Alice im Wunderland (2010) | Filmkritik

Geplagt von einem seltsamen und immer wiederkehrenden Traum reist die 19-jährige Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) zusammen mit ihrer Mutter (Lindsay Duncan) zu einer Feier auf dem Anwesen von Lord Ascot. Dort erfährt sie, dass der eigentliche Zweck der Veranstaltung ihre Verlobungsfeier mit Hamish Ascot (Leo Bill), dem Sohn des Lords ist. Als dieser ihr einen Antrag macht, rennt die überforderte Alice weg und entdeckt ein Kaninchen mit einer Weste und einer Taschenuhr. Bei der Verfolgung stößt sie auf den Kaninchenbau und fällt kopfüber in das Loch. Als sie endlich wieder landet, befindet sie sich in einer seltsamen Welt namens Unterwelt.

Dort wird sie von dem Weißen Kaninchen McTwisp (Michael Sheen), der Haselmaus Mallymkun (Barbara Windsor), einem Dodo (Michael Gough) und Diedeldum, sowie Diedeldei (Matt Lucas) begrüßt. Sie diskutieren darüber, ob das Weiße Kaninchen die „richtige“ Alice mitgebracht hat, welche am Blumertag, den Jabberwocky (Christopher Lee) der Roten Königin Iracebeth (Helena Bonham Carter) besiegen soll. Dadurch soll die Weiße Königin Mirana (Anne Hathaway) wieder die Macht im Wunderland erlangen.

© Walt Disney Studios

Um die Identität von Alice endgültig zu klären, machen sie sich auf den Weg, die weise Raupe Absolem (Alan Rickman) zu befragen. Diese gibt leider nur unklare Aussagen, ob Alice nun die Auserwählte ist und die Gruppe wird plötzlich aus dem Hinterhalt von einem Bandersnatch angegriffen. Sein Herrchen, der Herz-Bube Ilosovic Stayne (Crispin Glover), erkennt, dass Alice zurück nach Unterwelt gekommen ist und informiert die Rote König. Währenddessen flieht Alice und stößt auf die Grinsekatze (Stephen Fry), welche sie zum Verrückten Hutmacher (Johnny Depp) und dem Märzhasen (Paul Whitehouse) bringt. Zusammen machen sie sich schließlich auf den Weg zur Weißen Königin.

Mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde US-Dollar ist die Kinderbuchverfilmung Alice im Wunderland (Originaltitel: Alice in Wonderland) der kommerziell erfolgreichste Film von Regisseur Tim Burton (Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street, Beetlejuice) und schaffte es nach Avatar, Titanic, Der Herr der Ringe 3, Fluch der Karibik 2 und The Dark Knight (2008) als sechster Film überhaupt mehr als eine Milliarde Dollar einzuspielen.

© Walt Disney Studios

Leider steht ein hohes Einspielergebnis nicht immer für die Qualität eines Filmes und Alice im Wunderland konnte durch seinen 3D-Zuschlag einen großen Vorteil erlangen. Wer den Film letztendlich jedoch mit einer 3D-Brille bewundert hat, wird merken, dass die 3D-Nachbearbeitung, wie schon bei Kampf der Titanen, eher negativen Einfluss auf den Film nimmt. Das gesamte, bunte und verrückte „Wunderland“ wirkt in 2D viel überzeugender und kommt in 3D nur verschwommen beim Zuschauer an. Das farbenprächtige Land irritiert jedoch einige Burton-Fans, welche von seinen Filmen eine Welt mit Gothic- und Undergroundelementen gewohnt sind.

Das Wunderland in dem sich Alice befindet, wirkt hingegen jedoch viel freundlicher als die Welten von beispielsweise Sweeney Todd oder Edward mit den Scherenhänden. Diese Entwicklung wird man wohl Disney zuschreiben können, welche bei dem Film einen großen Einfluss auf Verlauf und Entwicklung hatten. Trotzdem erkennt man Burtons Detailverliebtheit für Bühnenbilder und schrille Kreaturen. Von einem fliegenden Schaukelpferd, einem grünen Schwein bis hin zu sprechenden Blumen enthält der Film eine hohe Anzahl an durchgeknallten und lustigen Charakteren.

© Walt Disney Studios

Außerdem hat Regisseur Tim Burton wieder seinen genialen Stammcast, bestehend aus Johnny Depp (Fluch der Karibik-Reihe), Helena Bonham Carter (Harry Potter-Reihe), Michael Gough (Batman), Christopher Lee (Der Herr der Ringe-Trilogie), Alan Rickman (Harry Potter-Reihe) und Timothy Spall (Harry Potter-Reihe) versammelt. Wem diese gesammelte schauspielerische Leistung noch nicht genügt, wird zudem noch Anne Hathaway (Plötzlich Prinzessin), Stephen Fry (Per Anhalter durch die Galaxis) und  Michael Sheen (Frost/Nixon) zu sehen oder hören bekommen. Die wichtigste Rolle ist aber natürlich die der Alice, welche mit der relativ unbekannten Mia Wasikowska (In Treatment) besetzt wurde. Die große Last, welche auf den Schultern der jungen Schauspielerin polnischer Abstammung lastet, meistert sie aber ohne größere Probleme und fügt sich in den hochkarätigen Cast ohne weiteres ein.

Aber trotz der typischen Schauspieler von Burton fehlt die markante und bezeichnende Handschrift des Regisseurs und der Film wirkt einfach nicht verrückt genug. Man fragt sich, ob Tim Burton ohne Disney nicht ein düstereres Wunderland geschaffen hätte, welches sich in jeder Szene mit Verrücktheit übertreffen würde. Der einzige Charakter, welcher sich diesem Szenario nähert ist der Märzhase. Für einen Burton ist dies jedoch viel zu wenig.

Die Story des Films basiert auf den Büchern Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln von Lewis Carroll. Leider fallen dabei viele witzige und interessante Teile der Geschichte weg, wie zum Beispiel die Geschichte vom Walross und dem Zimmermann, so dass sich der Film zu stark auf die entscheidende Schlacht am Ende konzentriert.

Für die nächsten Projekte kann man eigentlich nur hoffen, dass Tim Burton wieder komplett eigenständig seine Filme entwerfen kann. Der magische Ausflug ins Wunderland bleibt dieses Mal leider nur ein kurzer Trip in eine bunte Welt.

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2 Kommentare

etienne 29. April 2013 - 13:35
Ich hab mich auf den Film gefreut, als er damals in die Kinos kam. Er klang ja vielversprechend mit Johnny Depp und Tim Burton, aber ich war recht enttäuscht. Wirklich verzaubert hat mich Alice im Wunderland nicht. Depp war in seiner Rolle prima, das reichte jedoch nicht aus. 5 von 10 Punkten.
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