New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde (2009) | Filmkritik

New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde

Durch einen Traum wachgerüttelt realisiert Bella, dass sie nach wie vor altert, während ihr Edward vom Zahn der Zeit unberührt bleibt, und sieht sich als ergraute Frau mit dem immer noch frischen Vampir. Als Start in ihren 18. Geburtstag natürlich perfekt, ist sie nun ein Jahr älter als Edward, als er einst in einen Vampir verwandelt wurde. Ein Gedanke, der ihr gar nicht gefallen mag. Dabei manifestiert sich bei ihr vor allem eine Idee: Ihre Zeit als Mensch neigt sich dem Ende, sie wird ihre Verwandlung fordern.

Bei der kleinen Feierlichkeit, die Alice zur Feier des Tages organisiert, kommt es dann zum Eklat, als ein harmloser Schnitt am Papier die Situation lebensbedrohlich eskalieren lässt.

Edward zieht Konsequenzen und verlässt Bella, der gesamte Cullenclan verlässt Forks. Für Bella ein absoluter Schock, über den sie lange nicht hinwegkommen kann. Nur langsam, mit Hilfe ihres Sandkastenfreundes Jacob, findet sie ins Leben zurück.

Doch eines Tages scheint auch Jacob ihr die kalte Schulter zu zeigen und es wird deutlich, dass auch er ein übernatürliches Geheimnis hat.

Nach wie vor bleibt vor allem eine Frage präsent: Wird Bella Edward jemals wiedersehen?

Für New Moon, den zweiten der Twilight Saga, wurde Chris Weitz (Der goldene Kompass, About a Boy) als Regisseur verpflichtet, ansonsten blieb die Crew im Grunde die gleiche wie schon beim ersten Teil der Reihe. Melissa Rosenberg verwandelte Stephenie Meyers Buch abermals in ein Script.

Der Regiewechsel tat dem Film unwahrscheinlich gut. Der Verzicht auf den deplatzierten Farbfilter des Vorgängers fällt sofort auf und entspannt das Bild sichtlich. Weitz‘ Talent liegt eindeutig darin, den Film und die Figuren erzählen zu lassen. Bildausschnitt, Filmschnitt und Farbwerte sind hier definitiv keine weiteren Botschaften, die krampfhaft interpretiert werden wollen.

Er nimmt sich und den Zuschauer deutlich zurück, lässt zuschauen, versucht aber nicht die Kamera als lebendiges Objekt in den Film einzubeziehen. Darüber hatte Catherine Hardwicke, Regisseurin von Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen, es nämlich versucht. In Punkto Fantasy und Action also ein absoluter Gewinn.

Kristen Stewart als Bella kann wieder die meiste Bildschirmzeit verbuchen, nutzt die aber erneut nur mittelmäßig. Inhaltlich sind ihre Motive -freundlich ausgedrückt- diskutabel. Ihre Darstellung verbessert sich, verglichen mit Twilight, nicht unbedingt nennenswert. Auch Robert Pattinson kann leider nicht punkten. Die Chemie zwischen den beiden ist nach wie vor auch nicht schlüssig. Den Teil mit der körperlichen Anziehung mag man den beiden abkaufen, aber wieder ist es die Liebe, die gerade hier besonders aufgespielt wirkt, die man schlichtweg nicht sehen und fühlen kann.

Ein wichtiger Teil dieses Films ist Jacob Black, gespielt von Taylor Lautner. In der Rolle des ge-friendzone-ten Kumpels ist er glaubhaft, wenn auch nicht annähernd oscarreif. Auf jeden Fall stört er nicht. Es gab vor Beginn des Drehs viele Überlegungen, die Rolle des Jacob Blacks neu zu besetzen, denn laut Buchvorlage geht Jacob vor allem durch große, körperliche Veränderungen, die man dem Jungspund nicht zutraute. Taylor Lautner verdient an der Stelle großen Beifall, denn er stemmte den im wahrsten Sinne des Wortes riesigen Kraftakt und pumpte sich beachtliche Kilos Muskelmasse an.

Da er gefühlte 50% des Films ohne Oberteil herumläuft, hat man, oder besser Frau, auch befriedigend viel davon. Nur im Wolfsrudel, wenn die Truppe von gebräunten, exotischen Männern in unterschiedlichen Trainingsstadien aufmarschiert, freie Oberkörper und fast uniform wirkende Shorts, tendiert die Wirkung mehr oder weniger gestählter Naturburschen eher dazu ins fragwürdige abzudriften.

Weitere Neubesetzungen sind die Volturi, die autoritären Obervampire. Jamie Campbell Bower und Christopher Heyerdahl wurden zum herumsitzen gecastet, Michael Sheen darf immerhin drei Schritte gehen und ein bisschen mehr sagen. Für die Bodyguards der Volturi wurde tief in der Liste der Kinderstars gewühlt. Mondgesicht Dakota Fanning und Cameron Bright spielen die Zwillinge Jane und Alec und das hat einen seltsamen Nebeneffekt. Da man sie aber beide als kleine Kiddies kennt und die Pubertät auch bei beiden noch nicht unbedingt jeden kindlichen Zug aus ihnen herausgekitzelt hat, muss man ein bisschen an die Gothicphase der kleinen Schwester denken. Sie wirklich ernstzunehmen fällt schwer und in Sachen Dakota Fanning wird dieser Effekt durch das nicht sonderlich gelungene Make Up verstärkt.

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Die Story von New Moon beschäftigt sich größtenteils mit dem Thema Liebeskummer, statt Verliebtheit und den Anfängen einer Beziehung. Abzüge verdient der Film in erster Linie deshalb, weil er permanent das Gefühl vermittelt ins Blaue hinein zu erzählen, einem roten Faden wird immer wieder zugewunken, aufgegriffen wird er aber nicht.

Zwar beginnt New Moon, genau wie das Buch, mit einer mysteriösen Prolepse, also einem Vorgriff, aber welchen Wert hat solch eine Antizipation denn wirklich, wenn im Laufe der Geschichte abgesehen davon nichts weiteres unternommen wird, um die Erwartung des Zuschauers weiterhin zu füttern?

Betrachtet man den wesentlichen Inhalt des Films und vergleicht ihn mit dem Vorgriff, bekommt man recht schnell das Gefühl, dass das nichts weiter war als ein billiges Mittel, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Frei nach dem Motto „Bitte nicht abschalten, am Ende passiert noch was“.

Das bestechendste an New Moon ist wohl seine Naivität. Der Aufbau der Story, die Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehungen, vor allem auch der Einsatz der Prolepse. Man kann das natürlich hassen, denn immerhin sind keine Kinder die Verantwortlichen, sondern Erwachsene, die es eigentlich besser wissen sollten. Ein bisschen ist aber gerade diese Naivität, die dennoch einen gewissen Charme ausmacht.

Gefallen wird der Film also vor allen denjenigen, die diese Naivität noch in sich tragen oder sich ab und an auf sie einlassen möchten. Ohne sie sehe ich nämlich kaum einen Weg, auf dem man diesen Film mit Wohlwollen begegnen kann. Mittelmäßigkeit und Naivität auf Hochglanz getrimmt. Auch hier erlaubt sich erneut die Frage, warum man die Adaption nicht besser genutzt hat.

Regie: Chris Weitz
Drehbuch: Melissa Rosenberg
Musik: Alexandre Desplat
Schauspieler: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Peter Facinelli, Elizabeth Reaser, Ashley Greene, Kellan Lutz

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