Die 68. Filmfestspiele von Cannes enden nach zwölf Tagen und können auf eine Reihe bemerkenswerter Filme, Regisseure und Darsteller zurückblicken. Abschlussfilm war Luc Jacquets Dokumentarfilm Ice and the Sky (im Original: La glace et le ciel). Dieses erzählt von dem 1932 geborenen Glaziologien Claude Lorius, der 1957 mit seinen Forschungen in der Antarktis begann. Ziel seiner Arbeit war das Zurückverfolgen des Erdklimas der letzten Jahrtausende, was ihm durch die Untersuchung von Eisbohrkernen gelang. Luc Jacquet wurde 2005 durch seinen ergreifenden Dokumentarfilm Die Reise der Pinguine weltweit bekannt und mit einem Oscar prämiert.
Nun aber zu den Gewinnern. Ich freue mich sehr, dass meine drei Favoriten Saul Fia, The Lobster und Carol einen Preis bekommen haben. Hier sind die Gewinner im Überblick:
Die begehrte Goldene Palme für den besten Film geht an das hochaktuelle Flüchtlingsdrama Dheepan. Dieser setzte sich gegen seine 19 Konkurrenten durch. Das ist der zweite Cannes-Preis für Jacques Audiard, der bereits 2009 in Cannes für sein Gefängnisdrama Ein Prophet mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.
Besonders freue ich mich darüber, dass der Große Preis der Jury an Saul fia (Son of Saul) von László Nemes ging. Der schockierende Film über das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist das Erstlingswerk des jungen Regisseurs und grandios gefilmt sowie erzählt. Der große Preis der Jury ist der zweitwichtigste Preis in Cannes und wird für den originellsten Wettbewerbsfilm verliehen.
Der drittwichtigste Preis geht an den Film, der von der Jury besonders geschätzt wird. Diesen Preis der Jury gewinnt der groteske The Lobster von Grieche Yorgos Lanthimos, den ich jedem empfehlen kann zu schauen.
Den Preis für die beste Regie gewann Hou Hsiao-hsien aus Taiwan für das Kampfkunst-Epos The Assassin, das im China des neunten Jahrhunderts spielt. Diesen Film habe ich selbst nicht gesehen, aber werde das schnellstens nachholen.
Den Preis der besten Darstellerin müssen sich in diesem Jahr zwei Schauspielerinnen teilen: Zum einen freue ich mich sehr, dass Rooney Mara für ihre Rolle in dem Lesbendrama Carol ausgezeichnet wurde, die sie sehr überzeugend spielt. Zum anderen darf sich Französin Emmanuelle Bercot ebenfalls über den Preis für ihre Rolle im Film Mon Roi (Mein König) freuen.
Als bester Schauspieler wurde Vincent Lindon für den französischen Wettbewerbs-teilnehmer La loi du marché von Stéphane Brizé ausgezeichnet.
Der Preis für das beste Drehbuch gewann der Mexikaner Michel Franco für Chronic.
Die Goldene Palme für den besten Kurzfilm ging an den animierten Wave 98 von Ely Dagher, der zufälligerweise einer der beiden Filme war, die ich gesehen hab und von einem desillusionierten Mann in Beirut erzählt, der sich in eine Parallelwelt flüchtet.
So geht ein unglaublich interessantes Filmfestival für mich zu Ende. Mal abgesehen von den überproportional vielen französischen Filmen, lag es möglicherweise an meiner Filmauswahl, dass die gesehenen Wettbewerbsfilme überwiegend ernst und bedrückend waren. Gelungene Abwechslung und etwas für die Lachmuskeln und Freudentränendrüse fand ich dafür in der Sektion „Out of Competition“, wo ich Inside Out, Irrational Man, Amy und The Little Prince noch einmal lobend hervorheben möchte.
Ansonsten bleibt mir nur ein gleichermaßen wehmütiges wie fröhliches „Au Revoir“ zu sagen und vielleicht bis zum nächsten Mal! Eure MaryChloe