Speak No Evil (2024) | Filmkritik

Speak No Evil

Mit Speak No Evil bringt Blumhouse Productions ein Remake des dänischen Originals (Gæsterne, 2022) auf die Leinwand, das mit psychologischer Raffinesse und beklemmender Atmosphäre überzeugte.

Eine neue Interpretation des psychologischen Horrors aus Dänemark

Regisseur James Watkins (Eden Lake) wagt sich an die Herausforderung, eine bereits gefeierte Vorlage in Hollywood-Manier neu zu interpretieren. Mit James McAvoy, Mackenzie Davis und Scoot McNairy kann der Cast auf beeindruckende Talente bauen. Doch schafft es das Remake, dem hochgelobten Original gerecht zu werden?

© Universal Pictures Germany GmbH

Die amerikanische Familie Dalton – bestehend aus Mutter Louise (Mackenzie Davis), Vater Ben (Scoot McNairy) und Tochter Agnes (Alix West Lefler) – folgt der Einladung ihrer britischen Urlaubsbekanntschaft Paddy (James McAvoy) und Ciara (Aisling Franciosi) in deren abgelegenes Landhaus.

Lass deine netten Gastgeber besser nicht warten.

Was zunächst wie ein erholsames Wochenende beginnt, wird zunehmend durch subtile Spannungen und seltsames Verhalten der Gastgeber überschattet. Der stumme Sohn Ant (Dan Hough) trägt zur gespenstischen Atmosphäre bei, während die Daltons immer mehr das Gefühl haben, dass hinter der gastfreundlichen Fassade etwas Unheilvolles lauert.

Als die Situation eskaliert, müssen die Daltons entscheiden, ob sie fliehen oder sich dem unausweichlichen Schrecken stellen wollen.

© Universal Pictures Germany GmbH

Wie im dänischen Original gibt es auch hier zahlreiche Szenen, die das Publikum in unangenehme Situationen versetzen. Besonders die Beobachtungen im Alltag – sei es beim Essen oder im Umgang mit den Kindern – erzeugen eine unbehagliche Intimität, die den sozialen Horror des Films ausmacht.

Zwischen Charme und Bedrohung: Die Besetzung überzeugt

Dabei überzeugt James McAvoy als Gastgeber Paddy mit einer charismatischen und zugleich bedrohlichen Präsenz. Mackenzie Davis verleiht der Figur der Louise eine deutlich stärkere und durchsetzungsfähigere Ausstrahlung als im Original, während Scoot McNairy in seiner Rolle als resignierter Ehemann das Gefühl von Hilflosigkeit und unterdrückter Wut authentisch transportiert.

Allerdings wurden einige Elemente des Originals gestrichen, die gerade dessen Intensität ausmachten. Dusch- und Sexszenen, die im dänischen Film das Gefühl des Beobachtens und der Kontrolllosigkeit verstärkten, fehlen hier komplett. Die Hollywood-typische Glättung zugunsten eines größeren Publikums nimmt dem Film etwas von seiner schonungslosen Authentizität.

Von subtilem Grusel zu Hollywood-Action: Änderungen im Vergleich zum Original

Besonders kontrovers ist das geänderte Ende: Anstatt sich wie im Original dem unausweichlichen Schicksal zu fügen, werden die Eltern hier zu Helden wider Willen, die mit Fallen und Tricks gegen ihre Peiniger vorgehen. Diese Entwicklung mag dramatisch sein, erinnert jedoch stellenweise nicht an einen Thriller, sondern an Kevin – Allein zu Haus und mindert die psychologische Tiefe des Films.

© Universal Pictures Germany GmbH


Die Stärken des Remakes liegen in der visuellen Umsetzung und den überzeugenden Leistungen der Hauptdarsteller. Die Kulisse des abgelegenen Landhauses und die subtile Inszenierung der Bedrohung schaffen eine dichte Atmosphäre. Mackenzie Davis sticht als entschlossene Mutter hervor, die mit unbändigem Überlebenswillen agiert, während James McAvoy den diabolischen Charme seines Charakters meisterlich ausspielt.

Beklemmend, aber weniger intensiv

Jedoch leidet der Film unter seinem Versuch, das Original zugänglicher zu machen. Die Handlung verliert durch die gestrafften Wendungen und das actionreiche Finale an psychologischer Tiefe. Szenen, die im Original für Gänsehaut sorgten, wirken im Remake abgeschwächt oder fehlen komplett. Die Neuausrichtung des Endes mag für manche Zuschauer befriedigender sein, unterläuft jedoch die moralische Ambivalenz, die das dänische Original so eindringlich machte.

Speak No Evil ist ein solides Remake, das durch starke Schauspielleistungen und eine beklemmende Atmosphäre überzeugt. Dennoch erreicht es nicht die Intensität und emotionale Wucht des Originals. Fans von psychologischem Horror und Thriller könnten enttäuscht sein, während das Mainstream-Publikum eine spannende, wenn auch weniger verstörende Alternative zum Original erhält.

Bewertung

Trailer

Informationen

Speak No Evil | 19. September 2024 (Deutschland) 6.8

Bildrechte: Universal Pictures Germany GmbH

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