Faking Bullshit (2020) | Filmkritik

Faking Bullshit

Die Polizeiwache 23 im westfälischen Ahlen soll schließen. Es gibt einfach keine Verbrechen in der Stadt und somit auch keine Begründung die Wache am Laufen zu halten.

Faking Bullshit: Krimineller als die Polizei

Die Botschaft der Schließung gefällt den Polizisten Deniz (Erkan Acar), Rocky (Adrian Topol), Netti (Sanne Schnapp) und Hagen (Alexander Hörbe) natürlich gar nicht. Sie möchten ihre Jobs behalten und wehren sich gegen eine Schließung.

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Zur Beobachtung ist die Düsseldorfer Polizistin Tina (Sina Tkotsch) vor Ort. Sie soll entscheiden, ob die Polizeistation weiterhin erhalten oder geschlossen werden muss. Die Mitglieder der Wache akzeptieren Tina nicht und projezieren in ihr einen Feind. Sie sehen in ihr keine Kollegin, sondern eher eine überambitionierte Frau aus der Großstadt.

Eine explodierte Currywurstbude

Damit die Wache weiterhin besteht, hecken die Polizisten einen Plan aus: Sie begehen einfach selbst Verbrechen, um die Statistiken etwas aufzupolieren. Ob Diebstahl von Deo-Rollern, Hakenkreuze an der Wand oder auch eine explodierte Currywurstbude: Plötzlich ist in Ahlen wirklich etwas los.

Und die Polizisten haben auch genug zu tun. Denn sie müssen Motive und Beweise erfinden. Allerdings bekommt Tina Wind von der Sache. Sie spürt, dass einiges in Ahlen Fake ist. Also bittet sie ihren Kollegen Deniz um ein Gespräch, der hat jedoch ganz andere Absichten.

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Faking Bullshit wurde geschrieben und inszeniert von Alexander Schubert, der unter anderem durch die Polit-Satire heute-show bekannt wurde. Der Film ist ein Remake der schwedischen Komödie Kops (2003). Und um eines vorweg zu nehmen: Gerade in Pandemie-Zeiten ist dieser Film der richtige. Denn er bietet kurzweilige Unterhaltung ohne Ecken und Kanten.

Ungleichgewicht bei Witz und Optik

Mit Witz, gutem Comedy-Timing und ansprechenden Dialogen sind genug Zutaten für eine gelungene Komödie vorhanden. Aber alleine die Zutaten ergeben noch kein leckeres Gericht. Denn durch eine etwas zu vorhersehbare Handlung wird das große (Heim)-Kino leider verpasst. Auch die Wahl der Themen ist mit Gleichberechtigung, Sexismus und Feminismus etwas zu überambitioniert. Und dass, obwohl sie dem aktuellen Zeitgeist entsprechen.

In einigen Szenen fehlt einfach der letzte Feinschliff. Mal wirken die Figuren unglaubwürdig und mal nachvollziehbar. Dieses Ungleichgewicht zieht sich leider durch den kompletten Film. Die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Witz gelingt nicht. So verpuffen Szenen, die rein von der Optik ansprechend sind.

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Die Optik ist eines der Pluspunkte des Films. Jedes Bild ist gut ausgeleuchtet und übersichtlich in Szene gesetzt. Ein weiterer Pluspunkt: die Darsteller. Allem voran Sina Tkotsch liefert als Düsseldorfer Großstadtpolizistin eine ansprechende Leistung. Sie spielt ihre Rolle glaubhaft und stets fokussiert. Mit einem charmanten Lächeln widersetzt sie sich den dörflichen Etiketten auf der Wache 23 ohne jedoch arrogant zu wirken.

Das Gleiche gilt für die Figur Deniz (Erkan Acar). Er gibt seiner Rolle eine leicht machohafte Orientierung, ohne jedoch unsympathisch zu sein. Auch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist gut. Ergänzt wird der Cast durch Bjarne Mädel (Stromberg) als schrulliger Obdachloser, der gerne mit den Polizisten zusammenarbeitet.

Innovativer als der Tatort

Für Höhepunkte sorgen einige Gags, die sich durch ein gutes Comedy-Timing auszeichnen. Hier beweist Alexander Schubert in seinem Debütfilm ein sehr gutes Händchen. Positiv ist auch endlich mal eine deutsche Polizei-Komödie in Spielfilmlänge zu sehen. Zwar gibt es viele deutsche Polizei-Serien, wie Tatort, Polizeiruf 110 oder SOKO Köln, aber richtig ansprechend und innovativ ist leider keine von diesen Reihen.

Deshalb ist Faking Bullshit ein schon lange überfälliger Film im Krimi- und Polizeifilmland Deutschland. Obwohl vielleicht etwas mehr drin gewesen wäre, bietet die Komödie genug an, um einen zufrieden zu stellen. Wenn man nicht allzu hohe Erwartungen hat, wird man sicherlich 104 Minuten eine ziemlich gute Zeit haben.

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