Oppenheimer (2023) | Filmkritik

Oppenheimer Filmkritik

Christopher Nolan hat sich inzwischen einen Stand erarbeitet, der kaum mit einem anderen Regisseur zu vergleichen ist. Wenn ein neuer Film von ihm in den Kinos anläuft, rennen die Massen in ebenjenes und ein finanzieller Flop ist so gut wie ausgeschlossen.

Intelligentes Mainstream-Kino

Im Gegenteil: Für viele ist ein neuer Nolan das Highlight des Jahres.

Der Filmemacher von Werken wie Memento oder The Prestige, der sich aber vor allem mit seinen überaus gelungenen Batman-Filmen einem großen Publikum vorstellte, weiß wie nur wenige seiner Gattung Blockbuster mit Anspruch zu verbinden.

© Universal Pictures International Germany

Dabei sind es in den wenigsten Fällen einzelne Schauspieler, die in Nolans Filmen herausstechen. Ausnahmen gibt es natürlich, wie z.B. Heath Ledger in The Dark Knight. Vielmehr ist die Art der Inszenierung der eigentliche Star seiner Filme. Erzählerische Innovationen, so wie in Inception oder The Prestige.

Now I Am Become Death, the Destroyer of Worlds.

Verschachtelte Geschichten mit Twists, die der Zuschauer manchmal puzzleartig zusammensetzen muss. Nicht jedermanns Sache, was man jüngst an Nolans Tenet beobachten konnte. Auch weil sich der Regisseur hier etwas zu sehr in der vermeintlichen Komplexität seiner Erzählung verloren hat.

Oppenheimer ist bereits sein 12. Langspielfilm, und sein Zweiter, der auf historischen Ereignissen basiert. Im Mittelpunkt steht der titelgebende J. Robert Oppenheimer, gespielt von Cillian Murphy, der maßgeblich am Bau der ersten Atombombe beteiligt war und somit das Schicksal der Menschheit veränderte.

© Universal Pictures International Germany

Der Film beginnt mit Oppenheimers akademischer Karriere und seinem Aufstieg als Professor an der University of California. Seine intellektuelle Brillanz und sein Ehrgeiz werden schnell erkannt, und er wird von der US-Regierung (Matt Damon als General Groves) rekrutiert, um am streng geheimen Manhattan-Projekt mitzuwirken.

Der Vater der Atombombe

Während Oppenheimer und sein Team (u.a. David Krumholtz) unter großem Druck arbeiten, um die technischen Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Entwicklung der Atombombe verbunden sind, gerät er zunehmend in moralische Konflikte. Er erkennt das enorme zerstörerische Potenzial der Waffe und stellt sich die Frage nach den ethischen Konsequenzen ihrer Verwendung.

Mit der Figur des Lewis Strauss (Robert Downey jr.) kommt zudem ein politischer Machtkampf ins Rollen. Oppenheimers vermeintliche kommunistische Sympathien ziehen das Interesse des FBI auf sich und beeinflussen seine Beziehung zur Regierung…

© Universal Pictures International Germany

Oppenheimer ist die eindrucksvoll inszenierte Charakterstudie eines Mannes, der sowohl als visionärer Wissenschaftler als auch als geplagter Gewissensforscher dargestellt wird. Aber Nolan wäre nicht Nolan, wenn auch dieser Film nicht seine erzählerischen Kniffe hätte.

So wird der Zuschauer von Anfang an mit gut einer Handvoll Zeitebenen konfrontiert, die sich – gespalten wie ein Atom – parallel durch den Film ziehen und erst im letzten Drittel zueinander finden. Kritiker könnten das als überflüssige Spielerei verschreien, tatsächlich funktioniert dieses Stilelement aber weitestgehend gut, wenn man konzentriert am Ball bleibt. Für Kopf-aus-Kino ist der Regisseur ja ohnehin nie bekannt gewesen, dementsprechend sollte man wissen, auf was man sich hier einlässt.

Wissenschaft ist nicht alles, aber Wissenschaft ist wunderschön. — Robert Oppenheimer

Hinzu kommt ein eindringlicher Score, der den Puls in die Höhe treibt. Eingangs erwähnt gibt es nur selten Schauspieler, die in Nolan-Filmen extrem herausstechen. Cillian Murphy gelingt es, so einen Moment zu kreieren. Das ist gerade in einem Cast bemerkenswert, in dem gefühlt halb Hollywood mitspielt. Neben Murphy und Downey jr. brillieren Emily Blunt, Josh Hartnett und Florence Pugh, doch bis in die kleinsten Rollen sind hier bekannte Schauspieler mit von der Partie. Fakt scheint inzwischen: Wenn Nolan pfeift, dann kommen sie alle angelaufen.

Oppenheimer illustriert eindringlich die unbändige Kraft eines Genies, und was diese auszulösen vermag. Mit seinen 3 Stunden Laufzeit ist der Film schon ein Brett und hat sicher ein paar kleine Längen. Trotzdem bleibt man gebannt im Kinosessel sitzen. Nolan did it again.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>


Bildrechte: Universal Pictures International Germany

Ähnliche Beiträge

Rosemaries Baby (1968) | Filmkritik

Nervenaufreibender Trailer zu „The Amateur“ mit Rami Malek

The Dating Game Killer (2024) | Filmkritik