Wieder einmal bringt Ice Cube ein Action-Franchise auf das nächste Level. Der erste Teil Ride Along (2014) wurde zwar von den Kritikern verschmäht, war aber an den Kinokassen derart erfolgreich, dass Universal Pictures bereits einen Monat nach Kinostart die Fortsetzung Ride Along: Next Level Miami (2016) ankündigte.
Im ersten Teil musste der Möchtegern Cop Ben Barber (Kevin Hart) noch James Payton (Ice Cube), dem Bruder seiner Freundin Angela (Tika Sumpter) beweisen, dass er das Zeug hat sein Schwager zu werden. Aber auch wenn man den ersten Teil nicht gesehen hat, ist es wohl kein großer Spoiler zu sagen, dass er es im Endeffekt trotz vieler Pannen und seinem vorlauten Mundwerk schaffte James seinen Wert zu beweisen. In der Fortsetzung nun soll sich der grimmige Einzelgänger James, für erneut Regisseur Tim Story hinter die Kamera trat, auf eine wichtige Mission nach Miami begeben.
Ben Barber, mittlerweile eifriger Streifenpolizist und sich schon in der Rolle als Detective sehend, möchte davon natürlich nicht ausgeschlossen werden. Trotz anstehender Hochzeit mit Angela begeben sich also die beiden zukünftigen Schwager ins sonnige Florida, um den Hacker Bone Machine zu finden, der mächtigen Gangstern ihre Daten verschlüsselt.
Unter diesem Pseudonym finden sie den nervösen AJ (Ken Jeong), der von einem Gangsterboss (Benjamin Bratt), wessen Geld er gestohlen hat, gesucht wird. Zusammen mit Maya (Olivia Munn), einem heißen Cop aus Miami, versuchen die drei die Identität des Gangsters aufzudecken ohne dabei ihren Job oder gar ihr Leben zu verlieren.
Next Level Miami folgt dabei wieder dem Erfolgsrezept des Vorgängers. Klar sieht man aber, dass dem Film das höhere Budget gut getan hat; das sonnige Miami gibt eine gute Kulisse ab und wirkt edler als das düstere Atlanta des ersten Teils. Auch die Actionszenen sind größer und schon nah an den Vorreitern des Genres; extravagante Partys, teure Autos und eine große Materialschlacht beim Showdown sind schon fast wie bei den ganz Großen des Genres, von denen sich der Film zudem viele Elemente humorvoll entliehen hat.
Ride Along 2 erhebt jedoch niemals selber den Anspruch ein seriöser Action- oder Agentenfilm zu sein: Trotz vieler Hochglanzelemente bleibt es standhaft eine Komödie, in der jede Action von sarkastischen Sprüchen begleitet wird. Auch einige Slapstick Szenen und besonders stumpfer Humor entlocken dem Zuschauer ab und zu einen Lacher. Manche, besonders vom Maulhelden Ben Barber, sind aber so unlustig, dass man James häufige Genervtheit sehr gut nachvollziehen kann.
„Hörst du dir hin und wieder an was dir aus dem Mund fliegt?“ beschwert er sich und spricht damit unabsichtlich das größte Argument für und gegen diese Action-Komödie an: die Dialoge.
Während im ersten Film der vom Stand-up Comedian Kevin Hart gespielte Ben Barber gefühlt 90% des Textes hatte und in irrwitziger Geschwindigkeit Blödsinn von sich gab, teilt er ihn sich hier wenigstens mit einem weiteren Charakter, der sich sehr witzig fühlt: AJ. Auch James bekam mit Maya Unterstützung auf der grimmig-ruhigen Seite des Teams. Doch während Ice Cube durch den ersten Teil schon Übung im genervt und vernichtend Gucken bekommen zu haben schien, wirkt Olivia Munn meist blass und irgendwie verständnislos, wenn Ben und auch AJ versuchen sich durch Gelaber wichtig zu machen.
Ben wird den Film über weiter als naiv, tollpatschig, und kindisch dargestellt, zum Beispiel bei seinen teilweise lächerlichen Outfits. Seine häufigen Anspielungen aus dem Nerd-Repertoire, die sich ja auch im Titel niedergeschlagen haben (Next Level: sich auf Level in einem Videospiel beziehend) können deshalb auch nur andere Videospieler verstehen, an die sich der Film damit verstärkt richtet. Dass Ben nur mit der Kenntnis von Waffen oder Fahrkünsten aus Videospielen jedoch reale Situationen lösen kann, könnte für diese schon wieder aufgesetzt und unrealistisch wirken.
Solche eigentlich interessanten Experimente oder die 0815-Gangsterboss-entlarven-Geschichte sind jedoch nicht die Gründe diesen Film zu anzuschauen, sondern die witzigen Buddy-Cop Szenen von Ice Cube und Kevin Hart.
James (Ice Cube) als tougher Cop wird immer noch vom vorlauten Ben (Kevin Hart) mit dessen Eskapaden genervt, jedoch beginnt er sich langsam zu öffnen, besonders bei Maya, die er gleich als verwandten Geist kennenlernt. Neben dieser subtilen Charakterentwicklung wird die Kombination der beiden auch durch die anderen Charaktere merklich aufgelockert und Ben hat kaum noch wirklich nervende Monologe.Weiter passt sowohl die Musik mit vielen bekannten Pop- und Rap-Songs gut zur lockeren Atmosphäre des Films und seinen coolen Bildern. Der Schwerpunkt der Spannung liegt bei Ben und auf der nächsten, lustigen Idee, auf die er kommt. Der Zuschauer hat deshalb nur nie wirklich das Gefühl, dass die Hauptcharaktere in Lebensgefahr sind, da allen Gefahren immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen begegnet wird. Auch die Story entwickelt sich mit genau dieser Methode weiter: Sobald neue Situationen für Gags nötig sind, fällt der Gruppe plötzlich ein neuer Zusammenhang im Fall auf oder jemand merkt, dass er die lange benötigte Information schon längst besitzt.
Originell mag die Story nicht sein, aber dank der guten Gags und einer Menge erfüllten und ins lächerliche gezogenen Klischees unterhält der Film sehr gut mit seinem Witz. Ben und James arbeiten besser zusammen als im ersten Teil, wodurch die gemeinsamen Szenen nicht mehr so gestellt wirken. Nicht groß erwähnenswert ist leider ihr Gegenspieler in Miami, Antonio Pope. Reich, skrupellos und machthungrig mit einem makellosen Image in der Öffentlichkeit ist es ein Antagonist so stereotypisch wie nur irgendwie möglich, dem Benjamin Bratt nach der Eröffnungsszene auch kein interessanteres Flair mehr verleihen kann.
Ride Along 2: Next Level Miami nutzt viele stereotypische Charaktere, wie auch den nervösen Asiaten AJ mit seinen Fetischen, aber immer mit einem ironischen Unterton. Die Komödie steht hier klar im Vordergrund vor dem Drama. Ein eifriger Kevin Hart und sein cooler Gegenpart Ice Cube halten diese Action-Komödie über Cops interessant und man bekommt genau das was man erwartet hat: Spritzige Dialoge zwischen zwei bekannten Schauspielern und solide Actionszenen in einem hübschen, aber austauschbaren Szenario in Miami.
Regie: Tim Story
Drehbuch: Phil Hay, Matt Manfredi
Musik: Christopher Lennertz
Darsteller: Ice Cube, Kevin Hart, Ken Jeong, Benjamin Bratt, Olivia Munn, Bruce McGill, Tika Sumpter
Bildrechte: Universal Pictures