1917 (2019) | Filmkritik

1917

Spielfilme über den Zweiten Weltkrieg gibt es wie Sandkörner am Meer. Schnell kommen einem die Titel Der Soldat James Ryan (1998), Dunkirk (2017) oder Hacksaw Ridge (2016) in den Sinn. Der Erste Weltkrieg hingegen wurde filmtechnisch noch nicht mit so vielen prominenten Vertretern auf der Leinwand aufgearbeitet.

Mit 1917 hat Oscarpreisträger Sam Mendes (American Beauty) nun ein Werk kreiert, das einem zukünftig sicherlich schnell einfallen wird, wenn man an Filme über die dunklen Jahre von 1914 bis 1918 denkt, als Europa in Flammen stand.

© Universal Pictures Germany GmbH

Während der Höhepunkt des Ersten Weltkriegs tobt, werden die beiden britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean Charles Chapman) auf eine nahezu unmögliche Mission geschickt: Sie sollen Colonel Mackenzie die dringende Botschaft übermitteln, dass dieser kurz davor steht mit seinem II. Bataillon des Devonshire Regiment in eine Falle der Deutschen zu laufen.

In einem nervenraubenden Wettlauf gegen die Zeit müssen Schofield und Blake im Schatten des Schlachtfelds durch das Feindgebiet schleichen und die überlebenswichtige Nachricht überbringen, die verhindern soll, dass 1600 Kameraden abgeschlachtet werden. Eine schmerzlich persönliche Note bekommt die ohnehin nervenaufreibende Aufgabe, weil vom Gelingen auch das Leben von Blakes Bruder abhängt, der Teil des Bataillons von Colonel Mackenzie ist.

Die Wirren des Krieges sind für Regisseur Sam Mendes keinesfalls ein neues Kampfgebiet. Bereits 2005 kreierte er das ergreifenden Drama Jarhead – Willkommen im Dreck über zwei amerikanische Scharfschützen im ersten Golfkrieg.

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Nachdem er im Anschluss unter anderem zwei Mal den 007-Agenten James Bond in Skyfall (2012) und Spectre (2015) über die Leinwand schickte, geht es nun zurück ins Jahr 1917.

Der größte Pluspunkt der Umsetzung ist schnell genannt: Zusammen mit Kameramann Roger Deakins (Blade Runner 2049) erzählt Mendes die Geschichte des Films in einem einzigen Fluss. Die Handlung seiner beiden Solden läuft in Echtzeit ab und als Zuschauer nimmt man keinen einzigen Schnitt wahr. Man hat durchgehend das Gefühl gemeinsam mit Schofield und Blake auf einer gefährlichen Mission ohne Verschnaufpause zu sein.

Sicherlich wären Emotionen und Spannung deutlich geringer, wenn die besondere Machart des Films nicht wäre. Auch würde die relativ überschaubare Geschichte einige Schwachstellen aufweisen. Dadurch, dass 1917 aber als Gesamtwerk tadellos funktioniert, sollte man keine Gedanken an diese Punkte verschwenden.

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Auch die schauspielerische Leistung der beiden Briten George MacKay (Captain Fantastic) und Dean-Charles Chapman (Game of Thrones) ist hervorragend. Durch den Krieg zusammengeschweißt, begeben sich die beiden Freunde Lance Corporal William Schofield und Lance Corporal Tom Blake auf eine lebensgefährliche Mission, in der nicht weniger als ihr eigenes Leben der Preis sein könnte. MacKay und Chapman porträtieren nicht nur die Freundschaft der beiden Soldaten glaubhaft, sondern auch ihre Ängste.

Immer wieder treffen die zwei Soldaten auf Verbündete und Feinde: Gerran Howell in der Rolle des Private Parry, Benedict Cumberbatch (Doctor Strange) als Colonel Mackenzie, Richard Madden (Cinderella) als Lieutenant Joseph Blake und Colin Firth (The King’s Speech) als General Erinmore sind aber lediglich Auftraggeber und dienen nur dem reibungslosen Fortgang der Handlung.

Alles in allem ist die, in Teilen auf einer wahren Erzählung beruhende Geschichte, ein absolut packendes Drama, das die Grauen des Ersten Weltkriegs gekonnt einfängt. Als Zuschauer spürt man die Angst der jungen Soldaten, die sich ohne große Vorbereitung in Feindgebiet begeben müssen und dank einer herausragenden Kameraarbeit wird dieses Gefühl sogar noch intensiviert.

Bewertung

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1917 | 16. Januar 2020 (Deutschland) 8.2

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