„Der Gott des Gemetzels“: Top-Stars im emotionalen Gemetzel

Er verbirgt sich hinter jeder noch so gepflegten Fassade gutbürgerlicher Kultiviertheit: „Der Gott des Gemetzels“ (Kinostart: 24. November 2011). Zu dieser Einsicht jedenfalls kommen die Elternpaare Nancy und Alan Cowan und Penelope und Michael Longstreet, die zusammentreffen, um ganz in Ruhe eine Prügelei ihrer Söhne zu bereden. Doch was zunächst nach vorbildlicher Deeskalationsmaßnahme aussieht, endet schon bald in gegenseitigen Vorwürfen und wüsten Beschuldigungen. Und kaum ist „Der Gott des Gemetzels“ entfesselt, wird erbittert gestritten, gebrüllt und geflucht.

Ebenso brisant wie die Story selbst ist die hochkarätige Besetzung: In Roman Polanskis Kinoadaption des gleichnamigen Theaterstücks von Yasmina Reza liefern sich 4 Oscar-Preisträger und -Nominierte gepfefferte Verbalschlachten und Handgreiflichkeiten.

Jodie Foster (Penelope Longstreet)

Schon als Dreijährige posierte Jodie Foster vor der Kamera, damals in einem TV-Werbespot für Sonnencreme. Über diverse Fernsehrollen wie etwa in „The Addams Family“ und „Papermoon“ hangelte sie sich bis zu ihrer ersten Kinofilmrolle in einem Disney-Streifen vor. Doch erst die Rolle der minderjährigen Prostituierten Iris in Martin Scorseses „Taxi Driver“ machte sie berühmt. Es folgten zahlreiche Kinoerfolge, darunter auch „Das Schweigen der Lämmer“ an der Seite von Anthony Hopkins, ehe sie auch hinter die Kamera wechselte und als Regisseurin und Produzentin arbeitete. Doch der intelligente Hollywood-Star kann mehr vorweisen. Einen Abschluss mit Magna cum laude an der Elite-Uni Yale zum Beispiel. Die Rolle der Penelope Longstreet in „Der Gott des Gemetzels“ dürfte daher ganz nach dem Geschmack Jodie Fosters sein, die von sich selbst sagt: „Ich liebe nichts mehr als einen verbalen Schlagabtausch.“

John C. Reilly (Michael Longstreet)

Er gilt als Hollywoods Chamäleon, denn kaum ein anderer Schauspieler seiner Generation ist so wandelbar wie John C. Reilly. Ob als koksender Pornostar in Paul Andersons „Boogie Nights“, als desillusionierter Soldat in „Der schmale Grat“ oder als 40jähriger Kindskopf in „Die Stiefbrüder“ – Reilly überzeugt in jeder Filmrolle. Dabei begann seine Schauspielkarriere eigentlich auf der Bühne, wo er selbst schrieb, spielte und Regie führte. 2000 kehrte Reilly mit einer Hauptrolle in Sam Shepards Broadway-Inszenierung „True West“ zu seinen Theaterwurzeln zurück, 2002 sang er sich dann als gehörnter Ehemann in der Musical-Verfilmung „Chicago“ in die Herzen der Kritiker und wurde als „Bester Nebendarsteller“ für einen Oscar nominiert. In Polanskis Theaterverfilmung schlüpft er nun in die Rolle des Sanitärwaren-Vertreters Michael Longstreet und bringt die nötige Würze in das streitlustige Vierergespann.

Christoph Waltz

Jahre lang gehörte der Österreicher zum festen Inventar der deutschen Fernsehlandschaft, wo er meist die undurchsichtigen Charaktere, die Bösewichte und melancholischen Außenseiter spielte. Und das durchaus überzeugend. Den Sprung in die A-Liga der internationalen Schauspieler schafft Christoph Waltz trotzdem erst im Alter von 53 Jahren in Quentin Tarantinos Rache-Fantasie „Inglourious Basterds“. Seine Rolle des SS-General Hans Landa, die er mit geradezu beängstigender Brillanz ausfüllte, brachte ihm zahlreiche Auszeichnungen ein – darunter einen Oscar als bester Nebendarsteller – und begeisterte ein Weltpublikum. Vor diesem durfte er sein Talent auch weiterhin in schwierigen Rollen ausleben, etwa als cholerischer Zirkusdirektor in „Wasser für die Elefanten“ oder als Bösewicht in Michel Gondrys „The Green Hornet“. Kein Wunder, dass der Charakterdarsteller für Polanskis bitterböse Theaterverfilmung unverzichtbar ist.

Kate Winslet

Als Rose DeWitt Bukater in „Titanic“ wurde die Britin 1997 zum Star und stieß sich die Türen zur Traumfabrik auf. Es hagelte verlockende Angebote aus Hollywood – von denen Kate Winslet viele ausschlug. Sie pickte sich die anspruchsvollen Rollen heraus, spielte in Low-Budget-Produktionen wie „Marrakesch“, überzeugte in Literatur-Verfilmungen wie „Little Children“, brillierte in intelligenten Thrillern wie „Das Leben des David Gale“. Neben unzähligen Publikums- und Kritikerpreisen wurde die Ausnahmeschauspielerin 2009 – nach bereits fünf rekordverdächtigen Nominierungen – mit ihrem ersten Oscar für die Rolle der Hanna Schmitz in „Der Vorleser“ geehrt. Obwohl sie vor der Kamera zahlreiche Male die Hüllen fallen ließ, betont die die schöne Britin stets ihre tiefe Abneigung gegenüber Nacktszenen. Als gestresste Börsenmaklerin Nancy Cowan darf sie in „Der Gott des Gemetzels“ ihre Klamotten nun auch anbehalten – und trotzdem mal so richtig aus der Haut fahren.

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