Rassismus gegen Schwarze steht in den USA auch im 21. Jahrhundert weiterhin auf der Tagesordnung. Und obwohl die Zeit von Rassentrennung und Sklaverei weit hinter uns liegt, ist der Hass gegen andere Hautfarben in der Welt noch lange nicht überwunden.
Gefangen auf der Schattenseite der amerikanischen Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft?
Der Film Antebellum geht hier sogar noch ein entscheidendes Stück weiter und verwischt die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Alles beginnt auf einer Baumwollplantage, wie sie vermutlich überall in den Südstaaten des 19. Jahrhunderts zu finden waren. Ein weißes Herrenhaus prangt am Rande einer gewaltigen Plantage. Die Sonne scheint, Kinder spielen in hübschen Kleidern und trinken Limonade.
Konförderiertenflaggen, Sklaven & Rassismus
Soldaten reiten durch das Bild. Eine Konförderiertenflagge weht in der lauen Sommerbriese.
Die Kamera fährt weiter nach hinten, wo ein alter Schuppen steht. Schwarze Bedienstete bereiten ein Festzelt vor. Ein paar Reiter kommen herbei. Im Schlepptau eine entflohene Sklavin. Jene, die ihr zur Flucht verhalfen, werden erschossen oder gar verbrannt.
Die Gefangene wird mit einem Brandzeichen versehen, auf dass sie nicht vergisst, wem sie gehört. Es beginnt wie ein typischer Film aus einer längst vergangenen Zeit. Doch diesmal ist alles anders.
Veronika (Janelle Monáe) war einst eine Menschenrechtlerin und sie lebt in den heutigen Zeiten. Rassismus wird nicht mehr mit Sklaven ausgelebt, sondern findet nur noch unterschwellig statt. Wenn sie in den Medien für Gleichberechtigung kämpft, ist sie Anfeindungen gewöhnt.
Flucht aus der Gefangenschaft
Doch meistens sind diese nur verbaler Natur. Bis sie eines Tages entführt wird und sich plötzlich auf jener Plantage wiederfindet, auf der die Zeit im Jahr 1860 stehengeblieben zu sein scheint. Sie heißt nicht mehr Veronika, sondern muss auf den Namen Eden hören. Wenn sie nicht gehorcht, drohen ihr schlimme Strafen und Folter.
Doch ihre Mitgefangenen drängen darauf, dass sie noch einmal versucht zu fliehen. Und Veronika weiß: Der nächste Fluchtversuch könnte ihr letzter sein.
Antebellum ist ein Begriff, der die Zeit vor einem Krieg bezeichnet. In diesem Falle dem Bürgerkrieg, der zwischen 1861 und 1865 in den USA wütete und das Ende der Sklaverei einläutete.
Die Regisseure Gerard Bush und Christopher Renz schonen den Zuschauer nicht, wenn sie jene dunkle Zeit wieder aufleben lassen und ganz bewusst Parallelen zur Gegenwart ziehen. Als inmitten der Holzbehausungen auf der Plantage ein Handy klingelt, wird man aus der entfernten Vergangenheit in die Zukunft gerissen. Und plötzlich wird das Geschehen bedrohlich nah und real.
US-Superstar Janelle Monáe zwischen den Zeiten
Hauptdarstellerin Janelle Monáe (Moonlight) verkörpert hier zwei Seiten einer Person. In unserer Gesellschaft ist sie eine selbstbewusste Frau, die sich durchzusetzen weiß. In Gefangenschaft ist sie eine Sklavin, die mit allen Mitteln versucht zu überleben.
Immer wieder wird dem Zuschauer eine Gewalt und Verachtung präsentiert, die einen erschaudern lässt. Und trotz des fiktiven Charakters der Geschichte ist man sich sicher, dass so etwas durchaus möglich sein könnte.
Antebellum ist ein packender Thriller, der leider viel Aktualität besitzt. Angesichts der Gewalt, die immer noch in den USA gegen die schwarze Bevölkerung gerichtet wird, ist dieser Film alles andere als weit hergeholt.
Ähnlich wie Get Out (2017) ist Antebellum ein Film, der das größte Monster in der modernen Gesellschaft identifiziert hat: den Rassismus!
Bildrechte: LEONINE