Carnivàle (2003-2005) | Serienkritik

Einleitung

Der US-amerikanischer Pay-TV-Sender HBO unterhält schon seit langer Zeit mit anspruchsvollen und außergewöhnlichen Serien. Band of Brothers – Wir waren wie Brüder, Die Sopranos und Six Feet Under – Gestorben wird immer sind dabei nur einige. Im Jahr 2003 schaffte der Sender, mit der Idee von Daniel Knauf, erneut eine einzigartig Geschichte. Diese drehte sich um einen Wanderzirkus und einen Methodistenprediger, welche den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse repräsentieren.

Mit einem enormen Budget von 4 Millionen US-Dollar pro Episode entwickelte die Serie bildgewaltige Bühnenbilder, Kostüme, Ausstattung und besitzt eingehende Schauspieler, welche mit ihren Rollen immer wieder imponieren. Gerade durch das außergewöhnliche Setting und die skurrilen Charaktere schaffte es Carnivále eine treue Fangemeinde zu erobern, welche sich mit den befremdlichen Ereignissen auseinander setzt und die Protagonisten durch das Amerika der 30er Jahre begleitet.


Ben Hawkins: Die Geschichte von Ben Hawkins (Nick Stahl) beginnt als junger Bauer in Oklahoma, wo er angekettet bei seiner Mutter lebt. Als seine Mutter eines Tages stirbt wird er von dem reisenden Wanderzirkus Carnival mitgenommen und arbeitet dort für den zwergwüchsigen Manager Samson.

Seit seiner Jugend besitzt Ben unerklärliche Heilkräfte und beginnt seit seinem Aufenthalt beim Carnivale seltsame Träume und Visionen zu haben. Außerdem bemerkt er eine Verbindung zu dem rätselhaften Henry Scudder, welcher ebenfalls in der Vergangenheit für den Wanderzirkus gearbeitet hat. Sein Charakter in der Serie symbolisiert die „Gestalt des Lichts“, was anhand seines Namens verdeutlicht wird. So ist der Habicht (Hawk) die geflügelte „Gestalt des Lichts“.


Bruder Justin Crowe: Justin Crowe (Clancy Brown) ist ein Methodistenprediger, welcher zusammen mit seiner Schwester Iris (Amy Madigan) in der kleinen Stadt Mintern, Kalifornien, lebt. Aufgezogen wurden die beiden Geschwister von Pfarrer Norman Balthus (Ralph Waite), welcher sie in seine Obhut aufnahm, nachdem er die Kinder, von Einwanderern in der Wildnis, verwaist fand. Nachdem Justin ebenfalls seltsame Visionen hat und seine übernatürlichen Fähigkeiten bemerkt, errichtet er eine Kirche im Namen Gottes.

Doch ein Brand in seinem neuen Ministerium, wobei sechs Kinder sterben, führt ihn fast in den Selbstmord und er landet in einer Nervenheilanstalt. Dort entdeckt er seine Fähigkeit, Menschen durch Willenskraft zu manipulieren und zu kontrollieren. Bruder Justin Croew bildet somit die Gegenkraft zu dem jungen Ben Hawkins und er symbolisiert die Kreatur der Dunkelheit. Auch sein Name deutet auf den Kontrast hin. Denn sein Name Crowe spiegelt den Raben wieder, welcher die geflügelte „Gestalt der Dunkelheit“ ist.


Samson: Samson (Michael J. Anderson) ist der zwergwüchsige Carnivalmanager und arbeitete in der Vergangenheit ebenfalls beim Zirkus, wo er im Jahr 1904 eine Karriere als kleinwüchsiger Muskelmann hatte. Acht Jahre später begann er mit der Arbeit an einem wandernden Jahrmarkt, welcher überraschend von dem mysteriösen „Management “ aufgekauft wurde.

Die Serie beginnt damit, dass Samson mit dem Carnivale umherreist und die Befehle vom Managment an die Schausteller weitergibt. Keiner der anderen, außer dem blinden Mentalisten Lodz, hat Kontakt zu dem geheimnisvollen Leiter des Wanderzirkus.


Jonesy: Clayton „Jonesy“ Jones (Tim DeKay) ist ein Ex-Baseball-Spieler, welcher an einer lähmenden Knieverletzung leidet. Er ist Samson’s rechte Hand, Betreiber des Riesenrades und der Vorgesetzte der Hilfsarbeiter. Nachdem er bei einem manipulierten Baseballspiel sich weigerte dieses zu verlieren, wurde ihm aus Rache das Knie zertrümmert und seine Karriere war am Ende.

Er schloss sich daraufhin dem Carnivale an und fand neuen Mut, als er die junge Sofie kennenlernte. Die beiden wurden unzertrennlich, bis Sofie jedoch zu einer Frau heran wuchs und Jonesys Annäherungsversuche abblockte.


Sofie und Apollonia: Sofie Agnesh Bojakshiya (Clea DuVall) lebt beim Carnivale zusammen mit ihrer katonischen Mutter Apollonia (Diane Salinger) und führt dort eine Mutter-Tochter-Aufführung, wobei sie als Wahrsagerin fungiert.

Durch Telepathie legt sie zusammen mit ihrer Mutter die Tarotkarten für die zahlenden Besucher des Jahrmarkts. Als sich Ben Hawkins dem Carnival anschließt freunden sich die beiden an.


Zirkuskünstler: Mit einer Vielzahl an Attraktionen reist der Carnivale durch das Amerika der 30er Jahre und weitere wichtige Mitglieder des Wanderzirkus sind dabei der blinde Mentalist Lodz (Patrick Bauchau), welcher eine lange Vergangenheit mit dem Carnivale hat und zusammen mit der Bärtigen Dame aus Brüssel Lila (Debra Christofferson) in einem Zirkus-Anhänger lebt.

Außerdem dabei ist die Familie Dreifuss, welche aus Felix „Stumpy“ Dreifuss (Toby Huss), seiner Frau Rita Sue (Cynthia Ettinger) und den beiden Töchtern Libby (Carlo Gallo) und Dora Mae (Amanda Aday) besteht. Zusammen führen sie eine Cootch-Show und unterhalten mit ihren Körpern das Publikum.

Eine weitere Attraktion ist die Schlangenfrau Ruthie (Adrienne Barbeau), welche zusammen mit ihrem Sohn Gabriel (Brian Turk) ihre Auftritte absolviert. Früher war sie einmal die Geliebte von Henry Scudder. Der Wanderzirkus besteht zudem noch aus dem Eidechsenmann Gecko (John Fleck), die an der Hüfte zusammengewachsenen Zwillinge Alexandria und Caladonia Potter (Karyne und Sarah Steben) und dem Giganten Giant (Matthew McGrory). Im Verlauf der Serie stoßen noch weitere Schausteller zum Carnivale.


Prolog: „Before the Beginning, after the great celestial war that rocked the very foundation of Heaven and Hell, God and Satan established an uneasy truce. Never again would they face each other in direct confrontation. So God created the Earth, inhabiting it with the crafty ape he called Man. And henceforth, to each generation was born a creature of Light and a creature of Darkness, and they would gather to them men of ilk nature and thus, by proxy, carry on the war between Good and Evil.“

Handlung

Die Serie Carnivàle spielt in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, welche am 24. Oktober 1929 mit dem „Schwarzen Donnerstag“ begann, und erzählt von den Ereignissen der Jahre 1934 und 1935. Dabei laufen parallel zwei Handlungstränge, welche sich im Verlauf der Serie immer weiter annähern. Auf der einen Seite ist die Geschichte des jungen Ben Hawkins, welcher über seltsame Heilkräfte verfügt. Als er sich dem Carnivale anschließt beginnt er, nach seinen Träumen und Visionen, mit der Suche nach Henry Scudder, welcher anscheinend über die selben Fähigkeiten wie er selbst verfügt.

Der zweite Handlungsstrang dreht sich um den methodistische Prediger Justin Crowe, der mit seiner Schwester Iris in Kalifornien lebt. Er teilt Bens prophetische Träume und entdeckt langsam das Ausmaß seiner eigenen überirdischen Mächte. Justin widmet sich voll und ganz seinen religiösen Pflichten, nicht ahnend, dass er schon bald auf sein Gegenstück treffen wird.

Mit Carnivàle wagte sich der US-amerikanischer Drehbuchautor und Regisseur Daniel Knauf in ein Setting, welches man in dieser Form noch nicht vorher gesehen hat. Zusammen mit dem Pay-TV-Sender HBO entführt die Serie den Zuschauer mitten in das Amerika der 30er Jahre und besticht dabei durch die realistischen Kostüme, die altmodische Musik und die damals gebräuchliche Sprache. Durch ein Budget von 4 Millionen US-Dollar pro Folge wird es der Serie nicht nur erlaubt dieses detailgetreue Setting zu realisieren, sondern auch ein beachtlicher Cast von Schauspielern hat an dem Projekt mitgewirkt.

Bei den vielen Zirkuskünstlern sind es aber vor allem die Hauptdarsteller Nick Stahl (Sin City, Terminator 3 – Rebellion der Maschinen), Patrick Bauchau (Pretender, Im Angesicht des Todes) und Michael J. Anderson (Mulholland Drive, Twin Peaks: Fire Walk with Me), welche die Serie so unglaublich fesselnd machen und dem Zuschauer den Kampf zwischen Gut und Böse miterleben lassen. Ebenfalls einen großen Teil zur Beliebtheit der Serie tragen die bizarren Charaktere bei, welche manchen Zuschauer vielleicht unheimlich erscheinen, trotzdem aber viele Eigenschaften besitzen, mit denen sich jeder irgendwie identifizieren kann. So begleitet man in der Serie Charaktere von dem blinden Gedankenleser Lodz, der bärtigen Frau Lila, die Schlangenbeschwörerin Ruthie bis hin zum Echsenmann Gecko.

Die Geschichte der Serie bietet dabei ebenso viel Vielfalt wie die Charaktere und beschäftigt sich nicht nur mit dem Thema Religion, sondern bezieht sich auch auf den Templerorden, die Tarot-Wahrsagung und viele weitere mystische Angelegenheiten. Auch die Geschichte der zwei parallel laufenden Handlungsstränge, welche sich mit jeder Folge ein Stück nähern und das Gute und das Böse immer ein wenig mehr zusammenführt, reißt den Zuschauer in die Story hinein, sofern er sich auf das Geschehen einlässt. Insgesamt schafft Knauf mit der ersten Staffel der Serie Carnivàle eine erst geheimnisvolle Handlung, welche viele Fragen aufwirft, auf deren Antwort der Zuschauer kaum warten kann.

Bewertung


Prolog: „On the heels of the skirmish man foolishly called „the war toend all wars“, the dark one sought to elude his destiny: live as amortal. So he fled across the ocean to an empire called America.But by his mere presence, a cancer corrupted the spirit of theland. People were rendered mute by fools who spoke many words butsaid nothing. For whom oppression and cowardice were virtues. Andfreedom… an obscenity. And into this dark heartland, the prophetstalked his enemy til… diminished by his wounds… he turned tothe next in the ancient line of light. And so it was that the fateof mankind came to rest on the trembling shoulders of the mostreluctant of saviors.“

Nachdem es am am Ende der ersten Staffel zu zahlreichen Veränderungen beim Carnivale und ebenfalls bei Bruder Justin Crowe kam, verfolgt Ben Hawkins weiterhin die Spur um Henry Scudder zu finden. Jedoch ist er nun nicht mehr der einzige auf dieser Suche, denn auch Justin Crowe hat seinen selbsternannten Erzengel „Varlyn Stroud“, welcher ein flüchtiger Verbrecher ist, damit beauftragt Scudder zu finden.

Derweilen kümmert sich Prediger Crowe darum sein New Canaan zu verwirklichen, um auf der Erde ein Gelobtes Land zu erschaffen. Während sich tausende Menschen dem religiösen Weg von Justin Crowe anschließen und sein Gelobtes Land immer mehr zu einer Pilgerstätte wird, nähert sich Ben Hawkins mit dem Carnivale und ein Treffen der beiden rückt immer näher.

Mit der zweiten Staffel, und damit nach 24 Folgen, endet die Reise von Regisseur Daniel Knauf in die Zeit der Weltwirtschaftskrise und seiner Idee des Kampfes zwischen Gut und Böse. Nach fünf Emmy Awards, vielen weiteren Preisen und vorwiegend positiven Kritiken setzte der Sender HBO, welcher normalerweise seine Serien bis zum Ende führt, auf Grund der hohen Kosten und schwachen Zuschauerzahlen, ab. Auch wenn die zweite Staffel im Vergleich zur ersten Staffel, ein wenig an Innovativität verliert, was daran liegt, dass einem die exzentrischen Charaktere bereits vertraut sind, kann sie sich in der Handlung noch steigern und zum Ende erhalten viele Fragen auch eine Antwort.

Die Schauspieler überzeugen wie schon in den ersten 12 Folgen und einige neue Gesichter kommen im Verlauf der Geschichte dazu. Nicht nur der flüchtige Verbrecher Varlyn Stroud (John Carroll Lynch) wird zu einem Hauptdarsteller der Geschichte, auch Sabina die Skorpion-Frau (Bree Walker) hat eine wiederkehrende Rolle. Leider hatten John Fleck, Karyne Steben und ihre Schwester Sarah ihren letzten Auftritt im ersten Staffelfinale und ebenfalls Patrick Bauchaus und Diane Salingers tauchen in der zweiten Staffel eher als Nebenrolle auf.

Trotzdem ändert sich nichts an dem eindrucksvollen Setting der Serie und der detailgetreuen Darstellung der 30er Jahre. Auch wenn das Ende der Serie für viele recht offen wirkt und einige Fragen unbeantwortet bleiben, lohnt es Carnivàle zu sehen, denn der Kampf zwischen Gut und Böse geht immer weiter und wurde wohl selten so gewaltig und dramatisch geschildert.

Cast & Crew

Produktion: Howard Klein, Daniel Knauf, Ronald D. Moore
Idee: Daniel Knauf
Musik: Jeff Beal
Darsteller: Michael J. Anderson, Clancy Brown, Nick Stahl, Tim DeKay, Clea DuVall, Carla Gallo, Toby Huss, Patrick Bauchau, John Savage, Adrienne Barbeau, Debra Christofferson, John Carroll Lynch

Bewertung

Trailer

Informationen
Carnivàle | 6. Januar 2009 (Deutschland) 8.4
Drehbuchautor: Daniel KnaufDarsteller: Michael J. Anderson, Adrienne Barbeau, Clancy BrownHandlung:

Fotos


alle Bilder >>

Ähnliche Beiträge

„Die Klapperschlange“ kommt für einen Tag zurück ins Kino

City of Lies (2018) | Filmkritik

Highlander – Es kann nur einen geben (1986) | Filmkritik