Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott (2017) | Filmkritik

Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott

Mit einem Absatz zwischen 2 und 3 Milliarden Büchern ist die Bibel einsamer Spitzenreiter der Bestsellerliste der Bücher. Die Mao-Bibel, der Koran oder das Manifest der Kommunistischen Partei müssen sich gegen die Schrift von ca. 40 Autoren mit den folgenden Plätzen begnügen.

Im Jahr 2007 erschien mit Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott (Originaltitel: The Shack) ein Roman des kanadischen Autors William P. Young, welches weltweit zwar „nur“ 22 Millionen Exemplare absetzen konnte, aber vielen Lesern eine inspirierende Botschaft vermittelte und eigene Erfahrungen des Autors mit den Themen Missbrauch und Leid verarbeitet.

Zehn Jahre später folgte die filmische Umsetzung des Buches unter der Regie von Stuart Hazeldine, der abseits von zwei kleineren Produktionen wenig nennenswerte Werke aufweisen kann. Mit Die Hütte versammelte er jedoch einen namhaften Cast für die bewegende Geschichte rund um die Figur Mackenzie Allen Philips.

Die Familie Phillips führt ein sorgenfreies Leben. Vater Mackenzie (Sam Worthington), der von vielen einfach nur Mack genannt wird, lebt zusammen mit seiner Frau Nan (Radha Mitchell) und seinen drei Kindern, Sohn Josh (Gage Munroe) und den Töchtern Kate (Megan Charpentier) und Missy (Amélie Eve) ein behutsames Leben. Während eines Campingurlaubes, an dem Nan aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen konnte, geschah jedoch der Schicksalsschlag, der das Leben der gesamten Familie für immer verändern sollte.

Während eines sonnigen Tages machen sich Josh und Kate auf, um mit einem Boot über den anliegenden See zu paddeln. Mack und seine jüngste Tochter hingegen sitzen derweil am Campingwagen und genießen die Landschaft und malen gemeinsam Bilder. Plötzlich ertönt jedoch ein schrei und das Boot beginnt auf See zu schaukeln, wobei Josh das Gleichgewicht verliert und ins Wasser fällt. Mack eilt zur Hilfe und schafft es seinen bewusstlosen Sohn zu retten.

Nach dieser Tat begibt er sich umgehend zurück zum Wohnwagen, um Tochter Missy zum Rest der Familie zu holen, doch fortan fehlt von ihr jede Spur.

Sofort wird die Polizei eingeschaltet und letztendlich findet man eine abgelegene Schutzhütte im Wald – nicht weit entfernt vom Campingplatz. Der Körper von Missy wird nicht gefunden, doch ihr Tod galt bei der Polizei als sicher. Ein Moment wird zur Ewigkeit und die Gedanken, die sich Mack seitdem macht, reißen ihn innerlich entzwei. Der Familienvater beginnt seinen Glauben zu hinterfragen; denn welcher Gott würde ein solches Leid zulassen?

Eines Tages jedoch findet er in seinem Briefkasten einen mysteriösen Zettel. Es ist eine Einladung in eben jene Hütte, in der man die letzten Spuren seiner Tochter fand. Als Absender nur das Wort „Papa”, der Spitzname seiner Frau für Gott. All die schmerzhaften Erinnerungen kommen erneut hoch.

Trotzdem packt Mack seine Sachen und bricht zu der Hütte auf, unsicher, was er dort finden wird. Es beginnt eine Reise zu sich selbst und ein Wochenende, das sein Leben erneut von Grund auf verändern wird.

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Wie schon anfangs erwähnt ist Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott ein Werk über die Verarbeitung von Schmerz und Leid, welchen man mit sich herumträgt. Die gesamte Story dreht sich um das Schicksal und den Glauben von Mackenzie Allen Philips, der von Schauspieler Sam Worthington dargestellt wird, den man als Schwert schwingenden Perseus in Kampf der Titanen (2010) oder Rollstuhl-Na’vi aus Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009) kennen mag. Wo sein Schauspiel recht passend den Film unterstützt, sind seine Handlungen teils etwas fragwürdig und unfreiwillig komisch.

Wer ein Wochenende mit Gott, Jesus und Sarayu, dem Wind verbringt, sollte sich eigentlich nicht wundern, warum er über das Wasser laufen kann oder Blumen wachsen lässt. Neben diesen idiotischen Fragen ist die einzige relevante Frage die aufkommt die Theodizee-Frage und die Suche nach einer Erklärung, ob Gott Allmacht oder Güte besitzt. Mit einer Antwort auf die wohl wichtigste Frage des Films tut sich der Film allerdings schwer und lässt den Zuschauer schlussendlich ohne wirkliche Erkenntnis zurück.

Auch die Tatsache, dass der Hauptdarsteller Mack seinen eigenen Vater ermordet hat, wird lediglich in Kürze abgehandelt und erzwungene Versöhnung ist letztendlich dann doch etwas zu viel des Guten. In den drei religiösen Rollen sehen wir Oscar-Preisträgerin Octavia Spencer (The Help) als schwarzer Papa/Gott sowie den israelischen Darsteller Avraham Aviv Alush als Jesus und das japanische Model Sumire Matsubara als Sarayu. Besonders von der gestandenen Dame Spencer hätte man deutlich mehr Präsenz erwartet, aber wirklich viel Zeit verbringt sie nicht auf der Leinwand und überlässt die Arbeit lieber ihrem Sohn Jesus.

Was die Geschichte betrifft ist die Botschaft des Films, dass Verlust ein Schicksalsschlag ist, den man nur schwer verkraftet aber am Ende doch ein Silberstreifen zu sein scheint. Bei dem Ende des Films distanziert sich der Film aber leider vom Buch, wodurch die Auflösung doch etwas sehr verändert wird. Aber alles in allem ist es nicht diese abschließende Änderung, sondern das Gesamtpaket, welches Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott deutlich zu plump und kitschig werden lässt. Die Bibel bleibt am Ende dann doch die bessere Wahl in der Bücherei und auch ihre filmischen Umsetzungen machen das Rennen.

Regie: Stuart Hazeldine
Drehbuch: John Fusco, Andrew Lanham, Destin Cretton
Musik: Aaron Zigman
Darsteller: Sam Worthington, Octavia Spencer, Avraham Aviv Alush, Radha Mitchell, Alice Braga, Graham Greene, Tim McGraw, Sumire Matsubara

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