Armageddon of the Living Dead (2008) | Filmkritik

Armageddon of the Living Dead

Das Horror-Genre wird vorwiegend von Werken aus den USA, Großbritannien, Japan, Italien, Frankreich und seit einigen Jahre auch Spanien dominiert. Andere Länder werfen zwar immer mal wieder den ein oder anderen Film in den Pool, aber um aus der Masse herauszustechen, muss den Film schon etwas wirklich innovatives oder atemberaubendes ausmachen.

Es lässt sich nun diskutieren, ob Eternal Blood (Originaltitel: Sangre Eterna) aus dem Jahr 2002 so ein Film ist. Aber nicht leugnen lässt sich, dass der Streifen des chilenischen Regisseurs Jorge Olguín in Windeseile zum Kult und einem der erfolgreichsten lateinamerikanischen Horrorfilme wurde. Der Vampirfilm konnte mir seinen psychologischen Wendungen, in einer Welt aus der Goth Subkultur und Rollenspielen, überzeugen und machte auch den bekannten Regisseur Guillermo del Toro auf sich aufmerksam.

Als Produzent stieg er in das nächste Projekt Olguíns ein, welches mit einem Budget von zwei Millionen US-Dollar der teuerste chilenische Film wurde. Doch während man auf den Beginn der Produktion von The Call of the Seavampire wartete, drehte Olguíns innerhalb von sieben Tagen und mit einem Budget von letztendlich knapp 200.000 US-Dollar noch den Film Armageddon of the Living Dead (Originaltitel: Solos | englischer Titel: Descendents), welchen man jedoch bitte nicht mit dem Oscar-prämierten The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten (2011) mit einem A anstatt einem E und George Clooney in der Hauptrolle verwechseln sollte.

In einer unbekannten Zukunft hat es die Menschheit mal wieder geschafft den Planeten zu zerstören. In dem nun vergifteten Wasser und der verpesteten Luft macht sich ein Virus breit, das die Menschen, die mit ihm in Berührung kommen, in willenlose Zombies verwandelt. Nur wenige haben überlebt und als bereits alles verloren scheint werden plötzlich Kinder mit merkwürdigen Malen am Hals geboren, welche gegen den Virus immun sind. Camille (Carolina Andrade), ein neunjähriges Mädchen, ist eines dieser Kinder, welches sich den veränderten, lebensfeindlichen Umständen angepasst hat. Sie befindet sich auf dem Weg zum Meer, wo sie sich eine neue Heimat erhofft. Zudem entdeckt Camille auf ihrer Reise, dass sie und andere Kinder den immer wieder selben Traum teilen. Eine Vision von Freiheit und dem Meer. Zusammen mit anderen Kindern macht sie sich also auf den gefährlichen Weg, immer auf der Hut vor den Zombies und den bewaffneten, paramilitärischen Einheiten, die ohne Rücksicht jeden ermorden, der vielleicht infiziert sein könnte.

Ich persönlich bin kein großer Zombie-Fan und außer an Zack Snyders Dawn of the Dead (2004) und Francis Lawrences I Am Legend (2007) könnte ich, abseits von einigen Zombie-Komödien, keine aktuellen Filme nennen, welche mein Interesse geweckt hätten. Olguíns Armageddon of the Living Dead ist, betrachtet am Budget, der Produktionsdauer und seinem Ursprungsland ein sicherlich ambitioniertes Projekt, welches versucht eine andere Perspektive zu bieten. Aus der Sicht eines jungen Kindes, welches sich den Gefahren dieser postapokalyptischen Welt stellt. Ich kann mich persönlich nicht an einen Film dieses Genres erinnern, welcher diesen Schritt geht.

Doch abseits dieser lobenswerten Herangehensweise ist Armageddon of the Living Dead die reinste, absolute Qual. Das beginnt schon damit, dass im, von Camille gesprochenen, Prolog die gezeigten Bilder das unter anderen Umständen möglicherweise überraschende Ende spoilern, und wird gefolgt von einem Sehnerv vernichtenden grau-orange Filter, welcher dem Film dauerhaft auferlegt wurde. Diese Pein wird nur von einem noch unangenehmeren gelb-Filter übertroffen, welcher in den zahlreichen Rückblenden eingesetzt wird.

Da wären wir auch schon beim nächsten, vernichtenden Kritikpunkt. Die eigentliche Handlung des Films würde maximal für fünfzehn Minuten herhalten. Doch Regisseurs Jorge Olguín schafft es mit den genannten Rückblenden, endlosen einsamen Wanderungen und zig Wiederholungen zahlreicher Szenen, den Film auf unausstehliche 74 Minuten zu strecken. Wenn man einmal von den sinnfreien Flashbacks absieht, welche keinen nennenswerten Mehrwert zum Film beitragen, beobachtet man die gesamte Laufzeit des Films ein Mädchen, welches in grauer Einöde vor sich hertrottet. Und das vor dem genannten, grauenhaften grau Filter mit unnatürlich orange-grellem Himmel. Auch spricht Camille kaum eine Silbe.

Fast alles was wir von ihr hören sind Monologe und selbst diese erklären mehrfach nur bereits genanntes und werden schnell zu einem weiteren, nervtötenden Faktor. Hinzukommt das fehlende schauspielerische Talent der Hauptdarstellerin. Nicht ein einziges mal schafft es das kleine Mädchen die korrekten Emotionen zur korrekten Zeit zu zeigen. Wird sie von einem Zombie attackiert empfindet sie nicht etwa Angst, sondern starrt mit steinerner Mine in die Kamera. Auch ihr Versuch mehrmals zu weinen scheitert kläglich und am Ende hatte wohl auch Olguín die Geduld verloren und ihr einfach geraten, die Hände vor das Gesicht zu halten um immerhin den Anschein von Trauer zu überbringen. So schwer ist das nun wirklich nicht oder? Ich zumindest hatte nach dem Film ein brennendes Verlangen nach genau dieser Tat.

Doch wenn man von diesen Unzulänglichkeiten absieht darf man sich auf die komplette Abwesenheit von Spannung freuen. Diese ist zum größten Teil eine Folge der Tatsache, dass Camille nie wirklich in Gefahr ist, da sie ja immun gegen das Virus ist und die Zombies sie nicht deshalb nicht attackieren. Ja, ihr lest richtig. Die Zombies greifen das kleine, unschuldige, schutzlose Mädchen nicht an, weil dieses ja eh nicht infiziert werden kann. Zudem treffen wir auf die wohl schlechtesten Paramilitärs der Filmgeschichte, welche, obwohl sie wenige Sekunden vorher noch mit automatischen Gewehren aus hunderten Metern kleine Kinder niedergeschossen haben, die arme Camille aus zwei Metern nicht treffen können, sondern effektvoll ihre Munition an zahlreichen metallenen Objekten abprallen lassen.

Armageddon of the Living Dead beginnt in den ersten Minuten vielversprechend, und ich war wirklich kurz überrascht und voller Freude, aber sobald die Farbfilter einsetzen und Camille auf der Bildfläche erscheint darf man sich auf 74 langwierige, quälende Minuten vorbereiten. Und ich darf noch einmal fragen, und wer wirklich noch vor hat diesen Film zu schauen, sollte zum nächsten Absatz springen, da ich nun das Ende indirekt spoilern werde, wieso zur Hölle verrät man im Monolog bereits das Ende? Warum? Ich meine, da sieht man ein paar gemalte Bilder, welche das Meer zeigen, eine Krake und einen Wassermenschen, erfährt, dass sich Camille auf dem Weg zum Meer befindet und sieht plötzlich, dass dieses Mädchen am Hals über Klappen verfügt, welche mit etwas Fantasie wie Kiemen aussehen. D’oh! Also wirklich, es braucht keinen Atomphysiker, um sich nun das Ende auszumalen. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Der Film ist dieses typische Produkt einer Kurzfilm-Idee, welche aus unerfindlichen Gründen auf einen 74 Minuten Streifen gestreckt wurde. Erwähnenswert bleiben vielleicht noch die doch angenehm per CGI gestalteten Zombies, welche wie das Mädchen aus The Ring (2002) mit schneeweißem Gesicht für Angst sorgen sollen und effektvoll digitales Blut über den Bildschirm spucken. Aber neben dieser einen guten Tat bekommt man zusätzlich noch CGI Hubschrauber, CGI Kampfflieger und eine CGI Abschussszene geboten, welche jeden Mockbuster wie das Non plus ultra der cineastischen Kunst wirken lassen.

Armageddon of the Living Dead ist schlussendlich repetitive, verwirrende, langweilige Zeitverschwendung und wie der nette DVD-Aufdruck sagt „Wenn der Tod kommt, flüchten die Lebenden“, sollte man einen großen Bogen um diesen Streifen machen. Ach, und solltet ihr nicht schnell genug rennen, freut euch auf die längste Post-Credit-Szene der Filmgeschichte. Ich habe euch gewarnt!

Cast & Crew

Regie: Jorge Olguín
Drehbuch: Jorge Olguín, Carolina García
Musik: Claudio Perez
Darsteller: Karina Pizarro, Cristobal Barra, Patricia López

Bewertung

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