6.9.2013 – Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Der letzte Film aus der Reihe Wettbewerb war Es-Stouh (The Rooftops) aus Algerien. Dass mein Sitznachbar eingeschlafen ist und laut geschnarcht hat (so dass ich ihn wecken musste) dürfte eigentlich nicht für den Film sprechen, ich für meinen Teil war begeistert.
Merzak Allouache zeigt fünf verschiedene Geschichten, die sich an einem Tag in fünf verschiedenen Vierteln von Algier abspielen. Dem Zuschauer werden paradoxe Situationen geboten (u.a. wird ein Mann wie ein Hund in einer Hütte gehalten), die sich alle um die Themen Existenzangst, Gewalt und/oder Liebe drehen. Stets vermittelt der Regisseur einen kritischen, aber auch sarkastischen Blick auf die algerische Gesellschaft. Gedreht wurde ausschließlich auf den Dachterrassen. Das Meerespanorama im Hintergrund sowie die dreckigen Häuserkulissen bieten einen gelungenen Kontrast. Für mich persönlich ist dies der Gewinner der diesjährigen Filmfestspiele.
Nach Souvenirshopping, Bootfahren und entspannen am Meer war ich pünktlich um 19.30 Uhr wieder im Screeningsaal und durfte mich durch den Film Amazonia 3D in den Regenwald entführen lassen. Ein kleines von Menschen aufgezogenes Äffchen befindet sich auf einem Transportflug. Das Flugzeug gerät jedoch in einen Sturm und stürzt ab. Plötzlich findet sich das Äffchen mitten in seiner Heimat, dem Amazonasregenwald wieder. Doch dieser birgt zahlreiche Gefahren, auf die es nicht vorbereitet ist. Sofort erinnerte mich diese Reise durch die Vielfalt des Dschungel an die Disneyproduktion Schimpansen (2012). Die 3D Bilder sind wunderschön und zeigen die Pflanzen- und Tierpracht des Amazonas in vielen prächtigen Detailaufnahmen. Der kleine Protagonist ist durchweg einfach allerliebst.
Dem Rat einer Freundin zufolge schaute ich mir am späten Abend noch die Dokumentation Die Ukraine ist kein Bordell (Originaltitel: Ukraina ne bordel) an. Kitty Green dokumentiert die 2008 gegründete ukrainische Frauenbewegung FEMEN, die immer wieder durch Oben-ohne-Aktionen Aufsehen erregen. Sie werden bei alltäglichen Protestaktionen begleitet und die einzelnen Mitglieder geben Interviews. Mit ihrem Film sind Green sehr spannende und unterhaltsame 75 Minuten gelungen. Die Reportage fokussiert vor allem auch das Widersprüchliche innerhalb der Organisation sowie die Frage, ob dabei wirklich die feministische Freiheit im Vordergrund steht. Ich selbst habe jetzt eine ganz neue Sicht auf die Frauenrechtsbewegung gewonnen.
Morgen ist der große Tag, das Grande Finale der Filmfestspiele. Ich versuche nochmal alles an Filmen mitzunehmen was möglich ist und bin gespannt, an welche diesjährigen Beiträge die begehrten Preise verliehen werden. Mein Favorit steht fest, ich drück Däumchen und wünsche eine gute Nacht. Eure MaryChloe