Creed – Rocky’s Legacy (2015) | Filmkritik

Adonis „Donnie“ Johnson (Michael B. Jordan) ist der Sohn des berühmten Schwergewichtsweltmeisters Apollo Creed, welcher in einem Boxkampf in Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts (1985) gegen Ivan Drago ums Leben kam. Adonis wurde erst nach dem Tod seines Vaters geboren und lernte diesen daher nie kennen. Aber die Leidenschaft für den Boxkampf flammt auch in Adonis auf und so möchte er in die Fußstapfen seines Vaters treten. Und für seinen Traum ist er bereit alles aufzugeben.

Er lässt seinen gut bezahlten Job in einem großen Unternehmen in Los Angeles hinter sich und sucht in Philladelphia einen Mentor. Diesen findet er im ehemaligen Schwergewichtsweltmeister und guten Freund seines Vaters, Rocky Balboa (Sylvester Stallone). Rocky lebt jedoch mittlerweile alleine und betreibt in aller Ruhe sein Restaurant, mit dem Boxen hat er nicht mehr viel am Hut. Doch Rocky nimmt den jungen Adonis unter seine Fittiche und möchte ihm helfen den Titelkampf erfolgreich zu bestreiten. Aber der Weg ist lang und seine Gegner scheinen übermächtig, sogar stärker als die seines Vaters. Außerdem muss Adonis erst noch beweisen, ob er überhaupt das Zeug zum Schwergewichtsboxer hat.

Creed – Rockys Legacy ist ein US-amerikanischer Boxerfilm aus dem Jahre 2015, der unter der Regie von Ryan Coogler (Nächster Halt: Fruitvale Station) entstand. Der Film setzt nach den sechs Filmen über die Boxlegende Rocky Balboa an und ist ein Spin-Off der Reihe. Nach den zahlreichen Wiederbelebungen 2015, unter anderem Jurassic Wold, Star Wars: Das Erwachen Macht und Terminator: Genisys, wird auch mit Creed – Rockys Legacy eine erfolgreiche Filmreihe fortgeführt.

Dieses Mal wählten die Drehbuchautoren die Spin-Off Variante. Dies besagt, dass eine Figur aus den Rocky Filmen einen eigenen Film spendiert bekommt, obwohl dies nur indirekt zutrifft, da Adonis Johnson in keinem der vorherigen Filme mitgespielt hat. Einzig und allein sein Vater, Apollo Creed, war in vier der sechs Rocky Filme zu sehen. Nichts desto trotz ist dieser Film ein weiterer Versuch eine alte Geschichte neu zu erzählen, was in Hollywood in den letzten Jahren mehr als üblich zu sein scheint.

Für Boxerfilme ist das vielleicht am wenigsten bedeutend, da die simple Geschichte eines Underdogs nun mal die klassischste Variante der Boxergeschichten darstellt. Bei Filmen wie zuletzt Terminator: Genisys fiel dieses Konzept einer Fortsetzung durch. Doch Creed zeigt den vielen Filmen und unzähligen Fortsetzungen wie man dieses Konzept umsetzt. Nun setzt man auf eine neue Figur und behandelt die alten Rocky Filme mit großem Respekt. Die afroamerikanische Kultur ersetzt die einstige Italo-Amerikanische, statt klassischer Pop-Musik wird Hip Hop gespielt, statt fünf rohen Eiern morgens vor dem Training macht Rocky sich morgens ein paar Spiegeleier.

Diesen Austausch von Elementen wählten die Drehbuchautoren bewusst und dies ohne die alten Elemente zu karikieren, wie es im Marvel Universum so oft der Fall ist. Die graue Trainingshose ist bei Rocky immer noch in Mode und sein Hut natürlich auch, jedoch hat sich vieles um ihn herum verändert. Dieser Feinschliff im Drehbuch sorgt für eine begeisternde Fortsetzung.

Die ansonsten typische Boxhandlung überrascht durch einige gut gesetzte Gags. Außerdem ist der Boxer, Donnie Johnson, dieses Mal schon wohlhabend, anders als Rocky Balboa, der in den 1970ern als absoluter Underdog ohne Geld eine Chance auf den Weltmeistergürtel bekam. Dies deutet daraufhin, dass er nicht einen Beruf mit guten wirtschaftlichen Vorzügen haben möchte, sondern, dass er das macht, was er schon immer machen wollte, Boxen.

Der Film überzeugt jedoch auch durch atemberaubende Boxszenen, mit einer der vielleicht besten Szenen aller Zeiten des Genres. Zuletzt zeigte schon der Film Southpaw, wie gut Boxszenen sein können, doch Creed setzt noch einen drauf. Der Kameramann, Maryse Alberti, filmt die Kämpfe so, als ob der Zuschauer selbst im Ring stehen würde. Die Kamera fühlt sich an wie der Punchingball des Boxers. Die Bilder und die gut choreografierten Kämpfe überzeugen und bewegen.

Regisseur Ryan Coogler, der laut eigenen Aussagen, aus persönlicher Motivation diesen Film drehen wollte, zeigt sein wahres Talent und filmt 133 Minuten pure Unterhaltung. Die schauspielerischen Leistungen von Michael B. Jordan (The Wire) und von Tessa Thompson (Selma) sind mehr als überzeugend. Die physische Präsenz von Michael B. Jordan ist hervorragend und seine intensive Darstellung des Boxers bewegt einen. Das mit Abstand beste an Creed ist jedoch Sylvester Stallone. Der mittlerweile 69 Jahre alte Schauspieler, der früher noch The Italien Stallion war, konnte in vielen Jahren seiner Karriere auf Grund von schwachen Drehbüchern oder schlechter Regie nie frei aufspielen und erhielt viel negative Kritik dank seiner Darstellung.

Teilweise war diese Kritik berechtigt, da Stallone manchmal auch selbst verantwortlich für das Drehbuch und die Regie war, jedoch hat er 1976 mit Rocky ein neues Genre geschaffen und durch sein Engagement unzählige Filme ausgelöst. Dieses Engagement war für ganz Hollywood der Beginn einer neuen Reihe. In Creed spielt Sylvester Stallone hervorragend und überzeugt nun nicht mehr als aktiver Boxer, sondern vielmehr als guter Schauspieler, was durch die Jahre in Vergessenheit geraten ist. Seine Darstellung ist intensiv und sehr bewegend, so dass ihm 2016 der Golden Globe als bester Nebendarsteller verliehen wurde und das absolut verdient. Der Oscar wäre sicherlich angemessen.

Insgesamt ist Creed ein fesselnder Boxfilm, der durch spektakuläre Kämpfe, einen hervorragenden Sylvester Stallone und viel Herz begeistert und der eine klare Empfehlung wert ist.

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1 Kommentar(e)

Lars 29. Mai 2016 - 23:16
Sehe ich genauso. Ein wirklich gelungener Film in dem Sich Stallone zurückhält um Michael B. Jordan das Zepter zu überreichen. Ich bin gespannt, ob Creed noch weitere Kämpfe durchzustehen hat. Zu wünschen wäre es.
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