Fikkefuchs (2017) | Filmkritik

Fikkefuchs

In einem Supermarkt versucht der verzweifelte Thorben (Franz Rogowski) die Kassiererin sexuell zu überfallen und wird daraufhin in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Von dort aus postet er täglich neue Bilder von sich und berichtet über seinen aktuellen Gesundheitszustand. Doch nach einiger Zeit ist er unzufrieden mit seiner Situation, bricht aus der Klinik aus und fährt per Anhalter geradewegs nach Berlin, wo er erwartungsvoll seinen Vater Rocky (Jan Henrik Stahlberg), der von Thorbens Mutter als „Stecher von Wuppertal“ bezeichnet wurde, besucht.

Thorben erhofft sich von seinem Vater Ratschläge und Tipps, um endlich mit einer Frau Sex zu haben. Dieser ist allerdings mittlerweile in die Jahre gekommen und keinesfalls mehr in derselben Verfassung wie in seiner „Glanzzeit“. Zögerlich willigt Rocky jedoch ein seinem Sohn in seiner Misere zu helfen.

Schnell muss sich Rocky jedoch eingestehen, dass seine einstigen Verführungskünste leicht eingerostet sind. Auf nächtlichen Partytouren versuchen Vater und Sohn ihr Selbstbewusstsein zurückzugewinnen und den Frauen Berlins näherzukommen.

Fikkefuchs ist eine deutsche Komödie aus dem Jahre 2017, die unter der Regie von Jan Henrik Stahlberg entstand, der 2004 durch den Film Muxmäuschenstill bekannt wurde. Zusätzlich zeichnet er sich auch bei beiden Filmen für das Drehbuch verantwortlich.

Die Geschichte seines neuesten Werks ist aktuell und rollt die Beziehung zwischen Männern und Frauen besonders seit der sogenannten „Me-Too-Debatte“ neu auf. So werden in dem Film Vorstellungen über Sex, Lust und Eitelkeit beschrieben, von denen scheinbar jeder Mann angetrieben wird.

Des Weiteren befasst er sich mit der starken Sexualität in der heutigen Gesellschaft. Einige explizite Szenen, wie unter anderem die Fahrt von Thorben nach Berlin, werden durch Musikvideos des Berliner Hip-Hop-Duos SXTN begleitet, wo sehr viel nackte Haut zu sehen ist. Außerdem ist Thorben viel damit beschäftigt seine sexuellen Neigungen in den gängigen sozialen Onlinemedien zu teilen.

Er hat beispielsweise auch keine Scham in einem Café offen mit einem Kumpel über die Attraktivität von Frauen zu diskutieren. Sein Vater Rocky dagegen zeigt eine ablehnende Haltung gegenüber der neuen Kultur. Er betont immer wieder die enorme Wichtigkeit von vorgetragenem Charme, Witz und Unnachgiebigkeit bei einem Gespräch mit einer Frau. Er ist sich sicher, dass er ganz anders denkt als sein Sohn Thorben.

Zielstrebig und etwas eingebildet versucht er seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Das Witzige an dem beschriebenen Szenario ist, dass Rocky und Thorben zwar anfänglich unterschiedliche Ausdrucksweise haben, im Laufe des Films jedoch immer näher aneinanderrücken. Ein schönes Zusammentreffen unterschiedlicher Generationen und Wertevorstellungen.

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Einerseits ist Fikkefuchs ein provokanter und grenzwertiger Film, der das sexuelle Empfinden zwischen Männern und Frauen darstellt und andererseits ist der Film eine witzige Auseinandersetzung mit einer seit Jahrzehnten andauernden Debatte über Dating beziehungsweise den korrekten Umgang mit Frauen.

Es ist wunderbar, dass Jan Henrik Stahlberg nicht mit dem gehobenen Zeigefinger auf eine gesellschaftliche Problematik hinweist, sondern vielmehr anhand von humorvollen und teilweise abstoßenden Einfällen dem Zuschauer selbst die Wahl lässt.

Der Zuschauer wird nicht dazu drangsaliert einer bestimmten Meinung zu folgen, sondern erfährt die Bedeutung von Sex für das individuelle Leben aus der Sicht des Mannes. Offen bleibt jedoch, ob der Film als soziale Kritik zu verstehen ist.

Schauspielerisch sind die Leistungen von Jan Henrik Stahlberg und Franz Rogowski, der besonders durch den Film Victoria (2015) bekannt wurde, ansehnlich. Beide spielen frei und ohne jeden Druck. Sie wirken größtenteils glaubhaft in ihren Aktionen und es entsteht zwischen beiden ein spezielles Vater-Sohn-Verhältnis.

Negativ angemerkt werden muss aber die merkwürdig erscheinende Perücke sowie der aufgepumpt wirkende Bauch Jan Henrik Stahlbergs in seiner Rolle des Rocky. Es ist nicht ganz nachvollziehbar warum die Figur Rocky so künstlich aufgebläht und abgehalftert wirken soll. Dennoch ist dies nur ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten witzigen, deutschen Komödie.

Insgesamt aber ist Fikkefucks eine gelungene Komödie, die ohne ein Blatt vor dem Mund gesellschaftliches Handeln beschreibt und trotz einiger Längen immer unterhaltsam bleibt.

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