Der amerikanische Westen ist ein Ort der Legenden – zeitlos, unendlich und unbezähmbar. Und wie das mit Legenden so ist: Sie sterben nie aus. So ritt Rooster Cogburn schon einmal durch Texas – niemand Geringeres als John Wayne verkörperte 1969 den raubeinigen Marshal in der gleichnamigen Verfilmung des Romans „True Grit“ von Charles Portis. Wenige Jahre später galt der Western als überholt. Doch eine Legende kommt auch ein paar Jahre ohne Rampenlicht aus. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich gestandene Filmemacher auf den Weg machen würden, um dem Western neues Leben einzuhauchen. Joel und Ethan Coen haben nun das getan, was Männer tun müssen: Das Buch und die Kamera in die Hand nehmen, und einen Klassiker wie „True Grit“ neu erschaffen. Ab dem 24. Februar 2011 wird uns dieser Neo-Western der Extraklasse vor der Kinoleinwand fesseln.
Dabei hatten die Coen-Brüder schon immer einen Hang zu großen Geschichten, die oft in den Weiten Amerikas spielten und dabei Beziehungen und Rivalitäten zwischen heldenhaften aber auch skurrilen und bisweilen furchteinflößenden Figuren eindrucksvoll auf die Leiwand bannten. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass sich Coen-Helden schon immer in einer solchen Western-Manier gegen ganze Heerscharen von Unwägbarkeiten und Feinden behauptet haben. Folgende Beispiele belegen dies sehr deutlich.
Schon 1996 nahmen die Brüder in „Fargo“ die Zuschauer mit auf die Reise in den modernen Wilden Westen.
Durchs eiskalte und komplett eingeschneite Minnesota kämpfte sich damals jedoch kein Sheriff, sondern die hochschwangere Polizistin Marge Gunderson.
Als Einzige behielt sie im totalen Chaos einen kühlen Kopf und machte so den finsteren Gesellen den Garaus, noch bevor diese den berühmt-berüchtigten Schredder ausschalten konnten.
Frances McDormand erhielt anschließend für ihre Rolle als toughe Lady aus dem Westen einen Oscar.
„No Country for Old Men“ entführte das Publikum 2007 dann in den heißen Südwesten der USA.
Ein unheimliches Katz-und-Maus-Spiel zwischen Sheriff, Killer und einem vierschrötigen Texaner bahnte sich seinen Weg durch staubtrockene Wüsten und öde Städte.
Zurück blieb nichts als ein blutiger Pfad der Vernichtung.
Im Grunde verbirgt sich in dem vierfach Oscar-prämierten Meisterwerk auch schon eine Art Western, denn es fehlte im Prinzip nur noch die Ennio-Morricone-Musik und es wäre auch einer gewesen.
Nun haben sich die Coens direkt einen Genre-Klassiker vorgeknöpft: „True Grit“. Es hätte wohl niemand besseres als die genialen Brüder aus Minneapolis geben können, um dem Western-Mythos zur Wiedergeburt zu verhelfen. Mit Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin und der als Mattie Ross beeindruckend aufspielenden Entdeckung Hailee Steinfeld in den Hauptrollen haben sie aus einem alten Stoff neues und überwältigendes Kino geschaffen. Einen Film, der die unbändige Kraft, die Größe und die Gefahr des Old West beschwört und ab dem 24. Februar 2011 selbst im überzeugtesten Großstädter die Abenteuerlust wachkitzeln wird. Zuvor wird „True Grit“ am 10. Februar die Berlinale eröffnen und dem Traditions-Filmfestival der deutschen Hauptstadt damit einen perfekten Auftrakt bescheren.