Joe Bell (2020) | Filmkritik

In unserer Gesellschaft gehört Mobbing, zum Beispiel in der Schule oder digitales Cybermobbing, leider zum traurigen Alltag. Als sich im Jahr 2013 der 15-jährige Jadin Bell in Folge von Hass und Quälerei erhängt, schafft es das Thema in die Medien.

Was geschah mit Jadin Bell?

Regisseur Reinaldo Marcus Green hat mit Joe Bell die tragische Geschichte des homosexuellen Jungen sowie seines Vaters Joe auf die Leinwand gebracht.

© LEONINE Studios

Joe Bell arbeitet in einer Kleinstadt, ist verheiratet und genießt die freie Zeit gerne mit einem Bier vor dem Fernseher. Das Leben des Mannes aus der Arbeiterklasse soll sich jedoch schlagartig ändern, als ihm sein Sohn Jadin anvertraut, dass er schwul ist.

Und nicht nur das: Jadin, der auch als erster Junge dem Cheerleading-Team seiner Schule beitritt, wird Tag für Tag von seinen Mitschülern gemobbt und gedemütigt. Lehrer und auch Jadins Eltern wollen den Ernst der Lage jedoch nicht erkennen. Und somit kommt es zum schrecklichen Selbstmord von Jadin Bell.

Der grausame Alltag eines Mobbing-Opfers

Erst jetzt erkennt Vater Joe die gravierenden Probleme, mit denen sich sein Sohn tagtäglich herumschlagen musste. Anstatt in Trauer zu versinken, fasst Joe einen Plan, um den Selbstmord Jadins nicht sinnlos gewesen zu sein. Er beginnt mit einer Wanderung von Oregon nach New York, die insgesamt zwei Jahre andauern soll.

Auf seinem Weg hält er Vorträge gegen Mobbing und setzt sich für mehr Toleranz und Verständnis der Menschen untereinander ein. Doch auf seiner Reise, um den Selbstmord seines Kind zu verarbeiten, trifft Joe nicht nur auf Akzeptanz und Verständnis.

© LEONINE Studios

Angesichts seiner durchwachsenen Vergangenheit ist Mark Wahlberg (Boston) nicht der Schauspieler, der einem als erster für einen Film über Toleranz und Inklusion in den Sinn kommt. Auf der anderen Seite ist er perfekt als Macho-Vater aus Oregon besetzt, der mit seinen eigenen Vorurteilen kämpft, als sich sein Sohn als schwul outet.

Trauer & Leid

Und Wahlberg schafft es tatsächlich den Schmerz und die Trauer eines leidenden Vaters auf die Leinwand zu bringen. Über weite Strecken trägt er den Film im Alleingang. Doch trotz der traurigen Prämisse wollen die Emotionen nie wirklich beim Zuschauer ankommen. Erst wenn am Ende die Credits gemischt werden mit originalen Fotos der Familie Bell wird das grausame Schicksal fassbar.

Der Wandel von Bell wird überwiegend durch einzelne Gespräche mit zufälligen Begegnungen erklärt. Mal stoppt ein Polizist, mal ein hilfsbereiter Facebook-Fan und mal kommt die Einsicht durch eine freundliche Dragqueen. Wirklich wertvoll sind aber die Dialoge mit Sohn Jadin Bell (Reid Miller).

© LEONINE Studios

Der Jungdarsteller Reid Miller überzeugt gekonnt als leidende Figur in seinen Szenen. Und auch Connie Britton als Ehefrau und Mutter Lola Bell reiht sich gut ein.

Eine wichtige Botschaft

Wer zudem nicht vertraut ist mit der wahren Geschichte der Familie Bell wird sicherlich das ein oder andere Mal einen Schlag in die Magengrube erleben. Spätestens im Finale muss man sich wirklich fragen, wie grausam das Schicksal zuschlagen kann.

So wichtig die Botschaft des Films Joe Bell auch ist, die filmischen Schwächen können leider nicht immer ignoriert werden. Zu kurz gestaltet sich das ganze Werk, zu beiläufig wirken manche Begegnungen. Trotzdem muss abschließend betont werden, dass sich Fälle wie der von Jadin Bell nicht wiederholen dürfen und wenn der Film auch nur ein wenig Aufklärung schafft, war er der Mühe wert.

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