The Tree of Life (2011) | Filmkritik

The Tree of Life

Buch Hiob (Kapitel 38, Verse 4-7) des Alten Testaments:

Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sag an, wenn du Bescheid weißt! Wer hat die Maße bestimmt … als die Morgensterne frohlockten und alle Gottessöhne jubelten?

Als die Ehefrau und Mutter Mrs. O’Brien (Jessica Chastain) nichtsahnend ein Telegramm entgegennimmt, bricht sie zusammen als sie vom Tod ihres 19-jährigen Sohnes unterrichtet wird. Die Nachricht stürzt sie, ihren Ehemann und die beiden verbliebenen Söhne in tiefe Trauer.

© Leonine

Der älteste Sohn Jack (Sean Penn) muss selbst Jahre später noch täglich an seinen verstorbenen Bruder denken und konnte dieses Trauma nie wirklich verarbeiten.

Ein filmisches Gedicht über das Universum

Es beginnt eine poetische Reise, die beim Urknall beginnt und die Entstehung des Lebens auf der Erde darstellt, bis hin zu Jacks Kindheit in den 1950er Jahren im texanischen Waco.

Bereits bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2011 sorgte das Epos The Tree of Life für gespaltene Meinungen und wurde zunächst ausgebuht, so dass sich Regisseur Terrence Malick nicht einmal der Presse stellen wollte. Anschließend wurde der Film mit dem bedeutendsten Festivalpreis, der Goldenen Palme, ausgezeichnet.

© Leonine

The Tree of Life ist kein Film im eigentlichen Sinne, da er über weite Strecken vollkommen auf eine Handlung verzichtet und mit erstaunlichen Bildern, Symbolen und Metaphern das menschliche Schicksal als Sandkorn im evolutionären Ganzen des Universums darstellen will. Mit diesem Ansatz bewegt sich Regisseur Terrance Malick jedoch auf dem schmalen Grat zwischen Poesie und gähnender Langeweile.

Die Tiefe des menschlichen Seins

Einige werden The Tree of Life als visionäres Kunstwerk feiern, welches mit den Themen Evolution, Galaxie und Natur in jeder Szene für einen wahren Augenorgasmus sorgt. Hinzu kommt ein perfektes Zusammenspiel zwischen den Bildern und der Musikuntermalung, welche einen Hauch von Göttlichkeit ohne Gott versprühen.

Die restlichen Beobachter des Films werden durch die langatmige Kameraführung und die endlos wirkenden, textlosen Passagen schnell ermüden und abschalten. Auf jeden Fall fordert The Tree of Life jede Menge Interpretationsvermögen und auch Ausdauer, denn er ist ebenso wunderbar wie irritierend.

© Leonine

Er behandelt ein einfaches Thema. Es geht um einen Jungen, der durch die ambivalente Liebe des autoritären Vaters und den Verlust seines jüngeren Bruders für den Rest seines Lebens traumatisiert wurde. Dabei sind vor allem die Einzelszenen der Kernerzählung packend inszeniert. Brad Pitt glänzt als strenges Vater-Tier in der texanischen Provinz der 50er Jahre, grandios auch Hunter McCracken als junger Jack, gehemmt pubertierend, voller Angst, Wut und Liebe.

Eine poetische Reise durch Zeit und Raum

Vereint werden alle Charaktere durch das Ziel die eigene Existenz zu akzeptieren und die ständige „Warum“-Frage, welche sie dabei ständig auf ihrem Weg begleitet, zu beantworten. Dabei kann man den Film durchaus als moderne Hiobs-Verfilmung verstehen, welche nicht nur durch das anfängliche Zitat aufgeworfen wird, sondern ebenfalls durch die Schöpfungsthematik, die im Film immer wieder aufgegriffen wird.

Besonders erwähnenswert ist zudem noch, dass für die Effekte im Film Künstler Douglas Trumbull beauftragt wurde, der unter anderem an Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum mitgearbeitet hatte und für die Effekte in Blade Runner und Star Trek verantwortlich war.

Alles in allem ist The Tree of Life ein Werk, das auf jeden Fall seine Betrachter spalten wird. Ein Familienepos, das durch seine poetische Bildsprache besticht oder ein Kurzfilm, der sich über zweieinhalb Stunden hinzieht. Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten. Daher wollen wir an diesem Punkt auf eine Bewertung verzichten.

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