Beauty Water (2020) | Filmkritik

Im Dschungel von Schönheitswahn und Beauty-Industrie haben Filme wie I feel pretty (2018), Precious – Das Leben ist kostbar (2009) und Embrace – Du bist schön (2017) versucht ein wenig Aufklärung zu betreiben.

Bodyshaming auf der Leinwand

Der südkoreanische Anime Beauty Water geht jetzt noch einen Schritt weiter und blickt tief in die Abgründe unserer Gesellschaft. Was wäre, wenn es ein Produkt gibt, mit dem man seine gesamte Gesichtsstruktur wie Lehm völlig neu modellieren könnte?

© KAZÉ

Die junge Frau Yaeji, einst als Kind eine Primaballerina, ist vollkommen unzufrieden mit ihrem Äußeren. Als Folge stopft sie sich Tag für Tag mit Chips und Bier voll. Ihr Selbstbewusstsein leidet zudem unter den kontinuierlichen Attacken und Schmähungen auf der Arbeit und im Alltag.

Das hässliche Entlein

Die aufgestaute Wut entlädt Yaeji an ihren Eltern und als Troll im Internet, wo sie über die Reichen und Schönen herzieht.

Doch dann soll sich ihr Leben vollkommen ändern: Völlig aus dem Nichts erhält sie einen Karton mit dem extrem teuren Kosmetikprodukt Beauty Water, das sie sofort ausprobiert und ihr Gesicht neu „designt“. Da die erste Dosis jedoch nur ausreicht, um das Gesicht neu zu gestalten, muss schnell Geld aufgetrieben werden, um auch den restlichen Körper anzupassen.

Und als dann die Verwandlung in den schönen Schwan vollzogen ist, wird Yaeji endlich wahrgenommen. Im Sturm erobert sie die Modelwelt und das Showbusiness. Doch all das reicht ihr nicht – der Drang, immer schöner zu sein als alle anderen, führt unweigerlich in die Katastrophe.

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Mit dem Versprechen von Schönheit und unrealistischen Vorbildern locken Kosmetikunternehmen ihre Kundschaft an und leeren dann deren Geldbeutel. Regisseur Kyung-hun Cho kreidet genau diese Zwänge in seinem Werk Beauty Water an und hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor das eigene Gesicht.

Schönheit, Konsum & Gier

Doch der Wandel der Hauptfigur Yaeji geschieht überwiegend nur äußerlich. Die pummelige Frau ist von Beginn an respektlos und mürrisch. Und auch hinter ihrer neuen Maske verbirgt sich weiterhin das unsichere, hässliche Entlein. Eine Einsicht und die Lektion kommen viel zu spät und so muss Yaeji den Preis ihres Wahns zahlen.

Einzig ihre Eltern hatten immer nur Liebe für sie. Doch auch diese müssen lernen, dass sie ihr Kind nicht mehr aus der Schlinge des Schönheitswahns befreien können. Als Zuschauer wird man in einen Strudel des Untergangs gezogen.

Als wäre diese gesellschaftliche Kritik nicht schon genug, nimmt der Anime zum Ende hin immer stärker Elemente eines Body-Horror-Films an. Hier gerät das Werk leider ein wenig aus der Bahn, so dass das Finale eher auf Gore und Gewalt setzt, als seine Botschaft klar kommuniziert abzuschließen.

© KAZÉ

Vorlage des Films ist eine Geschichte aus der Webtoon-Reihe Tales of the Unusual von Oh Sung-dae, die 2000 erschienen ist.

Der Animationsstil des Films ist wahrlich Geschmackssache. Oftmals wirkt die Mischung aus 2D und 3D wie aus einem Videospiel vergangener Generationen entsprungen. Da der Stil jedoch konsequent beibehalten wird, kann man sich über die 85 Minuten Laufzeit mit diesem arrangieren.

Body-Horror-Anime im Kino

Freunde von frühen Werken des Regisseurs David Cronenberg und von Hisayasu Sato (Naked Blood) werden mit Beauty Water ihren Spaß haben. Alle anderen seien nochmal daran erinnert, dass es gewalttätig, blutig und mit viel nackter Haut vonstattengeht.

Hinweis: Als letzter Kinofilm des Jahres 2021 läuft Beauty Water in den KAZÉ Anime Nights am 28. Dezember 2021 in Deutschland und Österreich. Die Veröffentlichung für das Home Entertainment ist für Februar 2022 geplant.

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Bildrechte: KAZÉ Anime

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