Robin Hood (2018) | Filmkritik

Robin Hood (2018)

Seine Geschichte ist legendär: Robin Hood bestiehlt die Reichen und verteilt die Beute an die Armen. Doch wie wurde der junge Lord Robin von Locksley zu solch einem ehrenwerten Kämpfer für Gerechtigkeit? Wieso sitzen seine gestylten Haare immer so akkurat? Und wie viel Dekolleté zeigt Jungfrau Marian während all der Ereignisse?

Die neuste Verfilmung der bekannten Sage unterscheidet sich durchaus von dem Disney-Klassiker aus dem Jahr 1973 und der Comedy-Version Mel Brooks‘ Robin Hood – Helden in Strumpfhosen (1993).

© StudioCanal

Die Erzählung von Regisseur Otto Bathurst erinnert verstärkt noch an Ridley Scotts Robin Hood aus dem Jahr 2010, in der ebenso eine fiktive Vorgeschichte des Helden erzählt wird. Doch irgendwie scheint die neueste Verfilmung eher einen zweifelhaften Realismus wie einst Wild Wild West (1999) zu verfolgen.

Eigentlich lebt Robin von Locksley (Taron Egerton) ein angenehmes Leben in Reichtum und hat mit Marian (Eve Hewson) scheinbar die Liebe seines Lebens gefunden. Doch dann muss der Adelige feststellen, dass auch all sein Reichtum ihn nicht davor schützen kann für die Kirche in den Heiligen Krieg zu ziehen. Auf einmal muss Robin all seinen Besitzt zurücklassen und ebenso Marian.

Jahre später, vom Krieg gezeichnet und trainiert in der Bogenkunst, kehrt Robin vom Schlachtfeld der Kreuzzüge zurück. Doch anstatt Ruhe und Liebe erwarten ihn in England nur Korruption, Intrigen und die grausame Herrschaft des Sheriffs von Nottingham (Ben Mendelsohn), der das Volk bis zur bitteren Armut ausbeutet.

Verbündet mit Little John (Jamie Foxx), den Robin auf der feindlichen Seite der Kreuzzüge kennengelernt hat, beginnt ein Kampf gegen die Missstände und Armut. Zusammen ziehen sie gegen die höchsten Instanzen in die Schlacht und haben schon bald den skrupellosen Sheriff von Nottingham und die Kirche zum Feind.

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Denkt man an Robin Hood, denkt man zunächst an einen erfahrenen, aufopferungsvollen Bogenschützen, der vom Leben gezeichnet für die Gerechtigkeit sein Leben riskiert. Taron Egerton (Kingsman: The Secret Service) begegnet dem Zuschauer jedoch zunächst als muskulöser Bonze, der in den Tag hinein lebt.

Sobald Robin sich den Kreuzzügen anschließen muss, kriegt er jedoch ein neues Problem. Sitzt die Frisur? Die Antwort ist immer: Ja!

Das gesamte Werk von Serien-Spezialist Otto Bathurst (Peaky Blinders) ist durchgestylt und in Szene gesetzt. Eine Schnell-Schuss-Pfeil-Konstruktion, gezielte Slow-Motion-Bogenschüsse und Kostüme, die aussehen wie aus der Moderne, brechen immer wieder aus dem Setting heraus.

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Doch auch wenn das Setting gewöhnungsbedürftig erscheint, man sich aber letztlich mit diesem anfreunden kann, ist der Verlauf der Handlung umso kurioser. Vor allem die Tatsache, dass Robin die Reichen bestiehlt, aber niemals den Armen etwas gibt, die ihn aber trotz alledem als Retter feiern, spricht Bände. Warum Robin sich irgendwann selbst Robin Hood nennt bleibt ebenfalls im Raum stehen.

Und auch Marian, dargestellt von Eve Hewson (Bridge of Spies) lebt in dem Armenviertel und kann sich doch bei Nacht in den Untergrund-Casinos der Stadt herumtreiben und gewährt dem Sheriff von Nottingham tiefe Einblicke dank ihres teuren Abendkleides. In solchen Szenen muss man sich als Zuschauer kopfschüttelnd die Frage stellen, was überhaupt das Problem der Figuren ist.

Schauspielerisch kann einzig Jamie Foxx in der Rolle des Little John einigermaßen unterhalten. Sein Charakter besitzt einen vernünftigen Hintergrund und eine Motivation für seine Taten und sieht in Robin einen neuen Zieh-Sohn. Manchmal witzig, manchmal ernst, freut man sich über die Szenen, in denen John auftritt. Auch Egerton und Hewson spielen keinesfalls schlecht, doch sind ihre Figuren derart blass, dass beide problemlos austauschbar sind.

Wer jetzt denkt, dass aber immerhin die Action das Ruder herumreißt, muss ebenso enttäuscht werden. Wenige Momente sind mitreißend und technisch ansprechend. Vor allem eine rasante Verfolgungsjagd mittels Kutsche verkommt zu einem Greenscreen-Desaster, was bei solch einem Budget nicht passieren darf. Neben einem ansprechendem Heist-Überfall der Bank gibt es auch ansonsten recht wenige actionreiche Momente.

Die Bögen sind gespannt, die Pfeile sind geschärft, und verfehlen doch jedes Ziel. Seit über 800 Jahren lebt die Legende von Robin Hood und etliche Male wurde diese für die große Leinwand adaptiert. Es ist höchste Zeit, dass dieser Stoff etwas ruhen kann. Denn ähnlich King Arthur: Legend of the Sword (2017) kann die Welt auf solch durchschnittlich umgesetzte Sagen-Verfilmungen dankend verzichten.

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