An Tag 9 fuhr ich in die unumstrittene Hauptstadt der Region, in die etwa 30km von Cannes entfernte Metropole Nizza.
Der wohl bekannteste Film mit Drehort an der Côte d`Azur ist der Klassiker Über den Dächern von Nizza (1955) von Alfred Hitchcock, in dem ein Juwelendieb an der französischen Riviera sein Unwesen treibt und in dem zahlreiche Bilder der Stadt vorkommen. Darüber hinaus drehte Hitchcock auch in Monaco, Grasse, Cannes und Cagnes-sur-Mer. Eine der Ausflugsfahrten von Grace Kelly und Cary Grant wurde auf der am höchsten gelegenen Küstenstraße Grande Corniche (zwischen Nizza und Monaco) mit einem weiten Blick auf das Mittelmeer und das Cap Ferrat gedreht.
„Über den Dächern von Nizza“ befand ich mich ebenfalls, nachdem ich zahlreiche Treppen auf den Schlossberg „Colline du Châteu“ gestiegen bin. Von hier aus hat man eine grandiose Aussicht auf Nizza, das Meer und alle nächstgelegenen Städte und Dörfer. Vom einstigen Schloss sind nur noch wenige Überreste geblieben, dennoch ist die gesamte Anlage mit ihrer Sicht einfach einmalig.
So verblieb ich eine Weile und genoss den Blick auf die lange Promenade des Anglais, die gespickt mit Luxushotels und Villen ist. Dort befindet sich auch das pompöse, im Stil der Belle Époque gehaltene Hotel Negresco, welches Schauplatz für Über den Dächern von Nizza und für Magic in the Moonlight gewesen ist. Auch für den James Bond-Film Golden Eye war die Französische Riviera, u. a. an Nizzas Küstenstraßen Kulisse und das schon erwähnte Sag niemals nie wurde neben Antibes auch am Yachthafen von Villefranche-sur-Mer (gleich neben Nizza) gedreht. Ebenfalls dort wurde die Actionkomödie Kiss & Kill (2010) mit Katherine Heigl und Ashton Kutcher gedreht, in der sie sich auf einem Urlaub in Nizza kennen und lieben lernen.
Nach der Aussicht schlenderte ich noch ein bisschen durch die Altstadt Vieux Nice, vorbei an Cathedralen, vielen süßen Läden und durch verwinkelten Gassen, wie ich sie schon in der Stadt Grasse entdeckt habe. Besonders gefallen hat mir die Parkanlage rund um die Promenade du Pavillon, mit einem Becken, bei dem es aussieht, als könnten Menschen auf dem Wasser gehen; und der Place Masséna mit seinen Skulpturen, die bei abendlicher Beleuchtung von selbst ihre Farbe wechseln.
Natürlich habe ich auch heute nicht auf einen Film verzichtet und schaute Valley of Love mit Frankreichs Superstars Isabelle Huppert (mal wieder) und Gérard Depardieu in den Hauptrollen. Valley of Love ist ein weiterer Wettbewerbskandidat und handelt von einem Ehepaar, das seit Jahren voneinander getrennt lebt und nun einer Einladung ihres gemeinsamen Sohnes Michael folgt.
Michael hat jedoch vor sechs Monaten Selbstmord begangen. Trotzdem haben seine Eltern einen Brief erhalten und reisen zu einem Treffen in das Tal des Todes in Kalifornien, in dem sie in sieben Tagen sieben Orte besuchen sollen. Regisseur Guillaume Nicloux (Die Nonne) zeigt wunderschöne Bilder, liefert etwas zu weitschweifige Dialoge und man weiß den ganzen Film nicht genau, ob Kitsch oder Melancholie überwiegend, was irgendwann in Frustration endet.
Morgen ist schon wieder der vorletzte Festivaltag für mich, an dem ich mich noch einmal auf interessante neue Filme freue. MaryChloe