Während Bella langsam ihren Hausarrest absitzt, verwandelt sich das nicht zu weit entfernte Seattle in ein tödliches Pflaster. Vermisste Personen und Mordopfer, es verbreitet sich das Gerücht eines Serienkillers. Für das menschliche Auge die Taten eines Verrückten, können die Cullens die Zeichen deuten.
Irgendjemand will offensichtlich von der Stärke von jungen Vampiren profitieren, die sie aus dem restlichen menschlichen Blut in ihrem eigenen System schöpfen, und kreiert eine Armee aus Neugeborenen. Die Motivation für diese Aufrüstung ist zunächst unklar, da die Cullens weit und breit die einzigen ansässigen Vampire sind und keinen Anlass für eine Fehde boten. Plötzlich taucht der Geruch eines fremden Vampires in Bellas Haus auf.
Doch selbst das bringt sie den wahren Ursachen keinen Schritt näher, denn Alice überwacht Victorias Entscheidungen und hätte längst gesehen, wenn die Jagd auf Bella erneut entbrannt wäre, oder?
Bellas Sicherheit steht an oberster Stelle, nicht nur für Edward, auch für Jacob. Ihr treuer Freund will sie währenddessen zu einer Entscheidung bewegen. Entweder er oder der Blutsauger.
Mit Eclipse – Bis(s) zum Abendrot (Originaltitel: The Twilight Saga: Eclipse) geht die Vampirsaga schon in die dritte Runde und auch hier gab es wieder einen Wechsel in der Regie. David Slade, seines Zeichens Brite, ist in diesem Genre nicht unbedingt unerfahren, denn ihm verdanken wir den Horrorfilm 30 Days Of Night. Man muss auch ganz klar eines sagen: Optisch ist Eclipse wirklich gut gelungen. Die Schnitte, das Bild, die Perspektiven; all das wirkt sehr natürlich und ungezwungen, sodass man sagen kann, dass zumindest die Grundkomposition von Eclipse annehmbare Voraussetzungen bietet.
Die Tücken stecken wieder einmal im Drehbuch wobei Eclipse von allen Adaptionen bisher vermutlich die meisten Veränderungen durchleben durfte. Viele unnötige Passagen wurden für den Film gestrichen und durch neue Elemente ersetzt, die für die Charaktere und ihre Geschichte wesentlich förderlicher sind. So wird nun zum Beispiel die Armee der Neugeborenen in umfassenden Aufnahmen gezeigt, die im Buch so überhaupt nicht vorkommen. Aber mit Längen hat der Film dennoch zu kämpfen und einige Handlungen wirken zwanghaft aneinander gereiht. Ab und an erwischt man sich bei dem Gedanken, den Ton abzuschalten, um nur noch die Bilder zu genießen.
Schauspielerisch trifft man im wesentlichen auf die gleichen Probleme, die auch die ersten beiden Teile schon erlebten. Wirklich überzeugen kann von der Stammbesetzung mit seiner Leistung, außer den Darstellern Anna Kendrick und Billy Burke, eigentlich niemand. Dakota Fanning wirkt bei ihren drei Sätzen so hölzern, dass man sich fragt, wer sich bei der Bewertung ihres Talents denn damals so geirrt hat. Rachelle Lefevre, die in Twilight und New Moon noch als Victoria zu sehen war, wurde kurzerhand durch Bryce Dallas Howard ersetzt. Angeblich aufgrund terminlicher Differenzen, die die Schauspielerin zu verschulden hatte.
Ob das eine gute Entscheidung war, wird wohl schwer zu beantworten sein, da Lefevre in den vorangegangenen Teilen der Saga jeweils nur kurze Auftritte hatte. Dadurch ist ein Vergleich zwischen ihr und Bryce Dallas Howard nur bedingt machbar. Die kurzen Ansätze Lefevres stehen Howard gegenüber, die eine solide Leistung liefert und durch ihre traurigen Kulleraugen einen Tick psychotischer wirkt als Lefevres Interpretation der Rolle. Wie und ob Rachelle Lefevre hätte, würde, könnte usw. wäre demnach reine Spekulation und ist angesichts der würdigen Nachfolgerin auch überflüssig.
Xavier Samuel, für die Rolle des Riley gecastet, bietet eine unheimlich interessante Performance, die zwischen Genialität und Over-Acting balanciert, sich letztendlich aber nicht festlegen kann. Der Theaterschauspieler in ihm wird deutlich sichtbar, wodurch er sich vom Rest der Crew deutlich abhebt und je nach Blickwinkel sogar etwas (zu) enthusiastisch wirkt. „Overdressed“ wäre wohl am passendsten.Zur deutschen Synchronisation sage ich persönlich nichts mehr, nach wie vor bleibt Annina Braunmiller für mich gestorben.
In den Mittelpunkt von Eclipse rutscht die Dreiecksbeziehung von Bella mit den beiden natürlichen Feinden Jacob und Edward. Eine glaubwürdige Liebe konnte schon in den beiden Vorgängern nicht dargestellt werden, wird hier aber noch einen ticken fragwürdiger. In New Moon sah man Jacobs Effekt auf Bella und ohne mich auf eine Seite des berühmt berüchtigten Teams schlagen zu wollen, muss ich einfach feststellen, dass die Chemie zwischen Bella und Jacob, vor allem die möglichen Gründe für die Anziehung zueinander, um ein vielfaches besser auf die Leinwand übertragen werden konnten, als ihr Verhältnis zu Vampir Edward. Die Sympathien für Edward bleiben dem Zuschauer vorenthalten, wodurch so gut wie kein Verständnis für seine Anziehung aufgebaut werden kann.
Als Popcornkino, besser noch kindgerechte Action-Liebeshudelei, ist der dritte Teil der Saga erträglich, ihn zu bewerten ist jedoch nicht unbedingt einfach. Die Machart und technische Umsetzung schmeichelt dem Auge, auf der anderen Seite stehen solide bis mittelmäßige schauspielerische Leistungen, die noch gerade so ausgebügelt werden konnten und eine Story, die je nach Bereitschaft in allen erdenklichen Weisen bemängelt oder gelobt werden kann, dem Film im Weg. Ein bisschen „Stop & Go“ auf der Autobahn, verziert mit ganz vielen Blümchen und Glitzer, Fast Food fürs Auge, mit dem gleichen, pappigen Nachgeschmack.
Regie: David Slade
Drehbuch: Melissa Rosenberg
Musik: Howard Shore
Schauspieler: Benjamin Walker, Dominic Cooper, Anthony Mackie, Mary Elizabeth Winstead, Rufus Sewell, Marton Csokas, Jimmi Simpson
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