The Hunter (2011) | Filmkritik

Der Söldner Martin David (Willem Daffoe) steht vor einem neuen Auftrag: Für den Biotech-Konzern „Read Leaf“ soll er nach Australien reisen, um den Tasmanischen Tiger zu finden.

Dort angekommen, erhält er ein Zimmer im Hause der Witwe Lucy Armstrong (Frances O‘Connor), deren Mann bei derselben Expedition ums Leben kam.

Seine Aufgabe führt David schon bald ins tasmanische Unterholz und er erkennt, dass es um weitaus mehr als das gesuchte, seit Jahrzehnten angeblich ausgestorbene Tier geht…

Mit The Hunter, der Verfilmung des gleichnamigen Buches von Julia Leigh, brachte Daniel Nettheim 2011 sein Kinodebüt auf die Leinwand. Was jedoch als abenteuerlicher Thriller gelten sollte, entpuppt sich im Nachhinein als groß angelegtes, beinahe philosophisches Drama, das vor allem Schauspieler Willem Dafoe als Charakterdarsteller in den Mittelpunkt rückt.

Denn genau dieser trägt The Hunter, der es nicht zu schaffen scheint, die vorgegebene Handlung konsequent und ausgeklügelt zu verfolgen. Wenig spannungsreich wird vom einseitigen Tun des Söldners in Tasmanien erzählt, obwohl die Bilder Atemberaubendes einfangen:

Insbesondere die weitreichenden, jegliche Schönheit der Natur einfangenden Landschaftsaufnahmen sind es, die den Film sehenswert machen. Dennoch plätschert der Film zuweilen enttäuschend von Szene zu Szene, ohne dass – bis auf gelegentliche Ausnahmen gegen Ende des Films – jegliche Aufregung das vermeintliche Idyll stören könnte.

Vermeintlich, weil die väterliche Rolle, die Söldner Martin David mit dem Einzug in das Haus der verwitweten Mutter zweier Kinder, Lucy Armstrong, übernimmt, im harten Gegensatz zu seinen eigentlichen Aufgaben steht. Ohne Scheu integriert er sich in die chaotische Familie und findet Gefallen am Hippie-Leben, das er vorher nie verstehen konnte.

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Er taut in der ungewohnten Umgebung auf und entdeckt neue, faszinierende Seiten an sich. Das gibt natürlich schöne, herzlich-warme Szenen, hat aber auch immer einen faden Beigeschmack. Viel zu versiert und verschroben wird David zunächst dargestellt, viel zu plötzlich kommt der schmetterlingshafte Wandel.

Damit zeigt sich im Übrigen, was The Hunter wirklich ist: Ein Film, der das Wesen, den Charakter eines einzelnen Mannes in modernen Zeiten genauer untersucht. Martin David wird als Proto-Typ einer nichts hinterfragenden, Profit gesteuerten Gesellschaft, die selbst vor den Wundern der Natur längst nicht mehr Halt macht, gezeichnet, der reichlich spät von Moral überschwemmt wird und sich dieser sogar beugt. Willem Dafoe füllt diese Rolle äußerst überzeugend aus. Facettenreich wie eh und je spielt der Amerikaner sich durch jegliche Szenerie und begeistert mit seinem unprätentiösem, immer wieder starkem Auftreten.

Das tröstet allerdings nicht darüber hinweg, dass Regisseur Daniel Nettheim weitab ferner Thriller-Gefilde gearbeitet und einen, bis auf wenige Stellen kaum Eindruck hinterlassenden Film gedreht hat; zu lasch ist die Fortführung des eigentlich spannenden Ansatzes. Freunde Willem Dafoes andererseits, dem hier eine einzigartige Bühne für vielseitiges Spiel geschaffen wurde, werden Gefallen daran finden. Und die, die sich schon immer einmal in den tasmanischen Wäldern verlieren wollten, sowieso…

Regie: Daniel Nettheim
Drehbuch: Daniel Nettheim
Musik: Henry Jackman
Schauspieler: Willem Dafoe, Frances O‘Connor, Sam Neill

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