder sich den Zuhältern – allen voran dem obersten Chef Bob (Beau Bridges) – nicht fügt, muss mit Folter oder Tod rechnen.

Gedeckt von der Polizei können die Menschenhändler nach Belieben schalten und walten. Überleben kann Jae nur, weil sie das Vertrauen von Vaughan (Matt O’Leary) gewinnt. Er ist die rechte Hand der Bande und durch die Zusammenarbeit mit ihm gewinnt Jae langsam an Ansehen und Einfluss in der Gruppe…

Der einem wahren Fall von Menschenhandel zugrundeliegende Film Eden feierte seine Premiere 2012 auf dem South by Southwest Film Festival, wo Regisseurin Megan Griffiths den „Emerging Woman Award“ erhielt. Chong Kim, auf deren Erlebnissen Eden beruht, wurde selbst verschleppt und war zwei Jahre lang in der Gewalt von Zuhältern. Mit ihrer Hilfe verfasste Richard B. Phillips das Drehbuch des schwer verdaulichen Themas.

Griffiths schafft mit Eden ein durchweg beklemmendes Szenario. Von Beginn an wird deutlich, wie hoffnungslos die Situation für Jae, kurzerhand in „Eden“ umbenannt, sowie die anderen entführten Frauen ist. Weder eingesperrt in kleinen Kabinen der Lagerhalle noch auf den täglichen Ausflügen zu Freiern oder Pornodrehs bieten sich Fluchtmöglichkeit. Die Frauen stehen unter ständiger Bewachung. Wer nicht gehorcht, wird aus dem Weg geräumt.

Die Hauptdarstellerin Jamie Chung (Sucker Punch, The Man with the Iron Fists) gewann beim Seattle International Film Festival den „Golden Space Needle Award“ als Beste Darstellerin. Überzeugend spielt sie die Protagonistin Jae, die aus ihrer kindlichen Welt gerissen wird und schnell erwachsen werden muss. Sie weiß, dass sie auf normalem Weg nicht fliehen kann und beginnt mit den Machenschaften zu kooperieren. Als Komplizin ihres cracksüchtigen Aufpassers Vaughan wird sie Teil des Frauenrings – um sich selbst zu retten. Der Zuschauer wird nun in ein Gefühlschaos zwischen richtig und falsch gestoßen, was dem Film Intensität verleiht.

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Dennoch weist Eden einige erzählerische Schwächen auf. Nicht immer schafft es Griffith, die Geschichte richtig anzutreiben. Die Konzentration liegt fast ausschließlich auf den beiden Hauptpersonen. Sämtliche Nebenfiguren, die mehr Beachtung verdient hätten, tauchen nur am Rande auf. Das Psychospiel zwischen Einschüchterung und Vertrauen von Jae und Vaughan wird mit der Zeit ermüdend.

Griffiths ist sichtbar darum bemüht, die Geschichte sensibel und respektvoll umzusetzen. Bewusst verzichtet sie darauf, die grausamsten Szenen der Folter oder Vergewaltigungen zu zeigen. Das Leid der Gefangenen ist durch das was man sieht vollends spürbar. Andererseits vermittelt der Film dadurch leider nicht die volle Intensität, die auf Basis des Stoffes gegeben wäre. Das Geschehen wirkt oft zu glatt und bewirkt nicht den schockierenden Effekt beim Zuschauer, der am Anfang zu erwarten war. Um diesen zu bezwecken reichen selbst die ein, zwei eingebauten blutrünstigen Szenen, welche die FSK ab 16 erklären, nicht aus.

Letztendlich besitzt Eden zwar alle Voraussetzungen für einen packenden und erschütternden Film, seine Möglichkeiten werden jedoch nicht vollends genutzt. Griffiths ist trotzdem ein verstörender Film gelungen, der Einblick in das menschenverachtende Business der Zwangsprostitution gibt. Somit ist Eden vor allem ein Hilfeschrei und ein Aufruf, nicht wegzuschauen. Denn der global organisierte und professionell betriebene Mädchenhandel ist nach wie vor real und aktuell.

Regie: Megan Griffiths
Drehbuch: Richard B. Phillips
Musik: Jeramy Koepping, Joshua Morrison
Schauspieler: Jamie Chung, Matt O’Leary, Beau Bridges, Scott Mechlowicz, Eddie Martinez, Tantoo Cardinal, Naama Kates

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