Die bunte Seite des Monds (2020) | Filmkritik

Die bunte Seite des Monds

Animationsfilme sind auf Netflix bislang noch Mangelware. 2019 konnte zur Weihnachtszeit das Werk Klaus allerdings weltweit die Zuschauer begeistern und ihre Herzen berühren.

Ein Hauch von Disney

Und auch zum Jahresende 2020 zaubert der Streaminganbieter mit Die bunte Seite des Monds wieder einen animierten Film aus dem Hut, der kurzzeitig vermuten lässt, man hätte sich zur Konkurrenz Disney+ verirrt.

© Netflix

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter versinkt die junge Fei Fei in tiefer Trauer. Als dann auch noch ihr Vater eine neue Frau kennenlernt, hält es das Mädchen nicht mehr aus. Voller Entschlossenheit und Begeisterung für die Wissenschaft baut Fei Fei eine Rakete, um zum Mond zu fliegen. Dort soll laut einer Legende die Mondgöttin leben und auf ihre ewige Liebe warten.

Die Sage der Mondgöttin Chang’e

Wenn Fei Fei einen Beweis für die Existenz dieser Saga aufbringen kann, muss auch ihr Vater anerkennen, dass die wahre Liebe niemals stirbt. Uns so endet das traurige Mädchen in einem Abenteuer, das vollgestopft mit seltsamen Kreaturen und magischen Orten ist.

© Netflix

Mit einem herzergreifenden Einstieg und liebevollen Liedern entführt Die bunte Seite des Monds seine Zuschauer in eine fesselnde Geschichte über Liebe und Verlust. Mit stimmigen, kleinen Momenten wird gekonnt eine Verbindung zwischen Fei Fei und ihren Eltern, vor allem ihrer Mutter, aufgebaut. So backen Mutter und Tochter alljährlich gemeinsamen die Mondkuchen nach Familienrezept und erinnern sich an Mondgöttin Chang’e.

Doch die wunderschön aufgebaute Familiengeschichte bricht zusammen, als Fei Fei den Mond in ihrer selbstgebauten Rakete erreicht. Nicht nur ändert sich der Animationsstil und wirkt fortan geradezu billig, auch die Lieder, die Handlung und die Figuren verändern sich hin zum negativen.

Ein Wirrwarr aus Farben, Formen und Figuren

So ist die bunte Seite des Mondes nicht mehr als ein Wirrwarr aus allerlei Farben mit Figuren, die wie aus einem anderen Film entlaufen wirken. Mondgöttin Chang’e wird mit einem Disco-Lied vorgestellt, das nur von einem folgenden Tischtennis-Wettstreit noch unterboten wird und auch der rote Pfaden verläuft anschließend ohne allzu viel Spannung und Innovation.

Erst zum Ende hin findet Die bunte Seite des Monds wieder zurück auf den richtigen Pfad und schließt seine Story gefühlvoll ab. Der gesamte Mittelteil zerstört jedoch das Gesamtbild auf eine Art und Weise, die den Animationsfilm in keiner guten Erinnerung zurücklässt.

© Netflix

Was die Figuren betrifft bekommt Fei Fei zudem jede Menge Sidekicks an die Seite gestellt. Auch hier wäre weniger eher mehr gewesen. So ist Häschen Bungee ein treuer Begleiter seit der Kindheit und der neue Stief-Bruder Chin ab und an einen kleinen Lacher wert. Warum auf dem Mond dann aber noch eine zusätzliche Quasselstrippe kurzzeitig mit von der Partie sein muss, bleibt offen.

Bekannte Sprecher, bekannte Schlagermusik

Und auch der Charakter der Mondgöttin Chang’e und ihr Wandel ist zu schnell und unglaubwürdig geschrieben.

Was die Sprecher betrifft, sind diese im Original mit Cathy Ang, Phillipa Soo (Hamilton), Ken Jeong (Hangover-Reihe) und John Cho (Star Trek) durchaus namhaft besetzt. Und auch die musikalische Untermalung von Steven Price ist gut in Szene gesetzt. Einen wirklichen Ohrwurm gibt es bei den Liedern allerdings nicht, auch wenn die Songs wie von Helene Fischer gesungen klingen. Hinter dem Lied Fort von hier steckt allerdings Schlagersängerin Vanessa Mai.

Die bunte Seite des Monds beginnt mit einem fulminanten Start, stolpert aber auf halber Strecke und schleppt sich gerade so ins Ziel. Immer wieder ist ein Hauch der Magie der Disney-Animationsfilme wie Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016) oder Coco – Lebendiger als das Leben! (2017) zu spüren. Leider aber bleibt es bei einem leichten Hauch.

Bewertung

Trailer

Informationen
Die bunte Seite des Monds | 23. Oktober 2020 (Deutschland) 6.3

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Bildrechte: Netflix

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