„7 Tage in Entebbe“: Wer waren Böse und Kuhlmann?

1976 hält die Welt eine Woche lang den Atem an, als die in Israel gestartete Air-France-Maschine 139 auf ihrem Flug nach Paris entführt wird.

Die Lage während der 7 Tage in Entebbe war unübersichtlich: Weder die Identität, noch die Absicht der Terroristen war anfänglich bekannt. Erst nachdem einige Geiseln freigelassen wurden, erfuhr man, dass die beiden deutschen Terroristen der linksextremistischen Terrorgruppe Revolutionäre Zellen angehörten und mit der aufsehenerregenden Geiselnahme 53 inhaftierte Mitstreiter freipressen wollten.

Einer der deutschen Entführer war der ehemalige Soziologie-Student Wilfried Böse, Mitbegründer der im Jahr 1972 entstandenen Revolutionären Zellen. Böse, der in seiner Schulzeit als intelligent und redegewandt galt, zog nach dem Abitur von Bamberg nach Frankfurt, um sich politisch gegen das in seinen Augen noch immer faschistische Deutschland zu engagieren. Schon damals fiel er der Justiz mehrfach auf, konnte jedoch wegen fehlender Beweise nicht festgehalten werden.

Um bei der Flugzeugentführung nichts dem Zufall zu überlassen, ließ sich Böse im Juni 1976 von seinem Freund, dem damals weltweit gesuchten Terroristen Carlos detailliert einweisen. Was ihm außerdem in die Karten spielte: Er hatte grobe Segelflug-Kenntnisse – so konnte er überprüfen, ob der Pilot des entführten Flugzeuges seinen Forderungen Folge leistete.

Ebenfalls an der folgenschweren Flugzeugentführung beteiligt war Brigitte Kuhlmann, die zwischenzeitlich von Politikern und Journalisten aufgrund ihrer Unbekanntheit für die linksextremen Aktivistinnen Gabriele Kröcher-Tiedemann und Astrid Proll gehalten wurde. Die ehemalige Pädagogik-Studentin war leidenschaftliche Dichterin und kümmerte sich um Menschen mit Behinderung.

Anfang der 1970er Jahren entschloss sie sich von Hannover nach Frankfurt zu ziehen, um dort mit Gesinnungsgenossen zusammenzuleben und gründete unter anderem mit ihrem damaligen Lebensgefährten Wilfried Böse die Revolutionären Zellen. Brigitte Kuhlmann trat ab diesem Zeitpunkt nur noch unter ihrem Kampfnamen Halima auf.

Die Geburtsstunde der Vereinigung „Revolutionen Zellen“ war die Festnahme der Führungsriege der im Untergrund agierenden RAF. Anders als diese organisierten sich die autonomen Linksterroristen in Kleingruppen mit bis zu 5 Mitgliedern, um weiterhin in der Legalität leben und arbeiten zu können. Bis in die 1990er Jahre planten diese sogenannten Zellen vor allem deutschlandweit Anschläge, da nach dem Tod von Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann in Entebbe keine Auslandseinsätze mehr umgesetzt wurden.

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