Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 (2010) | Filmkritik

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1

Der Einfluss von Lord Voldemort (Ralph Fiennes) auf die Zauberwelt wächst unaufhaltbar und auch das Zaubereiministerium steht bereits unter seiner Kontrolle. Währendessen planen die Mitglieder des „Orden des Phönix“ Harry Potter (Daniel Radcliffe) aus dem Ligusterweg zu transportieren, da er dort nicht mehr in Sicherheit haust. Nach einem kurzen Abschied von seinem Onkel Vernon, seiner Tante Petunia und seinem Cousin Dudley, begeben sich Harry und seine Eskorte auf den Weg. Überraschend werden sie dabei jedoch von einer Truppe Todessern attackiert, welche präzise über den Zeitpunkt der Abreise Bescheid wussten.

Nach einer rasanten Flucht und einigen Opfern gelangen die meisten zum Schutzgebiet beim Fuchsbau, dem Haus der Familie Weasley. Dort laufen zur Zeit die Vorbereitungen der Hochzeit von Bill Weasley (Domhnall Gleeson) und Fleur Delacour (Clémence Poésy) auf Hochtouren. Wenige Tage später stattet ebenfalls der Zaubereiminister Rufus Scrimgeour (Bill Nighy) dem Bau einen Besuch ab. Er verliest den letzten Willen von Albus Dumbledores und überreicht Harry, Ron und Hermine ihr Erbe: Ron erhält den Deluminator, welcher das Licht einfangen kann, Hermine das Kinderbuch „Die Märchen von Beedle dem Barden“ und Harry Potter den goldenen Schnatz aus seinem ersten Quidditch-Spiel. Außerdem soll er das Schwert von Godric Gryffindor erhalten. Dieses wurde jedoch gestohlen und niemand weiß, wo es sich befindet. Bei der anschließenden Hochzeitsfeier kommt es zu einem jähen Ende, als bekannt wird, dass Todesser einen Angriff auf das Versteck planen. In letzter Sekunde fliehen Harry, Ron und Hermine. Auf sich allein gestellt, planen die drei Zauberlehrlinge nun das Werk von Dumbledore fortzusetzen und die Horkruxe des dunklen Lords, welche ihn am Leben erhalten, zu zerstören. Dabei stellen sich ihnen jedoch nicht nur die dunklen Zauberer in den Weg, auch die Stimmung untereinandern schlägt schon bald um und Streiterein stellen die Freunde vor ein noch größeres Problem. Wie stark ist ihre Freundschaft?

Die lange Reise rund um Harry Potter und all seinen Begleitern neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Mittlerweile wurde der letzte von sieben Bänden verfilmt und der erste Teil des Zweiteilers ist nun im Kino erschienen. Dabei treffen wir wie jedes Jahr auf die altbekannten Schauspieler, magischen Orte und erleben auch viele neue zauberhafte Spielereien.

Jeder der die Filme seit dem ersten Teil Harry Potter und der Stein der Weisen aus dem Jahr 2001 verfolgt, hat sicher schon festgestellt, dass die einst kindlichen Hauptakteure schon lange aus ihren Zauberumhängen herausgewachsen sind und sich nun mit ernsteren Problemen auseinandersetzen müssen. Waren es am Anfang noch die Lehrer an ihrer Schule Hogwarts oder andere Monster, welche die Zauberlehrlinge bedrohten, ist es nun der wiedererstarkte Lord Voldemort, der mächtigste Zauberer aller Zeiten höchstpersönlich, der den drei Freunde nach dem Leben trachtet. Im Mittelpunkt steht dabei wie gewohnt Schauspieler Daniel Radcliff in der Rolle des Harry Potter. Dieser hat nach vielen Jahren als Junge mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn schon eine gewisse Routine für diese Rolle entwickelt. Überraschungen gibt es bei seiner Leistung also keine. Ebenso seine Leinwandpartner Rupert Grint und Emma Watson sind mit ihren Rollen, als schusseliger Freund und besserwisserische Begleiterin aufgewachsen. In gewohnter Manier präsentiert uns das Trio also erneut den gefährlichen Weg ihres Kampfes gegen den bösen Zauberer.

Wie schon in allen vorherigen Teilen sind es die bravourösen Nebendarsteller, welche mit ihren Auftritten für einen schauspielerischen Aufschwung beitragen. In den Vorjahren führte diese Front stetig Alan Rickman als finsterer Professor Severus Snape an. In Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 hat er nun leider kaum Leinwandpräsenz erhalten und taucht nur in wenigen Szenen auf. Ersatz ist aber schnell gefunden. So überzeugt bereits zu Beginn des Films Bill Nighy in der Rolle des Zaubereiministers Rufus Scrimgeour mit einer glanzvollen Leistung. Den denkwürdigsten Auftritt bietet jedoch Rhys Ifans in der Rolle des exzentrischen Vaters Xenophilius Lovegood, welcher die Sorge um Tochter Luna außerordentlich gekonnt darzustellen weiß. Mit einer Stimmung zwischen Angst, Wahn und Kummer übertrumpft er dabei den restlichen Cast.

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Der große Unterschied zu den Vorgänger ist bei Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 nicht der fehlende Schulunterricht, die nicht vorhandenen Quiddich-Spiele oder die kindlichen Liebelein, sondern durch die Aufteilung des Buches in zwei Teile ist es Regisseur David Yates nun erstmals möglich einen ausführlichen und langsamen Erzählstil zu verfolgen. Diese Tatsache wäre bei seinen Verfilmungen von Harry Potter und der Orden des Phönix und Harry Potter und der Halbblutprinz, welche den Tiefpunkt der Reihe bilden, wünschenswert gewesen. Denn tatsächlich schafft er es nun wichtige Stationen der Geschichte zu erzählen und die Gefühlswelt der Charaktere stärker zu beleuchten.

Die vielen Längen des Films kann man ihm dabei nicht vorwerfen, denn dieses Manko hatte bereits das Buch, welches sich über etliche Seiten wie Kaugummi zog, bevor die eigentliche Handlung griff und in einem spektakulären Finale endete. Dennoch schafft es der Film bei einer Laufzeit von insgesamt 147 Minuten wichtige Erklärungen wegzulassen. Ein Beispiel dafür ist das Radio, welches durchgehend mitteilt wer den Todessern zum Opfer gefallen ist. Der Zuschauer erhält keine Erklärung zu diesem Thema und somit ist das Buch als Hintergrundwissen wie immer eine Pflichtlektüre. Auf der anderen Seite wird aber das Märchen der drei Brüder attraktiv in Szene gesetzt. Mit einer Mischung aus dunklen Gothic-Elementen und einer spannenden Geschichte, bildet diese Szene einen Höhepunkt des Films und gibt eine ausführliche Erklärung zum Ursprung des Elderstabs, dem Stein der Auferstehung und dem Tarnumhang. Ein weiterer Schwachpunkt des Films ist leider der rasante Beginn. Eine schnelle und effektvolle Verfolgungsjagd verspricht zunächst Action und Spannung. Diese Punkte werden auch eingehalten, es sterben jedoch bereits nach wenigen Minuten treue Begleiter, welche der Zuschauer jahrelang verfolgt hat, ohne das ein Anzeichen von Emotionen aufgebaut wurde. Erst Hauself Dobby schafft es am Ende des Films den Kinogänger zu bewegen.

Insgesamt haben die Nebencharaktere recht wenig Anteil am Film, denn im Fokus stehen überwiegen Harry, Ron und Hermine. Begleitet werden sie von einer düsteren und drückenden Atmosphäre, welche die Anstrengungen der Protagonisten widerspiegeln soll. Waren es am Anfang der Reihe noch bunte Kulissen, leuchtende Zaubersprüche und schrille Charaktere, ist es nun ein durchgehendes Gefühl von Einsamkeit, welches den Zuschauer überkommt. Dieser Aspekt tut dem Film jedoch richtig gut und bringt einen näher an die Gefühlswelt der Charaktere heran. Man schließt sich der Gruppe auf ihrer Flucht an und teilt ihre zwischenmenschlichen Probleme. Das beklemmende Gefühl eines Harry Potter und der Gefangene von Askaban wird dabei jedoch nicht einmal ansatzweise erreicht und so reiht sich der neue Harry Potter-Teil leider nur im Mittelfeld der Saga ein.

Regie: David Yates
Drehbuch: Joanne K. Rowling (Romanvorlage), Steve Kloves (Drehbuch)
Musik: Alexandre Desplat
Schauspieler: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Bonnie Wright, Alan Rickman, Helena Bonham Carter, Jim Broadbent, Jamie Campbell Bower, Robbie Coltrane, Warwick Davis, Tom Felton, Ralph Fiennes, Michael Gambon, Rhys Ifans, Bill Nighy

Handlung:

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