Army of the Dead (2021) | Filmkritik

Als ein Militärtransport mitten im Nirgendwo der Wüste Nevadas in einen Verkehrsunfall verwickelt wird, gelingt der geheimnisvollen Fracht die Flucht. Nur leider verbirgt sich dahinter kein landesweit gesuchter Krimineller, sondern ein hyperfunktionaler Superzombie.

Zombie-Blockbuster bei Netflix

In Las Vegas angekommen, braucht es nur ein paar Bisse und die apokalyptische Kettenreaktion ist in Gang gesetzt. Schon bald entwickelt sich die Stadt der Sünde zur Hölle auf Erden. Immer mehr werden von dem Zombievirus befallen und verwandeln sich selbst in Untote.

Der Regierung und dem Militär bleibt keine andere Wahl als ganz Las Vegas meterhoch einzumauern und niemanden mehr hinauszulassen.

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Jahre später plant das Pentagon eine kontrollierte atomare Vernichtung der Region, um der drohenden Gefahr ein endgültiges Ende zu setzten. Die 96 Stunden bis zum Abschuss sind die letzte Möglichkeit, einen der großen Safes unter dem Bly-Casino zu knacken und die Post-Zombie-Ära mit dem nötigen Kleingeld in den Taschen zu beginnen.

König & Königin im Zombiereich

Eine Truppe um den Ex-Kriegshelden Scott Ward (Dave Bautista) versucht sich an diesem Himmelfahrtskommando. Doch mit etwas hat das 10-köpfige Team nicht gerechnet.

Die Zombies betrachten Las Vegas nicht als ihr Gefängnis, sondern als ihr Königreich. Und niemand wagt es, sich gegen den König und seine Königin aufzulehnen. Ach ja, und der Zombiekönig der Löwen ist auch dabei.

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Zack Snyders (300, Watchmen, Justice League) Karriere auf der großen Leinwand begann 2004 mit dem Zombiestreifen Dawn of the Dead. Und nun nimmt er sich mit Army of the Dead, der am 21.05.2021 exklusiv auf Netflix startet, in seinem bereits neunten Film abermals dem Genre an. Allerdings ist Army of the Dead trotz des ähnliches Titels keine Fortsetzung und tatsächlich auch in der Tonalität deutlich von dem älteren Film entfernt.

Mehr Actionspektakel als Horrorfilm

Der Vergleich zum Alien-Franchise liegt auf der Hand. Nicht nur, weil Snyder den zweiten Teil explizit als Inspiration für sein neuestes Werk benannt hat, sondern auch, weil der erste Alien (1979) ein klaustrophobischer Horrorfilm war, in dem auch nur ein einziges Alien auftauchte, während das Sequel Aliens (1986) nicht nur zwei, sondern gleich hunderte aufbot und sich als überlebensgroßer Actionblockbuster entpuppte.

Auch Zack Snyders zweiter Zombiefilm enthält noch weniger Horrormomente als schon Dawn of the Dead (2004) und ist noch mehr Actionspektakel. Es gibt nun nicht nur hunderte Zombies, sondern aberhunderte zu sehen. Und dann wird gemetzelt bis der Morgen kommt.

Das Ganze wird noch gewürzt mit regelmäßigen Comedy-Einlagen, die zur Überraschung gerade auch dank des Schauspieltalents von Matthias Schweighöfer ziemlich gut funktionieren. Der mimt das Hipster-Sensibelchen Dieter, der nebenbei Safe-Knacken als seine Kunstform betrachtet. Schweighöfers Figur kommt einigen seiner Rollen im deutschen Kino erschreckend nahe, doch in der spritzig-coolen Gesamtdynamik des Teams funktioniert es hier ungleich besser.

Bereits in der Postproduktion ist im Übrigen Schweighöfers eigenes Zombieprequel Army of Thieves, in dem er selbst die Hauptrolle gespielt und Regie geführt hat, während Snyder das Drehbuch beisteuerte.

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Diese unbeschwerte Mischung aus Zombiehorror, Heist-Movie, Actionfeuerwerk und Flachsereien kommt nach einem Jahr Corona-Pandemie, in dem so gut wie keine echten neuen Blockbuster in den Kinos oder im Home-Entertainment starteten, Balsam auf den Seelen der Liebhaber und Liebhaberinnen von visuellem Bombast.

Super Slow-Motion-Montagen zu Popcovern

Und es gibt keinen Zweifel daran, dass Zack Snyder genau der richtige für diese Art von Film ist. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen alles, wofür Snyder steht: Super Slow-Motion-Montagen zu Popcovern berühmter Songs. Zudem kompromisslosen und hyperstilisierten Splatter. Ein überragend inszeniertes Intro, das ohne Worte in die Geschichte einführt – wie schon zuvor in seinen Filmen Watchmen (2009), Sucker Punch (2011) oder Batman v Superman (2016): diesmal kann man beobachten, wie die Casinohochburg in der Wüste zu Viva las Vegas allmählich mit dem Tod überzogen wird.

In diesem Intro deutet sich allerdings auch schon an, dass Army of the Dead das Zombieszenario keineswegs nur mit einem Augenzwinkern behandelt. Dort liegen Aberwitz und Entsetzen nah beieinander. Gerade am Ende des Intros zeigt sich die ganze Dramatik der politischen Entscheidung, Las Vegas abzuriegeln. Wir sehen echte Gesichter zu den Menschen, die auf der globalen Ebene nur als Kollateralschaden verbucht werden.

Auch ansonsten sind die Actionsequenzen immer wieder unterbrochen von leichten Verschnaufpausen, in denen die Charaktere einander besser kennenlernen. Das Herz dieser Dynamik ist die Beziehung des Protagonisten Scott zu seiner Tochter Kate (Ella Purnell), zu der er zuvor seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Natürlich bleiben die Dialoge dabei an der Oberfläche und sind alles andere als emotional tiefgängig. Aber das ist in so einem Film auch nicht nötig.

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Es reicht aus, wenn die Motive klar und nachvollziehbar sind und das gelingt. Und in Hinblick auf Zack Snyder muss noch erwähnt werden, dass seine letzten drei Filme – Man of Steel, Batman v Superman und Justice League – gerade durch große narrative Ungelenkigkeit aufgefallen waren. In dieser Hinsicht kehrt Synder zu alter Form zurück. Er schrieb diesmal das Drehbuch selbst, das sicher keineswegs überambioniert, aber schnörkellos rund erzählt ist.

Zack Snyder als Regisseur und Kameramann

Der besondere Einfall, dass den Zombies selbst eine eigene Parallelgeschichte neben den Helden zugestanden wird, wie sie ihr eigenes Königreich verteidigen, gibt dem Genre ein erfrischendes Flair.

Neben der Drehbuchschmiede und dem Regiestuhl wirkte Snyder außerdem als Kameramann und das fällt auf. Der Sepialook seiner früheren Filme ist passe und zusätzlich arbeitet er nahezu immer, wenn ein Held oder eine Heldin im Vordergrund steht, mit einem stark verwischtem Hintergrund. Diese mangelnde Tiefenschärfe lenkt die Aufmerksamkeit umso stärker auf die Gesichter der Menschen oder auch der Zombies, die im Fokus stehen.

Damit verleiht er der so unmenschlichen Handlung einen sehr menschlichen Ton und kommuniziert so nonverbal die Emotionen seiner Figuren.

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Bei all diesen positiven Punkten gibt es dennoch einige Mäkel zu verzeichnen. Die Sozialkritik, die in den Film eingewoben wurde und sich vor allem an dem Quarantäne-Lager vor Las Vegas aufmacht, ist nicht mehr als holzschnittartig. Da ist ein bisschen Warnung vor den sozialen Folgen der Virus-Pandemie hier, ein bisschen Kritik an Flüchtlingscamps da, getoppt mit Sexismusdiskurs und einem Nachtreten in Richtung Donald Trump.

Der König des stylischen Größenwahns

Auch die Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden fühlt sich zwar nicht so lang an und das beweist den Unterhaltungsfaktor des Filmes, allerdings wäre neben dem Spaß auch die Spannung höher gewesen, hätte man auf etwa eine Viertelstunde verzichtet.

Army of the Dead ist Zack Snyders Rückkehr zu alter Form. Er macht das, was er perfektioniert hat. Als König des stylischen Größenwahns inszeniert er eine verrückte Geschichte, die mit genialen Action-Setpieces Bilder zum Niederknien präsentiert. Der bisher größte Kinospaß des Jahres – und das im Stream!

Bewertung

Trailer

Informationen
Army of the Dead | 21. Mai 2021 (Deutschland) 5.7

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