Lang lebe Charlie Countryman (2013) | Filmkritik

Das Leben von Charlie Countryman verläuft nicht gerade in geregelten Bahnen. Ziellos und ohne Motivation vegetiert er jeden einzelnen Tag seines Daseins dahin.

Als seine Mutter eines Tages in Folge ihres Krebsleidens stirbt, wird Charlie von einer Vision heimgesucht. Seine eben verstorbene Mutter spricht zu dem völlig aufgelösten Jungen und gibt ihm einen Rat – er soll nach Bukarest zu reisen. Ohne diesen Tipp groß zu hinterfragen, setzt sich Charlie in das nächste Flugzeug und begibt sich auf die Reise zur rumänischen Hauptstadt.

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Sein Sitznachbar im Flugzeug ist der redselige Viktor, welcher zurück in seine Heimat Bukarest und zu seiner dort lebenden Tochter Gabi reist. Während des Flugs geschieht für Charlie das nächste Unglück. Der mitreisende Viktor erwacht aus seinem Schlaf nicht mehr auf. Dies hält ihn aber nicht davon ab Charlie in einer erneuten Vision um einen Gefallen zu bitten. Charlie soll das Gepäck des Toten, eine lustige Mütze, an dessen Tochter Gabi übergeben und ihr eine Nachricht ausrichten.

Als Charlie endlich in Bukarest landet und Gabi erblickt, ist es für ihn Liebe auf den ersten Blick. Doch diese weist seine Annäherung vorerst zurück, da der psychotische Boss eines Drogenkartells Anspruch auf sie erhebt. Charlie ist jedoch nicht zu stoppen und beginnt einen Kampf, den er unmöglich gewinnen kann – ein Kampf um die Liebe von Gabi.

Auf der Flucht vor rumänischen Gangsters, in versifften Youth Hostels und wilden Stripclubs wächst Charlie über sich hinaus und erkennt den Sinn seiner Reise. Aber am Ende sieht es so aus, als würde der Einsatz sein Leben fordern.

Schauspieler Shia LaBeouf hat es in Hollywood geschafft. Als smarter Hauptdarsteller in drei Teilen der Transformers-Reihe unter Regisseur Michael Bay erlangte er weltweite Bekanntheit. Zudem wurde er mit der Nachfolge von Harrison Ford in der beliebten Indiana Jones-Reihe von Steven Spielberg betraut und spielte in Blockbuster wie I, Robot (2004), Constantin (2005), Disturbia (2007) und Eagle Eye – Außer Kontrolle (2008) mit. Alle Türen standen ihm offen.

2012 kam dann jedoch der große Wandel. Shia LaBeouf wandte Hollywood den Rücken zu und kündigte an, zukünftig verstärkt Indepentfilme zu drehen. Hauptrollen in John Hillcoats Lawless, dem Musikvideo Fjögur píanó von Sigur Rós und in Robert Redfords The Company You Keep sind fortan sein täglich Brot. Auch der schwedische Regisseur Fredrik Bond arbeitete nun mit dem Schauspieler zusammen.

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In Lang lebe Charlie Countryman (Originaltitel: The Necessary Death of Charlie Countryman) spielt Shia LaBeouf den titelgebenden Helden, der eine Reise antritt, welche etliche Schicksale beeinflussen soll. Charlie Countryman ist ein verliebter Romantiker, ein wildes Partytier, ein naiver Normalo.

Shia LaBeouf ist mit dieser Darstellung die Transformation gelungen. Die Zeiten als anspruchsloser Actionjüngling, der meist einen dämlichen Dialog auf den Lippen hatte, scheinen vorbei. In Lang lebe Charlie Countryman stellt er eine Figur da, dessen gesamtes Leben sich mit dem Tod seiner Mutter verändert. Ein Trip der Selbstfindung in einer völlig fremden Stadt ohne Halt – immer rennend unterwegs. Voll mit Drogen, Sex, Alkohol, Gangstern und jeder Menge Liebe.

If i do die… I died for love. It´d be a pretty fucking cool way to go. – Charlie

Verursacherin für all den Stress: Gabi. Schauspielerin Evan Rachel Wood, welche als unschuldige Cellistin in Erscheinung tritt, die jedoch durch vergangene Fehler in Kontakt mit üblen Gangstern geriet. Ebenso undurchsichtig wie die fremde Stadt ist zu Beginn ihre Persönlichkeit für Charlie.

Als Bösewicht Nigel tritt der in der dänischen Stadt Kopenhagen geborene Schauspieler Mads Mikkelsen in Erscheinung, welcher einst eine Karriere als Turner und Tänzer begann. Nach seiner grandiosen Leistung in The Hunt, für welche er 2012 in Cannes ausgezeichnet wurde, mimt er nun einen verliebten Gangster, mit welchem aber zu keiner Zeit zu spaßen ist.

Ebenso gefährlich ist auch die Figur Drako. Der deutsche Darsteller Till Schweiger übernimmt diesen Part. Man kann über die zahllosen Rom-Coms des Schauspielers denken was man will, aber auf dem internationalen Markt hat es Till Schweiger schon lange schafft sich einen Namen zu machen. So wirkte er erst vor geraumer Zeit in Quentin Tarantinos Inglorious Basters mit, wo er als Hugo Stieglitz auftrat, agierte an der Seite von Reese Witherspoon, Chris Pine und Tom Hardy als Bösewicht in Das gibt Ärger und als Cagliostro in der Die drei Musketiere-Verfilmung von 2011.

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Sein Mitwirken in Lang lebe Charlie Countryman als brutaler Krimineller, der nur mit seinen Schlägern und bissigen Hunden auftritt, sorgt auf jeden Fall beim deutschen Publikum ungewollt für ein ordentliches Schmunzeln. Da seine Auftritte im Film jedoch eher rar gesät sind, stört dies keineswegs.

Ebenfalls für einige Lacher, hier aber bewusst gewollt, sorgt das Gespann Luc und Karl. Die Schauspieler James Buckley (The Inbetweeners) und Rupert Grint (Harry Potter-Reihe) erleben am Rande der Geschichte eine gehörige Portion Abenteuer mit Drogen, Viagras und Alkohol.

Besonders unterstützend für die grandiose Atmosphäre des Films ist die aufdringliche Musik, welche unter anderem von der Band M83 beigesteuert wurde, sowie von Dead Mono und Sigur Ros. Auch Disc Jockey Moby wirkte an der Musik des Films mit. Sobald die ersten Klänge einer markanten Musikuntermalung ertönen, kann sich der Zuschauer sicher sein, dass die Figuren etwas bewegendes, mitreißendes erleben werden.

Lang lebe Charlie Countryman hat zwar hier und da seine kleinen Fehler und der Beginn der Reise ist alles andere als nachvollziehbar, aber die Schauspieler, allen voran Shia LaBeouf, ein ausgezeichneter Soundtrack und der waghalsige Kampf um die wahre Liebe funktionieren im Gesamtwerk ausgezeichnet. Für uns ist das Sterben von Charlie Countryman auf jeden Fall unerlässlich!

Regie: Fredrik Bond
Drehbuch: Matt Drake
Musik: Moby
Schauspieler: Shia LaBeouf, Rupert Grint, Evan Rachel Wood, Mads Mikkelsen, Til Schweiger

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