Im Jahr 2014 jährte sich der Erste Weltkrieg zum 100. Mal. Ein Krieg, der durch Nichtigkeiten entstand und von Männern geführt wurde, die ihrer Diplomatie nicht mehr Herr wurden. Als er im Jahr 1918 endlich sein Ende fand, haben knapp 17 Millionen Menschen ihr Leben lassen müssen. Unter den Opfern waren jedoch nicht nur gestandene Männer – auch zahlreiche Kinder sollten niemals wieder nach Hause zurückkehren.
Um einer Generation ein Denkmal zu setzen, die Zeuge des Kriegschaos wurde und das schon in jungen Jahren, wurde 2014 die Mini-Serie Generation der Verdammten realisiert. In vier Folgen und 180 Minuten sieht der Zuschauer die Kriegswirren durch die Augen von Kindern, die bewaffnet an der Front um Leben und Tod kämpfen müssen.
Dabei stach zu Beginn die Euphorie noch die Angst aus. Vor Weihnachten wollte man mit seinen Jugendfreunden wieder in der Heimat sein, als Sieger, und den Damen den Hof machen und mit seinen Kriegsgeschichten prahlen.
Europa 1914: Der Krieg bricht aus und jeder will für sein Land und den Frieden kämpfen. Unter den Rekruten sind unter anderem zahlreiche Minderjährige, die gegen den Willen ihrer Eltern den Dienst an der Waffe annehmen. Auch die beiden 17-jährigen Michael und Thomas gehören dazu. Obwohl sie sich sehr ähnlich sind, werden sie sich auf dem Schlachtfeld als Feinde begegnen – Michael ist Deutscher, Thomas Engländer.
Die Erwartungen der beiden Jungen werden schnell von der harten Realität zerstört. Statt des erwarteten Heldentums geraten sie in die Hölle des Weltkrieges. Statt Ruhm und Ehre landen sie im Schmutz und Schützengräben. Giftgas und endloses Sterben ist ihr täglicher Begleiter. Und ein Ende von all dem Leid scheint immer mehr in weite Ferne zu rücken.
BBC, die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs, produzierte zum 100. Jahrestag des ersten Weltkrieges die aufwendige Historien-Serie und vermeidet bewusst ein einfaches Schwarz-Weiß-Denken. Es ist nicht einfach Gut gegen Böse. Die Serie erzählt aus dem Blickwinkel zweier junger Rekruten, aus Deutschland und Großbritannien. Als Handlung dienen dabei die Erzählungen damaliger Soldaten und Zeitzeugen, die rahmend immer wieder zu Wort kommen und dem Gesamtwerk einen emotionalen Aspekt sowie brutale Ehrlichkeit verleihen. Offen berichten die Männer von ihrer Angst, ihrem ersten Mord und der anschließenden Schande, die sie empfunden haben.
Was die Schauspieler des Films angeht, fokussiert sich die Mini-Serie Generation der Verdammten auf Patrick Gibson, in der Rolle des Thomas und Jack Lowden, in der Rolle des Michael. Während erster ein eher unbeschriebenes Blatt ist, könnte man Lowden aus Werken wie Dunkirk (2017) oder England Is Mine (2017) kennen. So sehr sich die Geschichte der beiden jungen Rekruten inhaltlich ähnelt, hätte man bei der äußerlichen Erscheinung auf etwas mehr Varianz setzen können. Gerade zu Beginn der Serie verwechselt man beide Soldaten oftmals und erst wenn sie in ihren Uniformen stecken, wird es leichter mit der Wiedererkennung. Schauspielerisch agieren beide Protagonisten auf einem soliden Niveau für eine TV-Produktion.
Was etwas störend aufstößt ist leider die deutsche Synchronisation, die vor allem bei den Zeitzeugen einen verstärkt dokumentarischen Charakter aufweist und somit den filmischen Stil zu stark bricht. Auch die Handlung hätte etwas mehr Abwechslung als Krieg und Liebe aufweisen können, beschränkt sich aber durchgehend auf die funktionierenden Mittel und setzt auf bekannte Elemente. Hinzu kommt ein Soundtrack, der ungewollt Bilder von Hobbits im Auenland vor dem geistigen Auge wachruft und besonders in dramatischen Szenen teils unpassend platziert wirkt.
Wo die Ansätze der Serie sehr gut funktionieren und eine Generation in den Mittelpunkt gerückt wird, die mit einem vollkommen verkehrten Bild des Krieges loszieht, scheitert Generation der Verdammten an einigen Feinheiten und versinkt dadurch etwas im Mittelmaß. Etwas mehr Vielfalt in der Erzählstruktur hätten dem Werk sicherlich geholfen.
Regie: Brendan Maher
Drehbuch: Tony Jordan
Musik: John Lunn
Darsteller: Patrick Gibson, Jack Lowden, Ben McGregor, Matthew Aubrey, Felix Auer, Adam Long, Wilf Scolding, Charles Furness